Kapitel 16 | Thronfolge

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„Tulsa! Drea! Sapphire! Wir haben wenig Zeit beeilt euch!", rief Lady Thaxton, die gerade mit Jasmine zusammen Jasmines Zimmer betrat. „Na los, Prinzessin!", hetzte sie nun auch Jasmine und schob sie regelrecht hinter die Trennwand. Tulsa, Drea und Sapphire wirbelten hektisch um Jasmine herum, um sie für das Bankett vorzubereiten. Lady Thaxton verließ den Raum ohne ein weiteres Wort wieder. Jasmine fragte sich wo sie nun schon wieder hinging. „Könntet Ihr Euch bitte kurz umdrehen, Prinzessin?", wies Drea sie an. Jasmine folgte dem Befehl und drehte sich mit dem Rücken zu Drea. Die zog Jasmines Korsett enger, sodass Jasmine aufstöhnte. „Ich würde gerne noch atmen, wenn's genehm ist.", äußerte sich Jasmine, nach Luft ringend. „Drea, zieh' das Korsett nicht so fest an! Die Prinzessin hat recht.", mahnte Tulsa mit strengem Blick. „Aber Lady Thaxton...", „Wird hiervon nichts erfahren!" Drea folgte, mit schmollendem Mund, dem Befehl Tulsas und lockerte das Korsett wieder. „Danke.", atmete Jasmine erleichtert aus. „Los, zum Spiegel!", sagte Sapphire und die drei führten Jasmine zum Spiegel. „Wie viel Zeit bleibt uns noch?"
„Wir haben noch sieben Minuten."
„Gut, das sollte reichen. Sapphire, kümmere dich um die Haare und den Schmuck. Drea, du nimmst den Stirnreif und reinigst ihn nochmal gründlich, damit er keine Unreinheiten aufweist. Ich kümmere mich um das Kleid.", wies Tulsa jedem seine Aufgabe zu und sie schwärmten aus. Drea nahm sich den Stirnreif und verschwand damit, während Sapphire sich um Callas und Ohrringe kümmerte. Jasmine betrachtete ihr Spiegelbild. Das pastellrosafarbene Kleid gefiel ihr aufgrund der unauffälligen und einfachen Farbe viel besser als das Kleid zuvor. „Warum muss bei Lady Thaxton eigentlich immer alles so perfekt sein?", fragte Jasmine an Tulsa gerichtet, die unten das Kleid nach Falten absuchte. „Seid nicht so streng mit Ihr, Prinzessin. Sie tut einfach, das was sie am Besten kann. Organisieren, rumkommandieren und uns alle in den Wahnsinn treiben." Jasmine musste über Tulsas Antwort lachen.
„Wie kann es sein, dass du so lustig und locker bist und Lady Thaxton...das komplette Gegenteil?"
„Wenn man sie gut kennt ist sie ein wirklich wundervoller Mensch. Sie ist die Stütze in meinem Leben. Sie bringt Ordnung in mein ganzes Chaos. Wir ergänzen die jeweils Andere."
Jasmine musste wegen Tulsas Schwärmerei grinsen. Das war wirklich süß.
„Ich hoffe ich finde auch jemanden, der mich so liebt, wie ihr beide einander, Tulsa."
„Das werdet Ihr, Prinzessin. Dessen bin ich mir sicher!"
Sapphire kam mit Blumen und Ohrringen zurück und kümmerte sich nun um Jasmines Haare. Es öffnete sich erneut die Tür. Alle hätten mit Drea oder Lady Thaxton gerechnet, aber es war jemand anderes. „Ihr dürft nicht so forsch ins Zimmer der Prinzessin eintreten, Lord—!", „Ja, das ist mir durchaus bewusst. Vielen Dank, Tulsa." Jasmine erkannte die Stimme und wollte sich umdrehen, aber das würde ihre Haare, die Sapphire gerade bearbeitete, durcheinander bringen. „Ba'vodu! Me'copaani?", sagte Jasmine überrascht und sah ihn erfreut durch den Spiegel an. „Ich wollte nur mal nach dir sehen. Wie geht's dir?", „Das Schlimmste habe ich ja bereits überstanden.", sagte Jasmine erleichtert und bekam einen strengen Blick von Sapphire zugeworfen, da sie sich bewegt hatte. Tulsa stand auf und ging auf Jasmines Onkel zu. „Ich denke Lady Thaxton—"
„Hat kein Problem damit, dass ich gern einen Moment mit meiner Nichte sprechen will.", unterbrach er Tulsa abermals. Sie wollte protestieren, aber riss sich zusammen, und antwortete ruhig und mit aufgesetztem Lächeln: „Sicherlich, Lord Kryze. Sobald die Prinzessin fertig ist geben wir Euch einen kurzen Moment. Wir machen lediglich unsere Arbeit. Das versteht ihr sicherlich."
„Ich kann warten.", meinte Lord Kryze mit aller Bequemlichkeit und setzte sich auf eine kleine Sitzbank im Raum. Tulsa rollte unmerklich mit den Augen und ging nach Drea sehen. Sie konnte die manchmal etwas ignorante Art des Lords überhaupt nicht leiden. Sapphire steckte noch eine letzte Haarnadel in Jasmines Haar, die die Frisur und die Blumen halten sollten. Sie suchte noch nach Haarsträhnen, die sie vielleicht vergessen hatte, fand aber keine mehr. Sie setzte Jasmine noch die kleinen silbernen, karoförmigen Ohrringe ein. „Ihr seid soweit fertig, Prinzessin. Ich werde mal nach Tulsa und Drea schauen. Entschuldigt mich kurz." Mit diesen Worten verließ Sapphire nun ebenfalls das Zimmer. Jasmine drehte sich zu ihrem Onkel um. „Du siehst wunderschön aus, Jasmine. Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.", sagte er und sah sie mit einem warmen Lächeln an. Sie wurde ein wenig rot und lächelte ihn ebenfalls an. „Naja fast. Der Tag lief bis jetzt ganz gut, meinst du nicht auch?", fragte Jasmine und ihr Onkel nickte.
„Aber er wäre noch schöner für dich, wenn Karina jetzt auch hier wäre, hm?" Jasmine schwieg. „Deine Mutter war genauso. In deinem Alter hätte sie sich ein Leben ohne ihre Schwester auch niemals freiwillig vorstellen können."
„Was...? Ihr habt noch eine Schwester? Ich dachte es wären nur du und Mama gewesen."
Lord Kryze stutzte.
„Sie hat dir nichts von Bo erzählt?"
„Nein."
„Hmm...aber ich kann es ihr auch nicht verübeln. Deine Mutter und Bo-Katan hatten einen heftigen Streit. Lange vor eurer Geburt. Du kennst ja deine Mutter und ihren Pazifismus. Bo wollte an der kriegerischen Vergangenheit der Mandalorianer festhalten. Genau wie einige andere Klans unseres Hauses. Deshalb ging sie fort. Seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen oder mit ihr gesprochen."
Jasmine hielt einen Moment inne. Wird das ihr und Karina etwa auch passieren? Oder...ist es ihnen vielleicht schon passiert? „Denkst du mir und Karina könnte dasselbe passieren?", fragte Jasmine vorsichtig. Ihr Onkel antwortete nicht sofort — seine Stirn in Falten gelegt. „Versucht einfach den Standpunkt der jeweils Anderen zu verstehen, solltet ihr jemals aneinander geraten. Wenn wir nichts mehr haben, ist die Familie alles, was uns noch bleibt." Jasmine schaute besorgt drein, aber wusste dass ihr Onkel bloß realistisch blieb. Hoffentlich kam es nie zu so einem schlimmen Disput zwischen ihnen, wie bei ihrer Mutter und ihrer Tante. „Ich wollte dich nicht beunruhigen, Jasmine."
„Nein, schon in Ordnung. Du bist lediglich realistisch. Und ehrlich. Das schätze ich sehr.", meinte Jasmine und zog ihre Mundwinkel leicht nach oben. Kurz darauf betraten Sapphire, Drea und Tulsa — zusammen mit dem Stirnreif — wieder das Zimmer und gingen raschen Schrittes auf Jasmine zu. Drea setzte Jasmine vorsichtig den Stirnreif auf und lächelte zufrieden. Auch Lady Thaxton betrat nun den Raum und rief: „Ist die Prinzessin endlich fertig, Tulsa? Wir haben keine Zeit mehr!"
„Ja, es ist alles erledigt, Mylady.", antwortete Tulsa und schob Jasmine, mit Drea zusammen, zur Zimmertür. „Lord Kryze, was macht Ihr bitte in den Gemächern der jungen Prinzessin? Ihr solltet doch bereits beim Bankett sein!", fragte Lady Thaxton empört und scheuchte ihn hektisch aus dem Raum. „Ich bin schon weg, Mylady!", beschwichtigte er sie und begab sich zurück zum Bankett. Jasmine kicherte leise. Vor Lady Thaxton hatte jeder Respekt — sogar ihr Onkel. „Danke, Irea!", sagte Tulsa und lächelte Lady Thaxton dankend an. „Nun, denn, Prinzessin. Seid ihr bereit? Zum zweiten Mal?", fragte Lady Thaxton und Jasmine antwortete abermals mit einem entschlossenem Nicken.

Die Töchter des Obi-Wan KenobiWhere stories live. Discover now