Was ist nur los mit mir?

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Ich bin hin und her gerissen. Die Freude in meiner Brust steigert sich mit jedem Atemzug, jedem Schritt näher an die Tür. Auch Mama und Papa bemerken meinen Umschwung und sehen mich skeptisch an. ,,Was hast du uns zu beichten?", fragt Papa direkt, was Mamas Kopf nur zum Schütteln bringt.

,,Dave bitte", rügt sie ihn und widmet sich mir zu. Tyler, der bloß müde am Küchentisch sitzt, legt seinen Kopf auf den Tisch und will davon nichts hören. Das kann ich nachvollziehen. Immerhin hat er gestern die ganze Nacht sein neues Spiel gezockt. Wenn das Papa wüsste...

,,Tyler, auf dem Tisch wird nicht geschlafen", schimpft Papa und erreicht damit genau das was er wollte. Tyler richtet sich kerzengerade auf und nimmt sich sofort sein Brötchen, um nicht wieder einzuschlafen.

,,Nun Schatz, willst du uns etwas erzählen?", fragt mich Mama nun sanfter, während Papa natürlich NUR sein Rührei isst. Nein... jetzt schaut er mich ganz genau und streng an.

,,Es ist nichts. Wirklich. Ich habe einfach von meiner wundervollen Familie geträumt und das war der perfekte Start in diesen Tag", erfinde ich und muss etwas lachen. Das kommt sehr überspitzt rüber, was es auch ist. Immerhin wird diese Lüge enttarnt, noch während ich den Satz beende.

,,Du hast doch nicht etwa..."

,,Nein!", unterbreche ich Papa, denn ich weiß genau was er sagen wollte. Oh Gott, nein! Sicher nicht vor Tyler. Papa atmet weit aus und lehnt sich wieder sichtlich erleichtert zurück.

,,Das will ich für dich auch hoffen. Nur weil wir das Gespräch hatten, brauche ich keine Überraschungen", übertreibt Papa wieder völlig. Oh man.

Bevor Mama noch was sagen kann, hören wir die Eingangstür und schon steht Chris wie ein wahrer Soldat vor der Küche. Schnell richte ich mich auf, denn ich will nicht wie ein albernes Kind wirken. ,,Guten Morgen Mrs. Stark, Mr. Stark...", begrüßt er alle und nickt Tyler zu, bevor sein Blick meinen trifft. Es ist wie ein Bann, der mich trifft und mir die Atemwege zuschnürt. Mein Herz pocht hörbar und ich habe Angst, dass es jemand hören könnte. Meine Vernunft bestätigt mir das Gegenteil. Es sind nur Sekunden in denen er mich ansieht und doch fühlt es sich nach Minuten, nach Stunden an, bevor er... so erscheint es mir... mühevoll seinen Blick wieder auf Papa richtet... seinem Chef. Fühlt er so wie ich? Sind diese komischen, völlig neuen Empfindungen auch in ihm? ,,Heute plant Miss Starks Schule eine Aktion, an der die Schüler teilnehmen werden. Ich würde vorschlagen, uns ein wenig früher auf den Weg zu machen. Der Menschenandrang wird höher sein als gewöhnlich", legt Chris sein Anliegen dar. Papa nickt bedächtig und schaut von mir zu ihm.

,,Du hast recht. Gina, mach dich fertig und geht los", fordert Papa mich auf und ich springe direkt auf. Diese motivierende Aktion überrascht Mama und Papa natürlich.

,,Was ist denn heute mit unserem Kind los?", fragt Papa, aber davon lasse ich mich nicht beirren und sprinte schnell nach oben. Natürlich nicht ohne vorher an Chris vorbei zu gehen. Mir wird erst da bewusst, dass ich noch in meiner kurzen Schlafshorts stecke. Papa beäugt uns akribisch. Da Chris aber wie ein Fels nicht in meine Richtung sieht, sollte Papa nichts auffallen... Was sollte denn auch? Es ist doch nichts.

Ach... Ich ziehe meine schwarze, körperbetonte Leggings und ein sportliches, bequemes Top an. Weiße Sportschuhe dazu und ich bin fertig. Mit kurzen Haaren macht sich ein Zopf nur schwer, aber wenn ich es unten zubinde, passt das schon. ,,Fertig!", rufe ich und hüpfe die Treppe runter. Nur zehn Minuten, das ist doch mal ein Rekord.

,,Wir sollten Chris öfter nach ihr rufen lassen. Dann ist sie auch mal schneller", höre ich Papa, der jetzt in den Flur kommt mit Mama und Chris im Schlepptau. Chris hat ein leichtes Schmunzeln im Gesicht und ich frage mich, was die da besprochen haben. Mama klatscht in ihre Hände.

Ich will Dich!Where stories live. Discover now