05. Dezember 2018

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05. Dezember 2018, 17.30 Uhr, Hutladen


„You again?" Autsch, das klang trocken.

„Sorry, I've just missed the flair of this beautiful boutique", strahlte ich und hängte meine Jacke an die Garderobe.

„Come on, you're not buying anything, so you don't have any business here." Die ersten fünf Besuche hier waren wesentlich freundlicher verlaufen.

„I might buy something", sagte ich trotzig und nahm mir einen Hut, der Elliotts sehr ähnlich sah, mir aber viel zu teuer war. Eigentlich wollte ich ja auch wirklich nichts kaufen, schon gar nicht zu diesen Preisen. Und ich hatte ja auch schon einen ziemlich coolen Hut. Trotzdem setzte ich ihn auf und betrachtete mich in einem der drei Spiegel. Viel zu dunkel hier drin.


„Miss, I would love to be to your service, unfortunately I know very well, why you are here."

„And? Was my guy here?"

„As you are aware, I wouldn't tell you, even if I knew. We respect the privacy of our customers", leiherte er.

„You're a hat store, Mr. ... Dipsen. Is it embarrassing to go hat shopping or why won't you look up, whether an Elliot bought his hat here?" Seine Stirnfalten wurden tiefer.

„Please leave. We are a serious business and very definitely do not want to partake in your romantic quest."

„Your british is pure perfection."

„You've told me this before and I'm still not flattered."

„You should be."


„Tara, we will throw you out of the store." Ich war überrascht, dass er sich meinen Namen gemerkt hatte. Er war auch bei meinem allerersten und beim zweiten Besuch da gewesen. Ähnlich stur, aber er hatte mir viel Wissenswertes über Hüte erzählt. Hüte sind ein Lifestyle.

„What? In your fancy suit? What are you gonna do?" Mit hochgezogenen Augenbrauen grinste ich ihn an. Ich musste hier nur reinkommen, um direkt frech zu werden. Sassy passt besser als Wort. Obwohl ich tendenziell sehr oft sassy unterwegs war.

„Ask you to leave and if you don't follow that order, we might call the security?", schlug er vor.

„Come on, Dipsen, I didn't do anything. I merely asked about a hat."

„Which has been absolutely no problem, the first two times. Afterwards you tried to get your hands on confidential information about our customers, have made more than just one blatantly stupid joke and to be frank: you've been getting on my nerves."

„And you're insulting me." Ich verschränkte meine Arme à la Hollywood-Blondchen und setzte einen Schmollmund auf. Manchmal konnte ich mich selber nicht leiden. Er seufzte.


„Listen, Tara. I was your age once and I know what it is like to feel all powerful and free and expecting the whole world to serve you, but if you don't leave, I am going to call security on you." Sehr verständnisvoll.

„Can I invite you to tea?", fragte ich hoffnungsvoll, aber Spielverderber Dipsen (der sich definitiv keinen einzigen Tag seines Lebens so wie ich gefühlt hatte), schüttelte den Kopf und nickte zur Tür.

„Any last wise words for me?", fragte ich noch nach seinem weisen Vergangenheitsexkurs. Ich erwartete wirklich irgendwo, dass ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht auftauchen und er mir Elliotts Nachnamen oder so nennen würde. Er spitzte nur die Lippen und ich nickte extra traurig.

„That's what I thought. Well, it's goodbye then. You have my number, feel free to call me, if anything comes to your mind." Ich lüftete meinen (Elliotts) Hut und marschierte aus dem Laden.


Er wünschte mir nicht mal viel Glück. Ihm war wahrscheinlich auch nicht bewusst, wie frustriert ich auf der nächsten Bank zusammensank und mir eine Zigarette drehte.


Am Vorabend hatte mich aus dem Nichts eine Welle der Hoffnungslosigkeit überrollt, ich war im Nickle's gewesen, hatte mir die Fotos nochmal angeschaut, aber es gab ja nichts, dem ich noch nicht nachgegangen war. Also nächster Morgen: Hutladen. In dem ich jetzt wohl prinzipiell Hausverbot hatte.


Ich würde gerne mal wieder neben jemanden einschlafen. Also jemanden, den ich wirklich liebte. Nicht Noah. Und auch nicht François oder Sem oder irgendein Partygast, wenn wir uns die Energie weggekifft oder -trunken hatten.

52 Tage ist es her, dass ich Elliott getroffen habe.

74, seit ich das letzte Mal neben jemanden eingeschlafen bin, den ich geliebt habe.

Fuck, Gilmore Girls scheint doch Langzeitwirkungen hinterlassen zu haben.

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