S u l l i v a n

4K 310 28
                                    

Im Gehen steckte ich meine Hände in die Ärmel meines Kapuzenpullovers und versuchte ihn mir über den Kopf zu ziehen. Mit etwas Nachdruck ploppte mein Kopf aus dem Kragenloch und ich hatte wieder freie Sicht. Während ich mir durch die Haare fuhr und sie zu richten versuchte, trugen mich meine Füße im Eilschritt die Treppe nach unten, durch den Flur und hinein in die Küche, wo mir eine entgeisterte Eddie entgegenblickte. Sie warf einen Blick zur Uhr und dann wieder zu mir.

»Bist du aus dem Bett gefallen?«

»Nein«, lachte ich und schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf. Während Eddies verwunderter Blick noch immer auf mir lag, lief ich hinüber zum Kühlschrank und holte mir einen Becher Joghurt heraus. Ich schloss die Tür des Kühlschranks wieder, trat zur Seite und öffnete einen der oberen Schränke, um nach dem Früchtemüsli zu greifen. Ich öffnete den Deckel, schüttete etwas von dem Früchte-Haferflocken-Mix hinein und rührte das Ganze mit einem Löffel aus der Schublade um.

»Sorry, aber was in Gottes Namen machst du so früh hier unten, Sully?«

Ich blickte hinüber zur Küchenuhr, die an der Wand hing, und musste mir mit aller Kraft ein breites Grinsen verkneifen. Es war Viertel nach sieben. An einem Samstag. Ich konnte verstehen, warum Eddie so verdattert war.

»Na, ich muss zum Training«, entgegnete ich Eddie, die nur einen weiteren verwunderten Blick auf die Küchenuhr warf.

»Beginnt das Training nicht erst um 10?«

Ich nickte und stieß mich von der Theke ab, an der ich bis eben mit dem Rücken gelehnt hatte.

»Ja, aber ich wollte vorher noch bei Harry vorbei.« Viel zu spät wurde mir bewusst, dass ich gerade vor Eddie meinen Spitznamen für Harper Preis gegeben hatte. Mir schoss sofort die Röte in die Wangen.

»Harper, meine ich«, korrigierte ich mich. Eddie grinste nur und nickte. Sie hatte offenbar ihre ganz eigenen Vorstellungen davon, was zwischen Harry und mir lief.

Ich schüttelte den Kopf, rührte noch einmal den Joghurt um und stopfte mir den ersten Löffel in den Mund. Gleichzeitig kehrte ich Eddie den Rücken und verließ die Küche. Ich setzte mich auf die Treppe, stellte den Becher neben mich und zog mir die Schuhe an.

Mist.

Stöhnend legte ich den Kopf in den Nacken, stand auf und eilte die Treppe wieder nach oben. In meinem Zimmer griff ich nach dem Rucksack, den ich extra auf meinem Schreibtischstuhl zurecht gelegt hatte, und lief mit ihm auf der Schulter wieder nach unten. Der Rucksack plumpste auf den Boden, während ich nach der Jacke griff und sie wieder überzog. Erst dann wanderte der Rucksack wieder zurück auf meinen Rücken und der Joghurtbecher zurück in meine Hand.

»Ich bin dann weg«, meinte ich zu Eddie und trat noch einmal in den Türrahmen der Küche.

»Pass auf dich auf.« Ich nickte und stopfte mir den nächsten großen Löffel in den Mund.

»Yes, Mam.« Ich salutierte und verfiel kurz darauf dem Drang zu grinsen.

»Du sollst deine Tante nicht verarschen, Sully«, hörte ich Thomas Stimme aus dem Wohnzimmer. Aus seinen Worten konnte man das Grinsen heraushören, das sich auf seinem Gesicht befand.

»Jawohl, Sir«, erwiderte ich und hörte ihn kurz darauf auflachen.

Mit einem weiteren Löffel Joghurt im Mund, zog ich die Haustür hinter mir zu und stieg in meinen Wagen ein. Den Becher klemmte ich vorsichtig zwischen meine Beine, während der Rucksack auf dem Beifahrersitz landete.

Ich legte den Rückwärtsgang ein, ließ den Truck von der Einfahrt auf die Straße holpern und machte mich nach einem kurzen Stopp bei der Tankstelle, um mir womöglich den besten Kaffee der Stadt zu holen, auf den Weg zu Harry.

Greatest PretendersDonde viven las historias. Descúbrelo ahora