Trente et un

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Mark's POV

Am nächsten morgen wachte ich auf, doch neben mir war nur Lena zu sehen, die noch so unglaublich süß schlief. Livia war nicht hier? Komisch. Vielleicht war sie ja im Bad. Vorsichtig stand ich auf, um Lena nicht zu wecken, gab ihr einen kurzen Kuss auf den Ansatz und ging leise zur rechten Tür, wo sich das Badezimmer befand.

Nichts, das Badezimmer war leer. Wo war denn meine Tochter? War sie aus dem Zimmer gegangen? Aber das hätte ich doch bestimmt gehört. „Lena? Wach mal bitte auf!" Leicht rüttelte ich an ihr und gab ihr anschließend einen Kuss. Diese drehte sich dann allerdings weg und zog sich die Decke über den Kopf. Was für eine Schlafmütze sie heute doch war. „Livia ist nicht im Zimmer. Weißt du wo sie ist? Hat sie dir was ge..." „Wie Livia ist nicht hier? Sie lag doch zwischen uns im Bett und hat geschlafen. Versuchs mal bei deiner Schwester. Sie kann doch nicht weg sein." Nun war auch Lena hellwach und machte sich sichtlich Sorgen um Livia.

„Ich komme auch gleich zu Natalie. Ich brauche etwas länger zum anziehen als du." Ich zog mir schnell etwas an und machte mich zügig auf den Weg zum Zimmer meiner Schwester. Hoffentlich ist sie dort, sie schuldet mir auf jeden Fall eine Erklärung.

„Ist Liv bei dir?" platzte es sofort aus mir heraus, als Natalie mir verschlafen die Tür öffnete. „Im Bett," gab sie verschlafen zurück und rieb sich die Augen. Ich ging an meiner Schwester vorbei und atmete erstmal erleichtert auf, als ich meine kleine Maus im Bett liegen sah.

Dieses Mädchen hat mir so Angst gemacht. Erleichtert nahm ich sie in den Arm und war mir eigentlich ziemlich sicher, dass sie schon wach war. „Ich dachte du wüsstest, dass sie hier ist." Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir nicht so große Sorgen gemacht. „Nein, wusste ich nicht. Mir ist sonst was durch den Kopf gegangen, als ich gerade eben nur Lena im Bett liegen sah, die übrigens auch nicht wusste wo Liv ist. Warum hast du nicht Bescheid gesagt?"

Und wie war sie denn abgehauen? Wie konnte ich das nicht hören, bei der lauten Tür? „Dann wird uns Livia wohl aufklären müssen." Sie war nun die einzigste, die uns dieses Durcheinander erklären konnte und dies war dringend nötig. „Liv? Magst du mal aufstehen? Ich möchte mal mit dir reden." Sanft strich ich ihr durch die Haare und über die Wange. Doch nichts, sie rührte sich kein bisschen. Sie war wach, das sah man ihr an. Nach 10 Jahren mit meiner Tochter erkenne ich schon, ob sie wirklich schläft oder nicht.

„Ich weiß dass du wach bist. Mein Kind, ich kenne dich und du siehst nicht so aus, als würdest du gerade noch schlafen." Doch wieder nichts, sie lag einfach da und bewegte sich kein bisschen. So dumm bin ich jetzt auch nicht, wie manch einer denken kann. Mir blieb nichts anderes als ihr die Decke wegzuziehen. „Jetzt aber Maus. Sonst muss ich dich kitzeln." Schneller als ich schauen konnte stand sie auf und rannte ins Badezimmer, wo sie sich einschloss.

Ich verstand ihr Verhalten gar nicht. Hatte sie etwa so Angst vor mir, dass sie sich einschließen musste? Der strengste Vater war ich nun wirklich nicht und ich musste sie auch noch nicht richtig anschreien. „Liv, mach mir mal bitte die Tür auf. Ich möchte mit dir reden, in Ruhe. Du brauchst keine Angst zu haben." Ich war wirklich schon am verzweifeln und es verletzte mich auch ein bisschen, dass sie nicht reden wollte. Sie kann mit jedem Thema zu mir kommen.

„Kannst du bitte gehen Papa? Nati du auch?" Das verletzte mich auch irgendwie. Was war denn so schlimmes passiert, dass sie nun so war? Ich verstand gar nichts mehr. „Maus, Nati und ich gehen rüber zu Lena. Wenn du rauskommen magst, dann kannst du rüber kommen. Aber bitte nicht weglaufen!" Ich blickte kurz zu meiner Schwester, die mich verständnisvoll anlächelte. Livia wusste, wie sehr ich ihr vertraue und bis jetzt schien sie das noch nicht ausgenutzt zu haben. Wenn sie nun weglaufen würde, müsste ich strenger werden, vor allem ist Paris nicht Berlin, nicht Deutschland sondern Frankreich, ein fremdes Land.

„Bis später Liv," sagte nun auch Natalie und wir gingen rüber aufs Zimmer. Im Aufzug kam uns Lena entgegen, die echt um einiges länger gebraucht hat als gedacht. „Wo ist Livia?" Sie schien verwirrt zu sein. „Im Zimmer und hat sich im Badezimmer eingeschlossen. Sie möchte weder mit Natalie noch mit mir reden. Jetzt wollten wir erstmal aufs Zimmer gehen und warten."

„Zimmerkarte bitte!" sagte sie sehr bestimmend. Sie wollte doch jetzt nicht etwa mit Livia reden, die vermutlich noch im Badezimmer war. „Was willst du damit?" fragte ich ziemlich verwirrt. „Sie hat gesagt, dass sie nicht mit euch reden möchte, aber von mir hat sie doch nichts gesagt? Ich kann es mal probieren. Wenn sie auch mit mir nicht reden möchte, komme ich zu euch. Vertrau mir Schatz." Und schon lächelte sie mich so süß an.

Ob Livia nun wirklich mit Lena reden wollte? Ich bezweifle es stark. Natalie übergab die Zimmerkarte Lena. Diese drückte mir einen Kuss auf die Wange und lief zügig auf das Zimmer von Natalie zu. Wie angewurzelt stand ich nun vor dem Aufzug und blickte Lena nach. Ob sie es schafft?

„Jetzt mach dir keinen Kopf. Das mit Liv wird schon wieder. Bruderherz, komm jetzt. Sie kommen nicht schneller aus der Tür, wenn du die ganze Zeit in den Gang starrst." Widerwillig ging ich doch zum Aufzug und anschließend aufs Zimmer. Aber ich machte mir wirklich Sorgen um Livia. Ich meine, es ist doch gar nichts passiert oder? Oder hatte ich ihr irgendwas getan?

„Mark, du bist so ein guter Vater. Sie hat halt viele Gedanken im Kopf. Und Livia schätzt wirklich sehr, dass sie dich hat, was ich übrigens auch mache. Du bist immerhin mein Lieblingsbruder." Damit hatte sie mich wirklich und meine vorherigen Gedanken waren wie weggeweht. ‚Lieblingsbruder' das werde ich wohl immer bleiben. Aus Spaß schubste ich sie leicht zur Seite. „Du hast nur einen Bruder!" sagte ich lachend.

„Das musste ich mir auch schon oft genug von Kora und Liliana anhören, besonders dann, wenn sie sich bei mir einschleimen wollen." Kora ubd Liliana waren zwar meine Cousinen, doch für mich auch wie Schwestern. Doch plötzlich wurde aus meiner fröhlichen Schwester eine nachdenkliche. Hatte ich doch was falsches gesagt? „Was ist denn los Nati?" Ich setzte mich neben sie auf das Bett und nahm sie fest in den Arm.

„Nichts." Misstrauisch schaute ich sie an und hob eine Braue hoch. „Naja, das war vielleicht gelogen. Ich kann's Dir nicht sagen. Alles gut, ist nichts schlimmes." Warum möchte heute niemand mit mir reden? Hatten sie vielleicht heute alles was gegen mich? Wenn jetzt noch Lena und Nitti nicht reden wollen, dann bin ich echt am Ende.

„Ist es wegen Liv? Oder unseren Cousinen?" Natalie schüttelte nur den Kopf. „Nein, das ist es nicht. Nicht wirklich. Nagut doch. Schau mal, du hast eine Tochter und eine Freundin auch. Kora und Liliana sind beide verheiratet und haben jeweils ein Kind. Und ich?" Das war's also, was sie so bedrückte. Verständlich, jeder von uns hat eine eigene Familie nur sie nicht.

„Aber da gibt es doch jemanden, den du interessant findest, auch wenn ich keine Ahnung habe, wer das ist. Ich bin mir sicher, dass dieser jemand dich genauso mag, wie du ihn. Ich habe nicht umsonst so eine wundervolle Schwester. Du bist einzigartig." Ich brachte sie damit leicht zum Lächeln. „Ich hör mich vermutlich manchmal so an wie ein kleines Kind," lachte sie nun. „Dieser jemand hat sich vor kurzem von seiner Freundin getrennt, allerdings im Guten."

Das brachte mich zum nachdenken, da gab es wirklich eine Person, die ich ziemlich gut kenne, die sich im guten von seiner Freundin getrennt hat. Ohne Streit, nichts, da beide gemerkt haben, wie sehr sie sich auseinander gelebt haben und dass sie doch sehr unterschiedlich sind. Meinte Natalie wirklich diese Person oder täuschte ich mich da?

„Lena ist schon etwas länger weg. Ich glaub sie hat's geschafft mit Livia zu reden." Dies glaubte ich nun auch und machte mich umso mehr glücklich. Nur hoffen, dass ich auch bald erfahren darf, was meine kleine Liv so bedrückt. Die Zeit zog sich so ewig lang, ich dachte schon die beiden würden nie kommen. Allerdings genoss ich es auch, Zeit alleine mit meiner Schwester zu verbringen.

Wie früher Mal Dich (Lenark)Where stories live. Discover now