soft kisses | bang chan ✓

twentysix

Irgendwann hatte Byul sich ganz unauffällig von der Tanzfläche geschoben und war Richtung Toiletten gelaufen. Zwar hatte das Tanzen mit ihren Freunden wieder einiges wett gemacht, ihre gute Laune von vor dem Vorfall nicht wieder hergestellt. Jetzt zwängte sie sich durch den engen und dunkel gestrichenen Flur zu den Toiletten, in dem bestimmt fünf Paare rummachten. Aber Byul hatte nicht mitgezählt.

Am Ende des Flures waren wie immer zwei Türen und die junge Frau stürmte fast schon in die Damentoilette, um sich dann in einer Kabine einzuschließen und ein paar Tränen über ihre Wange laufen zu lassen. Sie hasste es, wirklich. Sie hatte noch nie in ihrem Leben jemanden wirklich geliebt, geliebt in romantischer Hinsicht. Und dann? Dann verlor sie ihr Herz ausgerechnet an Bang Chan, der, dem Byul komplett egal war.

Noch mehr Tränen begannen zu laufen, sie hatte ihr komplettes Zeitgefühl verloren. Sie nahm nur entfernt wahr, wie jemand an die Kabinentür klopfte und fragte, ob alles okay sei, und Byul bejahte. Erst dann bemerkte sie, wie lange sie schon weg war und was für Sorgen sich vielleicht ihre Freunde machten. Langsam erhob sie sich, aus Angst, ob ihre Beine sie wohl tragen würden. Sie taten es. Dann wischte sie sich über das Gesicht und öffnete die Tür.

Alles ist gut, dachte sie, ich schaff' das, so, wie ich schon vieles in meinem Leben geschafft hab'. Da wird mich doch sowas nicht aus der Bahn werfen, oder?

Als sie die Damentoilette verließ und durch den Flur ging, schenkte sie den ganzen Paaren keine Beachtung mehr, aber sie hatte das Gefühl, dass es mehr geworden waren. Beim vorbeigehen, hörte sie ein „Byul...", sah auf und stockte.

Chan lehnte an der Wand, ein Mädchen an seinem Hals und er sah sie an, als sei es das normalste auf der Welt. Byul war stehen geblieben und roch den Alkohol und Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen. Das war der Moment, in dem sie realisierte, dass sie es nicht schaffen würde, dass sie das doch sehr aus der Bahn warf. Egal, was sie schon alles durchgemacht hatte, das, was mit Liebe zu tun hatte, war heftiger als alles andere.