Vingt-deux

891 47 34
                                    

Ich musste Lena davon berichten. Sie hatte ein Recht darauf, es zu erfahren, nicht, dass es sonst womöglich Missverständnisse gibt. Und Kyra könnte das ganze auch umdrehen, was ich allerdings nicht von ihr erwarten würde. So lange habe ich nicht mehr von ihr gehört, war echt froh darüber und nun tauchte sie plötzlich bei mir auf.

„Papa, du bist gemein!" schrie meine Tochter, als ich die Haustür aufschloss. „Livi, was ist denn los?" Ich schloss erstmal die Tür und betrat langsam ihr Zimmer, wo sie sich unter der Bettdecke versteckte. „Kyra war unten und ihr habt euch geküsst. Ich dachte du liebst Lena! Hab keine Lust mehr auf Zoo. Ich hab euch beide vom Fenster aus gesehen."

„Liv, ich liebe Lena doch aber...." „Aber was? Du hast Kyra geküsst," unterbrach sie mich und zog sich die Bettdecke vom Kopf. Ich konnte ihre Wut so sehr spüren, mein Herz tat dabei so weh. „Kyra hat mich geküsst, nicht ich sie. Mausi, ich liebe Lena wirklich. Das war mir, die Situation mit Kyra war mir gerade so unangenehm. Ich liebe Kyra schon lange nicht mehr glaub mir das bitte."

Sie nickte nur und kurz darauf liefen ihr ein paar Tränchen über die Wange. Ohne zu zögern zog ich sie auf meinen Schoß und versuchte sie zu beruhigen. „Was ist passiert?" Natalie stand gerade vor dem Zimmer und sah Livia weinen. „Kyra hat Papa geküsst," sagte sie schluchzend. „Ach Mausi, ich bin mir sicher, dass dein Papa nur Lena liebt stimmt doch Mark oder?" Ich nickte. Es war überhaupt keine Frage, ob ich Kyra noch liebe oder nicht, mein Herz schlägt für Lena und für sonst niemanden.

„Nati, lässt du Papa und mich bitte alleine?" Ich spürte sofort, dass sie etwas belastete. „Ich wollte nur kurz fragen, wann wir in den Zoo..." „Gar nicht. Wir bleiben Zuhause Nati, Papa muss noch was machen." Ich war verwirrt? Was musste ich denn noch machen? Eigentlich war doch alles erledigt, was erledigt werden sollte.

„Du Papa, wie sehr hast du Lena lieb? Und bitte sei ehrlich," fing sie an zu fragen, als Natalie die Tür hinter sich zu zog. Was war das für eine Frage? „Ich liebe sie ganz ganz dolle." „Würdest du alles für sie machen?" Die Fragen wurden immer seltsamer. Worauf wollte sie hinaus? „Ich würde alles für sie machen. Warum fragst du?" „Ah, ich stelle hier die Fragen und nicht du!" Sie hielt mir richtig den Mund zu und holte plötzlich ein Geodreieck heraus und drohte mir wohl oder übel damit. Schnell riss ich ihr dies aus der Hand, woraufhin Liv leise anfing zu kichern. „Tut mir leid Papa, wollte dir nicht drohen." Ihr doch so niedliches Kichern steckte mich an.

„Wie kommt es auf den Bett, Schatzi?" Liv fing nun laut an zu lachen. „Hab Mathe auf meinem Bett gemacht," kicherte sie. „Aber jetzt stelle ich hier die Fragen!" fügte sie doch ernst hinzu. Langsam wurde ich immer nervöser, meine Hände waren schon ganz feucht. Livia machte mir Angst. So wie sie sich jetzt verhält kenne ich sie gar nicht.

„Willst du Lena mal heiraten und Kinder haben, damit ich Geschwister habe?" Bei der Frage musste sie selbst schlucken. Doch auch diese Frage konnte ich nur mit einem klaren „Ja" beantworten. Irgendwann mal Lena heiraten zu dürfen wäre ein Traum, daran nur zu denken rief dieses unglaubliche Kribbeln in mir hervor.

„Dann fahr jetzt zu ihr und erklär ihr alles. Sie hat gesehen wie Kyra dich, dings hat und ist dann traurig wieder gegangen! Hab sie gesehen. Das ist das, was ich gerade von dir verlange. Eigentlich wollte ich in den Zoo, aber das geht noch später, der hat oft genug geöffnet. Aber Lena gibt es nur einmal und ich möchte nicht, dass du sie verlierst. Du sollst glücklich mit ihr sein und sie soll meine Mama werden!" Ihre Worte berührten mich zu tiefst. Sie hatte recht, ich musste jetzt mit Lena reden, wenn sie mich wirklich gesehen hat.

Wollte Lena nicht später erst kommen? Warum war sie denn schon so früh hier? Ich mag mir gar nicht ausmalen wie sauer sie sein müsste, wenn sie Kyra und mich gesehen hat.

„Du Livia, ich mache das wieder gut bei dir. Wir gehen zusätzlich zum Zoo auch noch in eine Trampolinhalle. Ich bin doch fast wie Superman," lachte ich und drückte meiner Tochter einen sanften Kuss auf die Wange. „Papa, du bist besser als Superman, du bist Super Dad und unbezahlbar. Mein Lieblingsmensch," strahlte sie. Ihre nun doch so gute Laune steckte mich etwas an und ihre dazugehörigen Worte, ließen mein Herz aufgehen. Voller Zuversicht ging ich erstmal zu meiner Schwester.

„Nati, ich gehe zu Lena, ist wichtig. Pass bitte auf Livia auf." Mir wurde nun doch richtig heiß bei dem Gedanken, dass Lena gesehen hat, dass Kyra mich geküsst hat. Man, hoffentlich hört sie mir zu und weist mich nicht ab. Lena ist traurig gegangen, bei dem was sie sah ist sie sicher zuhause. Ich möchte Kyra nie wieder sehen, hätte sie mich nicht geküsst, dann wäre das alles nicht passiert.

Ich packte schnell meine Sachen zusammen, drückte Livia noch einen Kuss auf die Wange und fuhr so schnell es nur ging zu Lena. Bitte lass sie Zuhause sein, bitte Lena mach die Tür auf. So nervös wir jetzt war ich lange nicht mehr, ich darf sie nicht verlieren. Wenn sie die Wahrheit erfährt muss sie mir doch eigentlich verzeihen. Sie muss mir einfach glauben.

Bei Lena angekommen klingelte ich, doch niemand öffnete mir. Zweiter Versuch, wieder nichts. Man Lena bitte. Doch ich hatte Glück, jemand verließ gerade das Haus, so kam ich rein und lief hoch zu Lena's Wohnung. Vielleicht ist sie doch nicht Zuhause. Was sollte ich nun machen? Ruhe bewahren, es wird sich sicher alles regeln, sprach ich zu mir, griff nach meinem Handy und rief sie an.

Aus der Wohnung hörte ich ein kurzen Klingeln, dann war es weg, sie hat mich weggedrückt. „Lena bitte mach mir auf. Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig. Ich weiß, dass du da bist. Es tut mir leid, es ist nicht so wie es aussah." Ich klopfte und klingelte oft, doch es machte einfach niemand die Tür auf.

Ich versuchte sie wieder anzurufen, abgelehnt. Einen dritten Versuch startete ich noch. „Kannst du bitte gehen Mark. Du nervst echt mit dem Klopfen und Klingeln." Sie schluchzte, man Lena. „Lass mich bitte rein, ich muss das mit dir klären. Es tut mir leid. Wenn du dir die Wahrheit anhörst, wirst du das sicher ver...." Aufgelegt. Warum legt sie einfach auf? Warum antwortet sie mir nicht? Sie ist verletzt, verständlich, doch wenn sie sich die Wahrheit anhören würde, würde es uns beiden besser gehen. Bitte lass sie jetzt einfach die Tür öffnen. Wenn Kyra nicht gewesen wäre, würden wir nicht in so einer Situation stecken.

Wie früher Mal Dich (Lenark)Where stories live. Discover now