18. Dezember 2018

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18. Dezember 2018, 17.30 Uhr, Zimmer


„Ich glaube, das mache ich sogar", kicherte ich.

„Ja, mach das wirklich. Du fehlst mir. Ich kann jetzt immer nur so richtig mädchenhaft trinken gehen und ohne dich fühle ich mich in kaputten Clubs auch nicht mehr richtig wohl."

„Ohne meine Beschützerausstrahlung? Du bist ja süß, Geburtstagskind. Ey, dann lad ich dich als Geburtstagsgeschenk einfach in irgendeine richtig abgefuckte Ecke ein und wir schmeißen irgendwas."

„Katastrophales Geschenk, Tara. Katastrophal."

„Komm schon. Was würden unsere jüngeren Ichs sagen, wenn wir in Berlin leben, ohne in kuriosen Clubs zu koksen? Sorry, lass nicht koksen, ich wollte bloß eine schöne Alliteration haben. Speed oder so was können wir vielleicht mal wieder machen."

„Nee, dann lass lieber zelten gehen und so richtig schön trippen."

„Ja, das kannst du mir dann zum Geburtstag schenken, da ist das Wetter besser."

„Lass einfach keine Drogen nehmen. Oder bist du jetzt wieder in die Richtung unterwegs?"

„Nee, gar nicht. Kein bisschen. Ich trinke und kiffe und rauche, alles andere hab ich nicht angerührt."

„Ach ja. Alkohol – die Droge des Volkes."

„Ich dachte, das ist die Religion." Ich hörte, Henni als Antwort schnauben.


„Du und Marx, ihr wärt auch Freunde geworden. Obwohl wahrscheinlich, hätte er dein seltsames Lächeln nicht gehabt."

„Wir hätten uns gut verstanden, ganz ohne sexuelle Bedürfnisse", verteidigte ich die potenzielle Freundschaft zwischen mir und Marx.

„Er hatte doch vor allem seine Frau fürs Leben, da braucht er dich gar nicht."

„Und Bettgeschichten ohne Ende, Henni. Marx hatte schon seinen Spaß."

„Wenn du das sagst, du bist der Marx-Fanatiker von uns beiden."

„Das ist ziemlich gut belegt. Genauso wie Religion als Opium des Volks."

„Ihr lebt zwei Jahrhunderte auseinander, Taralein. Religion ist definitiv nicht mehr Opium Nummer eins."

„True. Und wir leben nicht ganz zwei Jahrhunderte auseinander. Er wurde 1818 geboren."

„Vor zweihundert Jahren."

„Ja, aber das war jetzt nicht die Zeit, in der er Religion als Volksdroge identifiziert hat."

„Wie du willst. Jetzt ist es jedenfalls Alkohol."

„Alkohol und Netflix. Und da bin ich dann doch klassischer Konsument."

„Adorno würde unterschreiben. Konsumier mal weniger."

„Ist eine gute Idee, Henni-Maus. Kann ich mir ja als Neujahrsvorsatz nehmen."

„Weißt du, wie viel Kalorien Bier hat?"

„Genug, damit ich fast täglich exzessiv Sport machen muss, um nicht zuzunehmen? Ja, weiß ich. Ganz ohne Fitness-App."

„Ich wollte nur sicher gehen."


„Ey, können du und Elias mich mit einem großen Plakat samt lustigem Spruch abholen?"

„Ist mir zu doof, vielleicht macht Elias das ja. Also ich hole dich gerne ab, aber ohne Plakat."

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