soft kisses | bang chan ✓

five

Ihr Spind war knallgelb. Sie verstand die Farbwahl absolut nicht, wo die Wände doch in einem schrecklich abgewetzten pastellgrün gestrichen waren. Generell fand Byul bisher einfach alles nur zum kotzen. Auf der Party hatten sie mehrere Leute angesprochen, aber sie hatte die Gespräche immer irgendwie abgeblockt. Und jetzt das Theater der Cafeteria. Wenn sie den Rest des Schuljahres nur mit den Jungs würde verbringen müssen, würde sie eindeutig durchdrehen.

„Bist du mit Hyunjin zusammen?", war der Satz, der sie komplett aus den Gedanken riss. Das Mädchen, das ihm gesprochen hatte, hatte eine so zuckersüße und unschuldige Stimme, dass Byul komplett irritiert war.

„Nein.", sagte sie, als sie merkte, dass das Mädchen mehr als diese Antwort verlangte, sprach sie weiter, „Wir kennen uns nur schon sehr, sehr lange.".

Das Mädchen seufzte hörbar. „Du hast so ein Glück! Ich meine, niemand wird so schnell bei denen aufgenommen.". Dann umgriff sie fest ihre Tasche und verschwand um die Ecke.

Byul starrte ihr kurz hinterher und widmete sich wieder ihrem knallgelben Spind. Wieso sieht jeder diese Gruppe an Idioten als Glück?, dachte sie bei sich. Sie schloss ihren Spind wieder ab und drehte sich um. Bang Chan lehnte lässig an der Wand und beobachtete sie.
„Was?", fragte sie, ihr Ton so bitter, dass sie jeden anderen verschreckt hätte, „Willst du mir jetzt auch noch auf die Nerven gehen?".

„Nein.", antwortete er so knapp, wie er es immer tat. Dann schwieg er wieder, aber nur sehr kurz, denn als sie weggehen wollte, fing er wieder an zu sprechen. „Hör' auf dich zu wehren.".

„Was?".

„Akzeptier' einfach, dass du jetzt zu uns gehörst. Das macht vieles leichter.", er stieß sich leicht von der Wand ab und ging an ihrer Seite. Er wusste schließlich, dass gleich der Nachmittagsunterricht begann.

Byul sah ihn kurz perplex an und sah dann starr wieder gerade aus. Sie holte tief Luft, „Ich passe aber nicht zu euch rein. Ihr habt alle was besonderes - seht gut aus oder habt eine spezielle Art. Ich bin nichts. Nur durchschnittlich.". In dem Moment fiel ihr auf, dass sie eigentlich schon immer in Hyunjins Schatten gestanden war. Er war es immer gewesen, der Freunde für sie beide gewonnen hatte mit seinem unverwechselbaren Charme. Dem alle Mädchen zu Füßen lagen, als er die weiterführende Schule besuchte. Der jedem Streit zu schlichten wusste und der jeden zu überzeugen wusste. Dagegen war sie nichts. Nur durchschnittlich. Und die Tatsache, dass alle seine Freunde so wie er waren, machte es nicht besser.

Deshalb flüchtete sie so schnell es ging ins Klassenzimmer und ließ den schweigenden Chan, der nichts darauf wusste, zurück.