Was für ein Studio?

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Chris dreht sich zu mir um und sieht mich entgeistert an. Verstehe ich da etwas falsch? ,,Gina, wie kommst du denn darauf?", fragt er mich und kommt mir direkt näher. Natürlich sehe ich aus wie ein Kind, wenn ich da auf dem Sofa im Schneidersitz vor ihm hocke. Keine Ahnung, was ich machen soll.

,,Du rennst gefühlt vor mir weg", erkläre ich ihm meine Sichtweise und da lacht er ein wenig. Immerhin nur ein wenig. Sehr taktvoll. Chris kommt zu mir und platziert seine Hände links und rechts neben mir. So ist sein Gesicht direkt vor meinem.

,,Gina, ich renne vor dir weg, weil ich dich mit Haut und Haaren möchte. Ganz und gar", versucht er mir begreiflich zu machen und Ja, jetzt habe ich es gecheckt. ,,Das sage ich nicht, weil ich dich zu irgendetwas drängen möchte, okay? Ich hab Verständnis dafür, wenn du sagst, du bist dir nicht sicher mit mir und willst warten..."

,,Ich bin mir sicher", widerspreche ich Chris und sehe entschlossen in seine Augen. Seine eisblauen Augen schauen gefühlt bis in mein Innerstes und verstehen noch immer nicht, dass ich ihm einfach zu hundert Prozent vertraue. ,,Ich bin mir sicher mit dir, Chris. Aber..." Nun sehe ich meine Finger an, die miteinander kämpfen. Ich habe ein großes Problem mit meinen Fingern, fällt mir auf. ,,Aber ich habe Angst vor den Schmerzen, weißt du? Oh man, das klingt so blöd", meine ich direkt, bevor Chris etwas dazu sagen kann. Chris lacht aber nur.

,,Tut mir leid", entschuldigt er sich sofort und hebt mein Kinn an, damit ich ihn direkt ansehe. ,,Das ist nicht blöd. Vielleicht muss ich mich nun einfach bemühen dir die Angst zu nehmen. Ich finde es schön, wenn du mir sagst, was dir Angst macht. Nur so kann man daran arbeiten." Ich lege meinen Kopf schief und seufze.

,,Es ist doch so gemein." Chris sieht mich verwirrt an. ,,Gemein, weil es dich nur einmal gibt und keine andere Frau jemals erfährt, wie wundervoll es ist, mit jemandem wie dir zusammen zu sein", korrigiere ich schnell meinen Gedanken. Chris muss lachen und hebt mich im selben Atemzug hoch, um mich rumzuwirbeln. Auch ich muss lachen und halte meine Arme ganz fest um seinen Nacken geschlungen. Die Achterbahn hält nicht lange an, da lässt Chris mich auch wieder runter.

,,Ich liebe dich", haucht er leise und gibt mir einen sanften Kuss. Ich bin doch im Himmel. Bitte, niemand soll mich wecken. Es ist einfach traumhaft.

Wir sehen uns an und ich möchte eigentlich nicht raus aus diesem Moment. Doch irgendwann muss es halt sein, ich möchte etwas machen. Ich will mit Chris raus gehen und der ganzen Welt mein Glück präsentieren. ,,Was würdest du jetzt machen, wär ich nicht da?", frage ich daher. Chris ist mein Lieblingsthema und ich frage mich ständig, was er in seiner Freizeit so macht. Er lächelt und nimmt etwas aus seiner Jeans. Eine Uhr... eine teure Uhr, wie ich sehe. Rolex? Ich sehe sie nur kurz, denn Chris steckt sie sofort wieder ein.

,,Um diese Uhrzeit wär ich im Studio", verrät er mir. Jetzt habe ich einige Fragen.

,,Was für ein Studio?", ist die erste Frage, die ich stelle.

,,Neben dem Fitnessstudio, in das ich gehe, gibt es ein Boxstudio. Da wär ich sicherlich." Das ist wirklich neu und da fällt mir direkt wieder etwas ein. Als ich gestern seine Hände in meiner hatte, da hatte er Wunden an seinen Handknöcheln. Direkt nehme ich seine Hand und sehe ihn an.

,,Kommt das daher?" Schuldbewusst sieht er schonmal aus und das ist auch wohl angebracht. Ist das so gefährlich?

,,Da war ich unvorsichtig. Normalerweise passiert das nicht", versucht er mir die Sorgen zu nehmen und entzieht mir seine Hand. ,,Möchtest du etwas trinken? Du hast noch kein Mittag gegessen", wechselt er das Thema und geht in die Küche. So leicht lasse ich mich nicht abwimmeln.

,,Wie lange boxt du schon?", frage ich, statt ihm zu antworten. Chris wartet halt auch nicht ab. Er holt zwei Gläser raus und füllt die Gläser mit Mineralwasser.

Ich will Dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt