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Jungkook

Gespannt nahm ich den Brief zur Hand, der eine ganze Stunde unberührt auf dem Esstisch lag. Eine ganze Stunde starrte ich einfach nur stumm diesen weißen Umschlag an. "Willst du ihn nicht langsam öffnen, Kookie?" Behutsam streichelte mein Verlobter - das hörte sich so wunderschön an, wie ein Traum - über meinen Oberarm und setzte sich zu mir. Ein Seufzen entfloh mir. Egal, was in diesem Brief stehen wird, ich werde mich aufregen.

Ich atmete tief durch, nahm den Brief zur Hand. Meine Hände zitterten, als ich diesen öffnete. Ich wusste nicht genau, wieso ich so sensibel auf diesen reagierte. Es war doch nur ein unbedeutender Brief von meinen Eltern. Nur von Eomma und Appa, niemand wichtiges.

Es kostete mir einiges an Überwindung diesen Text auf dem Stück Papier zu lesen, doch ich schaffte es und das ohne durchzudrehen. "Was schrieben sie?" Ich faltete das Blatt wieder zusammen, schmiegte mich seufzten an Tae. "Sie fragen, wie es mir geht, was ich für einen Beruf erlernt habe und ob ich schon eine F-frau ge..geheiratet habe. Sie haben auch nach Yoongi gefragt, zumindest meine Mutter. Und.. sie fragen.. nach einem T..treffen.." Ich biss mir auf die Unterlippe.

Taehyung handelte sofort und zog mich in eine liebevolle Umarmung. Unbewusst schmiegte ich mich näher an seinen warmen Körper. "Möchtest du hingehen?", fragte er vorsichtig nach. Ich entnahm sogleich seine Unsicherheit aus der Stimme. War es ihm unangenehm so etwas zu fragen? "Ich bin mir nicht sicher.. ihre Worte kamen mir sehr oberflächlich rüber.."

"Du solltest dich mit ihnen treffen, Kookie. Du solltest endlich deinen wahren Vater kennenlernen und wer weiß, vielleicht bereuen beide ihre Taten? Außerdem darfst du nicht vergessen, dass sie vor wenigen Monaten Großeltern wurden. Sie sollten Misaki kennenlernen, findest du nicht? Ich gehe natürlich mit und stehe dir zur Seite."

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Und so kam es, dass wir wenige Tage später in einem gemütlichen Cafè saßen und uns alle vier anschwiegen. Taehyung hielt sein Versprechen und hielt fest meine Hand, auf dem anderen Arm lag unsere Tochter, die friedlich am schlafen war und von dem allem nichts mitbekam. Gegenüber von uns saßen meine Mutter und mein Vater, den ich heute zum ersten Mal in meinem Leben zu Gesicht bekam. Er hatte mich, ohne zu zögern, in seine Arme gezogen. Zu Beginn war mir das unangenehm, da ich diesen Mann nicht kannte - er war mir fremd, aber nun spürte ich ein Gefühl von Glück und Neugier. Ich wollte diesen Mann besser kennenlernen.

Neben ihm saß meine Mutter, die angewidert Taehyung und Misaki musterte. Sie wird sich wohl niemals ändern. "Wie geht es dir, mein Sohn?", begann nun endlich mein Vater das Gespräch.

"Mir geht es sehr gut. Mein Leben könnte nicht besser verlaufen." Ich platzte fast vor stolz, als ich diese Worte aussprach und dabei Tae anlächelte, der er nur allzu gern erwiderte. "Und wer sind die beiden?" Neugierig beäugte er meinen Verlobten.

"Das ist Taehyung, mein Verlobter und Misaki unsere Tochter." Appa nickte verstehend und schenkte ihnen ein freundliches Lächeln. "Es freut mich, dass du jemanden gefunden hast, denn du über alles liebst und sogar schon ein wunderschönes Baby hast." Und damit hatte er mich. Er akzeptierte einfach meine Homosexualität, akzeptierte Tae und Misaki und er akzeptierte meinen Traum Sänger zu werden. Wieso durfte ich diesen Mann nicht schon viel früher kennenlernen? Es war mir egal, dass er mich früher nicht wollte.

"Ich wusste einfach, dass aus dir nichts wird, du Schwuchtel.", herablassend spuckte meine Mutter mir förmlich diese Worte ins Gesicht, stand auf. "Du bist immer noch eine Schande. Melde dich bloß nie mehr bei mir.", damit verließ sie das Café und hörte nie wieder was von ihr. So jemanden brauchte keiner, die kann für mich gestohlen bleiben.

"Jungkook mein Junge, es tut mir so unendlich Leid, dass ich nicht schon viel früher für dich da war. Ich werde das ab heute ändern. Ich möchte ein guter Vater für dich sein, kannst du dem alten Mann verzeihen?" Ohne lange nachzudenken, sprang ich auch und umarmte meinem Appa fest. "Ich kann dir verzeihen, Appa."
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Morgen kommt das Ende. )): ♡

𝐏𝐑𝐄𝐆𝐍𝐀𝐍𝐓 𝐅𝐑𝐎𝐌 𝐌𝐘 𝐓𝐄𝐀𝐂𝐇𝐄𝐑  • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now