Two

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Leah

Übermüdet saß ich am Frühstückstisch und stocherte in meinem Müsli umher, Jana war bei der Arbeit.

Nach einer weiteren halben Stunde des herumgammelns, stand ich entschlossen auf und zog mich an, ich wollte Einkaufen gehen, eine Sache die ich schon lange nichtmehr allein getan hatte.

Nachdem ich mich angezogen hatte, verließ ich schnell die Wohnung und lief in den Edeka um die Ecke, er nur circa. 50 Meter von unserer Wohnung entfernt.
Dort angekommen lief ich zielstrebig zu meinem Ziel, die Süßigkeitenabteilung, dort erlebte ich ein Déjà-vu, denn ich lief erneut in die genau gleiche Frau von gestern Abend, Patricia glaub ich.

Sie gab mir ein unerklärliches Gefühl von absoluter Sicherheit und Vertrauen, normalerweise hatte ich Angst davor mit anderen Menschen zu sprechen, allerdings war das bei ihr überhaupt nicht der Fall, allerdings wollte ich auch nicht plötzlich damit anfangen, denn ich wusste nicht wie sie reagieren würde.

"So schnell sieht man sich also wieder." grinste sie und nahm eine Tafel Schokolade aus dem Regal, die gleiche Sorte aß ich auch am liebsten.

"Ich will dich einladen, wir könnten was zusammen trinken gehen, in einer halben Stunde in diesem unglaublich niedlichen Café gegenüber?" fragte sie und nahm noch eine Tafel.

Diesmal nahm ich all meinen Mut zusammen und überwand mich.

"Okay." flüsterte ich und lächelte leicht.

"Bis gleich." grinste sie und lief davon, genau diese Reaktion wünschte ich mir bei allen Personen, sie machte kein Drama daraus.

***

"Also, ich würde unglaublich gerne deine Geschichte hören, oder lesen. Du kannst sie aufschreiben oder es mir erzählen, ich bin für alles offen." sagte Patricia und trank etwas von ihrem Kakao.

Ich entschied mich für die zweite Variante, sie war weniger Zeitaufwendig.

"Ich hab diese Krankheit bekommen nachdem meine Eltern starben, meine kleine Schwester war Vier und ich war Sechs als wir die Nachricht bekommen haben.
Meine Eltern wollten uns eigentlich von der Kita abholen, zu dem Zeitpunkt waren wir beide noch in der Kita, aber unsere Eltern sind dort nie angekommen.
Auf dem Weg von unserem Haus zur Kita ist ein Betrunkener in das Auto meiner Eltern gerast, der Aufprall war so schwer das alle drei sofort Tod waren.
Als wir das erfahren haben bin ich verstummt, ich hab nur noch mit meiner Schwester gesprochen, auch als wir all die Jahre in einem wirklich schönen und liebevollen Heim waren, ich habe mit keinem außer ihr gesprochen.

Als ich dann volljährig war sind wir gemeinsam in unsere kleine Wohnung gezogen und ich hab eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht, was allerdings durch diese Krankheit sehr schwer war.
Nach und nach haben wir eine Routine reinbekommen, mittlerweile ist sie diejenige die das Geld rein bringt und ich bin diejenige die sich um die Wohnung kümmert." 

"Wie alt seid ihr jetzt?" fragte sie und man konnte die Trauer in ihren Augen erkennen.

"Jana ist 25 und ich bin 27." antwortete ich und trank meinen Kakao.

"Das ist wirklich schlimm. Es ist das schlimmste seine Eltern zu verlieren, ich verstehe dich wirklich, es zerreißt mir das Herz wenn ich dich und deine Schwester als kleine Mädchen dort stehen sehe und ihr bereits in solch jungen Jahren eure Eltern zu Grabe tragen müsst.

Ich möchte euch unter die Arme greifen, ich werde dir meine Adresse geben, die anderen werden sich wahrscheinlich erst aufregen, aber das zieht mir sowas von am Hinterteil vorbei.
Gib mir am besten auch deine Adresse, ich werde morgen vorbeikommen."

Ich nickte dankbar und wir tauschten unsere Adressen aus.
Danach mussten wir uns bereits voneinander verabschieden, denn sie hatte noch einen wichtigen Termin.

Bevor sie verschwand umarmte sie mich allerdings noch.

"Danke das du mit mir sprichst und mir alles erzählt hast, ich weiß wie schwer dir das fällt, es bedeutet mir wirklich viel."

Danach verschwand sie hinter der nächsten Ecke.

Still Waters Run DeepNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ