Der Junge gefällt mir.

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Chris ist gegangen und ich kann mich nicht beruhigen. Er sagte, ich soll mich schlafen legen? Es ist vielleicht Neun Uhr... Da lege ich mich nicht schlafen. Was soll ich machen? Ich kann nicht sitzen, nicht liegen... Nicht mal still stehen. Im Zimmer tigere ich herum und finde keinen ruhigen Platz.

Ich rufe Alex an, die auch direkt annimmt, doch das hilft mir nicht weiter. Sie sagt, ich soll die Männer machen lassen... Wie soll ich das schaffen? Die Sorge um Chris ist so riesengroß, obwohl ich ja weiß, dass er sich verteidigen kann. Nur weiß ich nicht, wie Gregori drauf ist.

Wir kommen aus verschiedenen Welten. Das hat Chris zu mir gesagt und das hat mich hart getroffen. Obwohl ich das weiß, habe ich nie so richtig darüber nachgedacht. Während ich absolut behütet aufgewachsen bin, musste Chris sich sowas stellen. Ist das fair? Niemand kann etwas dafür, wo er geboren wird. Die Schicksale werden einfach gewürfelt und ich bin so sauer, dass es Chris so schwer gemacht wurde. Auf wen kann ich da sauer sein? Meine Mama nennt ihn, den Typen da oben. Das fand ich immer ganz lustig. Aber eigentlich heißt das, dass sie denkt, jemand dort oben ist männlich und, dass es ein Oben gibt.

Nun denn, ich bin sauer auf den Typen da oben. So, jetzt habe ich es gesagt. Mit diesen Worten öffne ich mein Fenster und gehe aufs Dach. Naja, fast. Es ist bereits dunkel und die Sterne funkeln so klar. Da ich nicht genug Tränen verdrückt habe, müssen jetzt auch welche fließen.

Es ist meine Schuld. Hätte ich mich nicht auf diese Provokationen eingelassen, würde Chris mich nicht verteidigen müssen. So dumm bin ich. Chris hat es mir mehrfach gesagt und ich muss meiner Sturheit die Überhand geben. ,,Gina?", höre ich und drehe mich zu der Stimme um. Es ist Mama, die am Fensterrahmen steht. ,,Darf ich zu dir kommen?", fragt sie mich und ihr Lächeln habe ich gebraucht. Oh man, ich brauche Mama gerade so sehr. Deshalb nicke ich und werde in ihre Arme gezogen, sobald sie bei mir ist.

Wir stehen jetzt mitten auf dem Dach. In solchen Momenten spüre ich, dass meine Eltern da sind, wenn ich sie brauche. Sie arbeiten viel, doch wenn es wichtig ist, dann machen sie alles für uns. Auch Papa. Das weiß ich, doch manchmal tut es doppelt weh, wenn ich merke, dass Papa mir nichts zutraut. Seit ist klein bin, möchte ich, dass Papa stolz auf mich ist und es tut weh, wenn ich weiß, dass ich ihn nur enttäusche.

,,Was ist passiert?", fragt Mama mich und streicht sanft über mein Haar. Ich schniefe und löse mich etwas von ihr.

,,Hast du was gehört?" So leise waren wir ja nicht. Eigentlich ist das Haus so groß, dass man nicht zwingend alles mit anhören kann, doch die Wahrscheinlichkeit besteht.

,,Nein." Selbst wenn, würde sie mich eher reden lassen, als ihren Vermutungen Raum zu lassen. Keine Ahnung, wie ich es finde, wenn Mama mich anflunkert.

,,Es kann sein, dass Chris gerade in diesem Moment in einer Schlägerei drinsteckt, die irgendwie meine Schuld ist", erkläre ich grob und Mamas Augen sind nun auch voller Sorge. Um mich oder Chris? Immerhin prügelt sich gerade Chris mit zig Männern und nicht ich.

,,Wie ist das zustande gekommen? Warum ist es deine Schuld, mein Schatz?" Mama versucht ruhig zu bleiben, aber das gelingt ihr nicht ganz.

,,Es gibt da ein paar Typen, die Chris meidet, weil sie einfach nur scheiße sind." Super erklärt, Gina! ,,Er sagte, ich soll sie einfach ignorieren und ihn rufen, falls sie da sind. Naja, du kennst mich. Ich habe wohl meinen Mund nicht gehalten und einen davon geschubst, als er mich am Handgelenk gepackt hatte." Ja, die Sorge gilt mir, wie ich an ihrem Blick erkenne. Er wird immer besorgter, dabei ist das alles schon vergangen, während Chris eben dabei ist.

,,Gina, ich dachte wirklich, du hättest das Beste von deinem Vater und mir, doch ich merke, da ist mehr Dickkopf, als ich ahnen konnte." Da hat sie wohl Recht. ,,Würde dein Vater auf diese lächerliche Idee kommen, würde ich alles dafür tun, um ihn da rauszuholen. Allerdings weiß ich auch, dass Chris Kampfsport ausübt, Gina." Woher weiß sie das? ,,Er ist trainiert und kann das. Natürlich verstehe ich deine Sorge. Dein Vater hat auch sehr denkwürdige Aktionen gebracht, als wir noch jünger waren. Doch an deiner Stelle, würde ich Chris da vertrauen." Vertrauen? Ihm vertraue ich ja, doch den anderen nicht. Warum will das niemand verstehen?

Ich will Dich!حيث تعيش القصص. اكتشف الآن