Glaubst du, das spiele ich?

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Kaum stehe ich vor der Tür, bemerke ich, dass sie einen Spalt breit offen steht. Die Stimme meines Vaters ist kaum zu überhören, so sehr füllt sie den Raum. Ich schaue rein und schiebe die Tür ein wenig auf, da sehe ich Chris. Oh, er ist schon da! ,,Ich bin froh, dass du über meine Worte nachgedacht hast. Dass Gina und du zusammen seid, beruhigt mich ungemein. Nun muss ich mir um ihre Sicherheit keine Sorgen machen."

Bitte was?

Verstehe ich richtig, was ich da gehört habe? Doch zu mehr komme ich nicht, denn ich habe die Tür schon so weit aufgeschoben, dass Papa mich bemerkt. Sein Blick wirkt ertappt und das unterstützt meine Annahme, dass hier etwas hinter meinem Rücken läuft. Oh Gott, nein. Bitte nicht... Chris scheint Papas Blick zu bemerken und dreht sich zu mir um. Mir bleibt die Luft weg, wenn ich ihre Gesichter sehe, weil es einfach bestätigt, was ich fühle.

Chris ist mit mir zusammen, weil Papa es so wollte.

,,Gina...", höre ich aus Chris Mund, doch ich fühle mich nicht danach, noch eine Sekunde länger zu bleiben. Es tut auf einmal verdammt weh hier zu stehen. Die Freude ist mir vergangen und ich möchte hier einfach nur weg. Die Luft scheint mich zu erdrücken, weswegen ich mich umdrehe und nach draußen stolpere.

Wohin gehe ich? An meinen Ort? Kann ich dort hin ohne gestört zu werden? Gott, Chris kennt jeden Ort, an den ich mich normalerweise zurückziehen würde. Naja, es gibt nur den einen und Ja, Chris Ort. Da kann ich erst Recht nicht hin.

Wie sollte ich mich fühlen? Es scheint wie ein Traum, so surreal. Nicht einmal die Gefühle kann ich richtig einordnen. ,,Gina, bitte bleib stehen." Ich werde aufgehalten, spüre eine Hand an meinem Arm, die mich gekonnt zu sich dreht. Dass Chris hinter mir ist, habe ich gar nicht mitbekommen. Ich verstehe es nicht... Ich verstehe nichts.

Da ich nichts zu sagen habe, schaue ich ihn einfach an und spüre schon, wie sich die Tränen in die freie Wildbahn zwängen. Chris sieht mich ganz ruhig an, trotzdem streng. Ist er sauer auf mich? Interpretiere ich seinen Blick richtig? ,,Warum läufst du vor mir weg?", fragt er mich und ich versuche das richtig aufzunehmen. Ist er sauer auf mich? Interessant.

,,Lass mich in Ruhe, Chris", sage ich einfach und würde am liebsten gehen, doch ich werde noch immer gehalten. Selbst der Versuch wäre zwecklos. Chris schnaubt verächtlich und schüttelt demonstrativ seinen Kopf.

,,Was ist mit dir los? Ich verstehe es nicht. Statt mit mir darüber zu reden, rennst du weg. Ist es das, was du dir unter einer Beziehung vorstellst? Ignoranz und Misstrauen?" Nun stellt er mich so hin, als hätte ich einen Fehler gemacht? Wow, er schafft es wirklich, mich noch wütend zu machen.

,,Wenn ich mich recht entsinne, bin ich nicht die Einzige, die so drauf ist", erinnere ich ihn. Sein Blick bohrt sich tief in mein Innerstes und es tut weh. Es schmerzt so sehr, wenn er mich so traurig, so hart ansieht.

,,Das ist nicht fair, Gina. Meinen Fehler habe ich eingesehen und mich dafür entschuldigt. Mehr kann ich nicht tun. Du hingegen wiederholst das, was du an meiner Stelle nicht gewollt hast." Es hat Recht und es ärgert mich, dass er wie immer der Erwachsene in dieser Beziehung sein muss... Warum nervt mich das? ,,Ich kann verstehen, dass es ein wirklich irreführender Satz war und du jedes Recht hättest, sauer zu sein... Wäre der Satz wirklich der, für den du ihn hältst." Nun lässt Chris mich los und hebt seine Hände, als wär er machtlos, ratlos... ,,Vielleicht wär eine Erklärung dessen, wie es wirklich gemeint war hilfreich gewesen, statt einfach davon auszugehen, dass du alles richtig verstanden hast. Du hast nicht einmal mich reden lassen. Man Gina, ich dachte, wir vertrauen einander. Ich dachte, du verstehst und verinnerlichst Worte, die ich dir sage. Hat dir das gestern nichts bedeutet? Oder der Tag vorher? Die Tage davor? Kannst du dich erinnern, was ich sagte? Glaubst du, das spiele ich?" Was soll ich denken? Ich bin so verwirrt und in mir zweifelt etwas an meinem Urteilsvermögen. Chris steckt seine Hände in seine Hosentaschen. ,,Ich sagte, ich liebe dich und ich habe es jedes Mal genau so gemeint. Für mich gehört Vertrauen und Respekt dazu. Das bringe ich dir entgegen und das heißt nicht, ich würde mit dir spielen. Dass du überhaupt glaubst, ich wär mit dir zusammen, weil dein Vater das so wollte. Denk mal drüber nach und wenn du bereit bist, dann können wir gerne noch einmal reden." Chris macht einen Schritt zurück und wartet kurz, ob ich irgendetwas sage, was ich nicht mache.

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