Vingt-six

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Doch irgendwie konnte ich nicht schlafen. Mein Kopf war voller Gedanken. Ich meine, der Tag war wunderschön. Papa würde am Montag seine Konzerte haben, auf denen ich selbstverständlich dabei sein durfte. Etwas belastete mich aber. Es war Lena. Ich hab sie ganz dolle lieb und freue mich immer wenn sie da ist, aber möchte sie wirklich meine Mama sein? Oder möchte sie nur die Frau an Papas Seite sein? Dürfte ich dann „Mama" zu ihr sagen oder wollte sie das überhaupt nicht?

Warum ist alles nur so kompliziert? Am liebsten wäre es mir, wenn Lena wirklich mich als ihre Tochter sieht, dass sie meine Mama ist, wenn meine richtige schon nicht leben durfte. Sie starb, als ich geboren wurde. Lebt sie ein bisschen in mir weiter? Ist sie für mich gestorben? Hat sie für mich gekämpft? Nach einiger Zeit ohne Schlaf drehte ich mich von Papa weg, rückte zum Rand des Bettes und tastete mich vorsichtig zum Badezimmer.

Doch Dunkelheit war nicht so mein Fall. Ich stolperte über meinen Rucksack, den ich wohl vergessen hatte wegzuräumen und legte mich einfach aufs Maul. Nur nicht weinen, sagte ich innerlich zu mir, doch diese Tränen konnte ich nicht unterdrücken. Warum kann ich nicht einfach mal aufpassen? Es war immerhin meine Schuld, dass der Rucksack noch dort lag.

Papa machte plötzlich das Licht an, hat wohl gehört wie ich gefallen war. Und als er mich weinen sah, nahm er mich auch sofort auf den Arm und setzte sich aufs Bett. „Kochanie, Liv, was machst du nur? Tut's sehr weh?" Ich nickte, doch eigentlich waren die Schmerzen gar nicht so stark, aber ich wollte von Papa unbedingt getröstet werden. Er ist dann ganz besonders lieb zu mir und genau das mag ich so sehr. „Papa, bist du sehr müde oder magst du mir noch zuhören?" Warum stellte ich ihm überhaupt diese Frage? Er hörte mir immer gerne zu, naja meistens, wenn's gerade nicht um wichtige Einkäufe geht. „Ich höre dir doch gerne zu. Legst du dich ins Bett oder musst du noch aufs Klo?" Ohne seine Frage zu beantworten, legte ich mich einfach ins Bett und klopfte auf meine linke Seite, damit er sich zu mir legen sollte.

„Duuu Papa, glaubst du die Lena hat mich lieb?" fragte ich in einem süßes Ton. „Ich glaube nicht, ich weiß dass sie dich ganz dolle lieb hat." Mit dem Anfang bekam ich erstmal einen halben Herzinfarkt ‚Ich glaube nicht' was fällt dem da ein mir damit Angst zu machen? Doch ich war erleichtert, dass sie mich wirklich lieb hatte. „Und meinst du sie wäre auch gerne meine Mama und nicht nur deine Freundin?" fragte ich nun nervös. Diese Frage fiel mir schwerer zu stellen als die Erste. „Sie würde sich sicher freuen, wenn du sie mal so nennen würdest. Aber wie gesagt mein Schatz, nenn nie eine Person so wenn du das nicht wirklich so fühlst." Mir wurde schlagartig klar, dass ich noch Zeit brauchen würde, bis ich Lena „Mama" nennen könnte.

„Und Papa noch eine Frage. Glaubst du Mama ist für mich gestorben, weil sie mich ganz dolle liebt?" Papa selbst musste erstmal schlucken. „Weißt du, Mama hat dich sehr geliebt und liebt dich auch heute noch. Es wird langsam Zeit, dass du ein paar weitere Dinge erfährst. Aber du hörst mir bitte zu." Eigentlich war ich immer ganz hibbelig, wenn ich etwas Neues über Mama erfahre, doch diesmal war es anders, Papa verhielt sich anders. Es war ein ganz komisches, unbeschreibliches Gefühl in mir, als würde mir gleich übel werden.

„Die Schwangerschaft mit Dir, als du noch bei ihr im Bauch warst verlief nicht ohne Probleme. Deine Mutter meinte immer zu mir, dass sie im Fall einer Komplikation bei der Geburt alles geben würde, damit mein kleiner Engel leben könnte. Sie hat für dich gekämpft und dabei den Kampf um ihr eigenes Leben verloren. Du warst ihr das wichtigste. Ein Kind ist unersetzlich, Merk dir das. Sie liebt uns beide und das wird immer so bleiben. Und ich liebe euch beide." Ich war sprachlos. Sofort fing ich an zu weinen, seine Worten, die trafen mich direkt in meinem kleinen Herzchen. Auch Papa musste weinen, nahm mich aber in den Arm um mich zu trösten. „Hast du wunderschön gesagt Papa. Du bist der beste Papa im ganzen Universum," flüsterte ich während ich mich ganz nah an ihn kuschelte.

„Liebst du mich eigentlich mehr als Lena?" fragte ich, ich war ja schließlich seine Tochter und Lena nur seine Freundin. „Natürlich liebe ich dich mehr als Lena. Es gibt bestimmt viele Frauen auf der Erde die mich glücklich machen könnten, aber es gibt nur eine Tochter die mich so glücklich macht und das bist du und das wird immer so bleiben." Warum ist Papa immer so süß zu mir? Seine Worte, immer so passend, genau auf den Punkt gebracht. „Nachti Papa," flüsterte ich, während er mir beruhigend durch die Haare strich bis ich irgendwann ins Land der Träume schlummerte.

Wie früher Mal Dich (Lenark)Where stories live. Discover now