»Wirklich. Ich wollte nie, dass wir einander als Freunde verlieren, Sully.« Er biss sich auf die Unterlippe und ließ mich schlucken.

»Ich auch nicht«, krächzte ich und räusperte mich gleich. Ich kratzte mich etwas unbeholfen am Kopf und ließ meine Augen umherwandern, bevor ich sie wieder auf ihn richtete. In seinem Blick lag eine gewisse Trübheit und ich wusste genau, was sie zu bedeuten hatte.

Verletzt verzog ich das Gesicht. Er war nicht hier, um die letzten Wochen zu vergessen.

Er schluckte, wandte den Blick ab und starrte stattdessen auf seine Hände. »In der Not bin ich immer an deiner Seite, Kumpel. Aber solange du dieses Geheimnis um dich aufrecht erhältst... da kann ich dir einfach kein Freund sein.« Ich nickte langsam.

»Ich will das nicht«, sagte er mit Nachdruck und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Bei seinen Worten bildete sich ein furchtbarer Kloß in meinem Hals. Von jetzt auf gleich wuchs er zu einer stechenden Bowlingkugel.

»Geheimnisse machen zu viel kaputt«, setzte er leise hinterher und ich wusste genau, dass dahinter so viel mehr steckte, als es schien. Als jeder andere jemals erkennen würde.

»Ich wollte dir auch nie vorhalten, dass ich deine Entscheidung nicht akzeptiere«, entgegnete ich. Conall blickte wieder auf und lächelte schief.

»Vielleicht tritt Harper dir ja in den Hintern«, scherzte er mit einem halb-schiefen Grinsen auf den Lippen. Ich verkniff mir das Auflachen, doch dafür entfuhr meinem Mund ein leises Grunzen.

Aber kaum wanderten meine Gedanken zu Harry, waren sie auch umhüllt von Dunkelheit. Von Schuld, einem schlechtem Gewissen und der Ungewissheit, wie es ihr heute ergangen war. Es musste furchtbar für sie gewesen sein. Einen Unfall mit anzusehen, wo sie doch ohnehin solch große Angst vor Eisflächen und -hallen hatte.

Ich schluckte.

»Sie hatte Angst heute, oder?« Meine Augen fixierten Conall und versuchten jede einzelne Regung seiner Gesichtszüge zu analysieren.

Conall lachte auf, begegnete dann jedoch meinem Blick und verstummte augenblicklich wieder. Er runzelte die Stirn und legte den Kopf schief.

»Was meinst du Sully?«

Wieder musste ich schlucken.

»Das kann ich dir nicht sagen, das ist ihr Geheimnis.«

Die Furchen auf seiner Stirn vertieften sich, doch neben der Neugier, keimte auch so etwas wie Verständnis in seinem Blick auf.

»Okay«, sagte er nur, bevor er seinen Kopf zur Seite drehte. Sein Bein begann unruhig zu wackeln und er rückte seine Brille zurecht. Irgendetwas lag ihm noch auf dem Herzen.

»Du bist ihr wirklich total verfallen, was?« Er grinste schief und blickte mich wieder an. Ich war etwas überrumpelt davon, doch zu lächeln begann ich trotzdem. Und wie ich ihr verfallen war.

»Sie ist einfach fantastisch«, entgegnete ich ihm und schloss für einen Moment die Augen. Sie brannten wieder und taten weh.

»Weiß sie das? Also, dass du so für sie fühlst?« Ich nickte und spürte wie mein Lächeln augenblicklich breiter wurde. Es war nich geplant gewesen, ihr das unter Einwirkung von Schmerzmitteln zu gestehen, aber bereuen tat ich es nicht. Erst recht nicht bei ihrer Reaktion. Noch immer drohte mein Herz vor lauter Vorfreude zu zerplatzen.

»Sie hat vorgeschlagen auszugehen.« Ich schlug meine Augen wieder auf und konnte die Verblüffung in Conalls Blick sehen. Ich verübelte es ihm nicht. Mich hatten Harrys Worte auch aus den Socken gehauen. Und das war noch untertrieben.

Greatest PretendersWhere stories live. Discover now