68- Er ist es!

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Samstag

Happy Birthday kleine, ist das erste was mir in den Sinn kommt, als ich aufwache. Heute spüre ich eine seltsame Leere in mir. Es ist wegen Noah. Wir haben in den letzten Tagen garnicht mehr gesprochen, in der Schule war er auch nicht gewesen. Ich habe mir auch nicht die Mühe gemacht ihm zu schreiben, denn ich wollte nicht wieder traurig darüber sein, wenn er mir nicht antwortet, was passiert wäre. Ich will ihm wirklich glauben, dass er so distanziert wegen dem lernen ist, doch ich kann es nicht. Irgendwas sagt mir, dass da noch was ist, was ihn beschäftigt. Ich nehme mir mein Handy in die Hand und schaue auf die Uhr. Ich habe wirklich sehr lange geschlafen. Kein Wunder, wenn mich meine Gedanken wach hielten.
Es ist schon halb zwölf und das Spiel hat schon vor einer halben Stunde angefangen. Ich habe auch schon viele Nachrichten von meinen Freunden bekommen, wo ich denn sei. Ich schreibe ihnen, dass es mir nicht gut ging und ich vorhin wieder eingeschlafen bin. Ich habe keine Lust so zu tun, als wäre alles zwischen Noah und mir in Ordnung. Ich werde ihm nicht hinterher rennen oder drängen. Er soll sich jetzt auf seinen Abschluss konzentrieren. Wir können es noch später klären. Ich bleibe noch eine lange Weile liegen bis ich nach unten in die Küche gehe. Dort wird mir von Steffen und meiner Mutter gratuliert. Ich war überrascht, dass sie es nicht vergessen hat. Ich kann mir, aber vorstellen, dass Steffen sie an heute erinnert hat. Denn die letzten Jahre kam nie etwas von ihr an meinen Geburtstag. Es hat mich auch nicht so wirklich interessiert. Ich habe mich so sehr für sie interessiert wie sie für mich. Zusammen haben wir dann noch Frühstück gegessen und irgendwann kam der Rest vom Spiel zurück.
,, Geht es dir besser? ", mustert Timon mich und ich nicke leicht.
,, Noah hat so schlecht gespielt, als wüsste er das du nicht da bist. Wir haben auch verloren", beginnt mein Opa plötzlich. Ich nicke einfach nur und stelle mein Geschirr in die Spüle. Ich bekomme noch Glückwünsche von ihnen. Nathan und Timon wirkten zwar überrascht, weil sie von nichts wussten. Aber ich verließ die Gruppe schnell wieder und verkroch mich in mein Zimmer. Ich lag einfach nur im Bett rum und tat wirklich nichts. Sarah hatte nur angerufen um mir zu gratulieren. Rohit und sein Vater haben mir auch gratuliert und mir ein kleines Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ich vermisse die drei schrecklich. Und heute kommt mir es so vor, als würde ich jeden vermissen. Ich fühle mich sehr alleine. Es liegt wahrheinlich daran, dass mein Vater nicht da ist. Wir haben zwar nichts besonderes an meinen Geburtstag gemacht, doch es war trotzdem immer schön. Ich vermisse ich ihn schrecklich. Die Erinnerungen an einem gehen nie verloren, wenn man sie im Herzen behält. Mein Vater und ich haben so viel zusammen erlebt. Er war für mich da, als ich meinen besten Freund verloren hatte.
Aber ich muss zu geben, dass Steffen die leere füllt. Er gibt mir sehr viel Liebe, auch wenn ich nicht wirklich sein Kind bin. Doch so verhält er sich und ich bin ihm dankbar. Ich bin auch wirklich erleichtert, dass er jemanden gefunden hat, auch wenn es meine Mutter ist. Die beiden sind wirklich glücklich und verliebt in einander. Das zählt nur. Meine anderen Freund haben mir auch noch gratuliert, nur Noah nicht. Er ist bestimmt bei seiner Familie oder mit Lernen beschäftigt. Aber das ist mir egal.

Ich werde aus dem Schlaf gerissen als mein Handy klingelt. Ich seufze und nehme den Anruf entgegen.
,, Kannst du bitte mal rüber gehen und nach Eli schauen? ", höre ich Noah's Stimme. Kein Hallo? Garnichts. Danke dafür.
,, Wieso?", ich gähne und zucke zusammen als Noah mich an schreit, dass ich es einfach tun sollte.
,, Was ist los? ", fahre ich ihn an.
,, Geh einfach nach Eli gucken, sie geht nicht ans Telefon", brummt er wieder ruhiger. Ich kann verstehen, dass er sich Sorgen macht. Ich stehe also auf und gehe mit schlechter laune rüber. Jedoch habe ich mein Handy am Ohr und Noah noch dran. Doch reden tun wir nicht. Als ich die Treppen hoch gehe, merke ich, dass die Tür offen ist. Mich überkommt eine Nervosität. Wurde etwas eingebrochen? Geht es Eli gut? Oh mein Gott ich hoffe doch. Mein Herz überschlägt sich bei dem Gedanken, dass Eli was passiert sein könnte.
,, Noah die Tür ist offen", flüster ich und öffne sie leise.
,, Geh nicht rein! ", schreit Noah panisch doch es ist zu spät. Ich halte inne und reiße meine Augen auf. Ich suche halt an der Kommode neben mir. Ich presse meine Lippen zusammen als ich den Schmerz fühle, welcher meinen Körper durchströmt.
Das Messer wird rausgezogen, was meinen Puls zum rasen bringt. Verdammt.
,, Grace?!", bekomme ich am Rande mit. Ich blinzle und sehe wie Eli und der Typ aus dem Haus verschwinden. Scheiße. Ich muss Eli helfen, und es ist egal ob ich mich damit gefährde. Mein Atem stockt, so beängstigend ist dieser Gedanke. Ohne wirklich nach zu denken, schnappe ich mir einen Schal und Presse ihn an die Wunde.
,, Fuck fuck", zische ich. Ich muss mich zusammen reißen und ihnen hinterher. Ich gehe mit schnellen Schritten raus und sehe wie das Auto schon weg ist. Ich laufe noch so schnell wie möglich hinter her. Zum Glück parkt Noah's Auto einige Sekunden später neben mir. Ich steige schnell ein.
,, Fahr dem Auto hinterher! ", sage ich und zeige auf das Auto. Noah fährt direkt los und ich lasse mich in den Sitz fallen. Ich löse den Schal von meiner Wunde und mir wird beim Anblick von dem ganzen Blut schlecht, also lege ich es zurück auf die Wunde und presse es leicht drauf. Es macht mir Angst, dass es immer noch blutet. Ich hoffe, wir schaffen es rechtzeitig. Ich merke den Druck der sich plötzlich auf meinen Augen breit macht. Ich darf bloß nicht einschlafen.
,, Bleib wach! ", höre ich Nathan's panische Stimme. Ich spüre wie langsam die Panik hoch kam.
,, Grace!", höre ich nun Noah. Ich erschauder bei seiner Stimme. Ich versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bringen, denn ich atme immer unregelmäßiger. Ich bekomme irgendwie mit, dass Nathan mit jemanden am Telefon redet. Aber so wirklich verstehen konnte ich nichts. Ich hoffe es passiert Eli nichts und wer war der Mann?! Und was hat er mit Eli zu tun? Ich hoffe, wir kommen rechtzeitig an. Das Auto bleibt irgendwann stehen und ich bekomme mit, dass sie kurz gehen und gleich wieder kommen. Noah redete auf mich ein, dass ich bloß wach bleiben sollte. Ich versuche ja mein bestes. Aber es ist sehr schwer. Ich habe schon sehr viel Blut verloren. Meine Hand ist schon voll und meine Hose auch. Vom Schal wollen wir erst garnicht anfangen. Ich merke langsam, dass meine Augen zu fallen. Ich kann Noah nicht verlassen. Ich darf nicht sterben. Ich muss kämpfen. Ich zucke zusammen und bin somit hell wach als ich einen lauten Knall höre. War das ein Schuss? Das Adrenalin schießt mir durch den Körper und ich steige aus dem Auto. Mit schnellen Schritten gehe ich auf das Gebäude zu und öffne die Tür. Während dessen ertönt der nächste Schuss und ich halte mich krampfhaft an der Tür fest. Ein lebloser Körper liegt vor Noah's Füßen und ich halte die Luft an. Ich beobachte jede Bewegung von Noah.  Nathan klopft Noah auf die Schulter und Noah gibt den anderen Jungs, die neben den beiden stehen irgendwelche Anweisungen. Er dreht sich abrupt zu mir um und schaut mich geschockt an. Mein Atem kommt nur stoßweise und die plötzlich Erinnerungen, die mich einholen, schienen mir den Hals zu zuschnürren. Er ist es! Und dann merke ich nur noch den kalten beton Boden unter meiner Haut.

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