Chris ist meine große Liebe.

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Chris nimmt meinen Rucksack und fährt mich nach Hause. Ich wusste gar nicht, dass eine Autofahrt noch schrecklicher sein kann, als gestern. Als er noch Reaktion gezeigt hat, als er sauer war... Jetzt ist gefühlt alles verloren.

Er hat sich ein Shirt übergezogen und fertig war er. So schnell geht es mit mir Schluss zu machen. So einfach ist das. Das ist wohl die kürzeste Beziehung, die es je gegeben hat. Er vertraut mir nicht mehr... Oh Gott, das ist das schlimmste, was er hätte sagen können. Das kommt einer Ohrfeige nahe. Nein, selbst die wär tausendmal besser gewesen. Was denke ich nur für einen Schwachsinn? Ohrfeigen sind nie was gutes. 

Wie gestern stehen wir vor dem Tor, das in mein Elternhaus führt. Das Tor, das den Weg für die Auffahrt freimacht. Gestern hätte ich alles getan, damit Chris mit mir redet und wir nicht schlecht auseinandergehen. Heute kommt mir das sinnlos vor. Chris hat gesagt, was er von mir hält, unzwar sehr deutlich.

Ohne noch ein Wort von irgendwem, steige ich erneut aus dem Auto und gehe an Carl vorbei. Mama und Papa sind am Arbeiten, deshalb bekommen die von alldem nichts mit. Wie kann ich jetzt noch meine Hausaufgaben machen? Das scheint unmöglich. Zu viele Gedanken treiben in meinem Kopf. Sind wir wirklich getrennt? Eigentlich ja schon, oder? 

Dass gerade ich diejenige bin, die das alles kaputt gemacht hat, ist umso erschütternder. Nicht, dass ich dachte, Chris würde mir jemals so wehtun, dass ich Schluss mache. Dennoch bin ich absolut frustriert. 

Um mich von meinen Gedanken abzulenken, schaue ich auf mein blinkendes Handy. Es blinkt schon, seit ich bei Chris angekommen war. Hoffnung muss ich mir nicht machen, denn die Farbe, die ich eingestellt hatte, gehört zu Alex. Gelb blinken ihre Nachrichten an mich. Einfach weil sie so grell ist und Alex ist alles, aber nicht unauffällig.

Alex: Komm mit, wir gehen schwimmen! 

Wir gehen schwimmen? Wer ist wir? Will ich mit irgendjemand Fremden schwimmen gehen? Warm ist es ja... Ach nein, ich bin gar nicht in Stimmung dafür. Doch kaum habe ich mich wieder auf mein Bett geschmissen, wird meine Tür aufgerissen. Zu meiner Überraschung steht Alex da. Tyler hat wohl die Tür für sie geöffnet. ,,Was liegst du hier so faul herum? Steh auf!", dirigiert sie mich aus dem Bett und zieht an meinem Arm. Oh man, so viel Widerstand bekommt sie gar nicht von mir. Dazu bin ich absolut gar nicht in der Lage.

,,Du hast Glück, ich bin gerade mal vor zehn Minuten zu Hause angekommen", gebe ich preis, sobald wir uns im Zimmer gegenüberstehen. Sie sieht mich verwirrt an.

,,Wo warst du so lange? Hast du dich verlaufen, als du heimgegangen bist?", fragt sie, rudert danach aber sofort zurück. ,,Du warst bei Chris! Oh, dass du alleine hier liegst, bedeutet nur eines. So egal, du packst deine Schwimmsachen. Du wirst abgelenkt, Stark." Das lässt keine Widerrede zu. Da muss ich gar nicht mal ansetzen. Alex kennt meinen Kleiderschrank und für sie ist es ein leichtes mir meine Sachen zusammenzupacken.

,,Du hast geschrieben, wir wollen gehen. Wer ist wir?", frage ich sie, statt meine Unlust zu präsentieren. Ich schaue ihr dabei zu, wie sie Hand-und Badetuch rausholt, einen weißen Bikini mit Schleifen links und rechts vom Höschen. Den wirft sie mir zu, damit ich ihn direkt anziehe.

,,Max und ich. Er bringt noch ein paar Freunde mit, aber das soll uns gar nicht stören. Ich bin für dich da." Achso, ja das ist ganz toll. Ich gehe ins Bad und ziehe mir den Bikini unter meine Klamotten. Vorher hatte ich eine Jeans, mit einem weiten Shirt angehabt. Damit ich mich aber nicht so viel ausziehen muss, trage ich über dem Bikini ein Kleid.

So richtig kann ich mich noch gar nicht aufraffen. Ich sitze auf meinem zugeklappten Klodeckel und starre die Decke an. Das fühlt sich alles nicht richtig an. Das Chris auch leidet, davon bin ich überzeugt. Hat er jemanden mit dem er das teilen kann? Er sagte, ihm fällt es schwer, anderen Menschen zu vertrauen. Heißt das, er hat keinen, dem er alles sagen kann? Wie ist das mit Sophia? Kann er ihr alles erzählen, so wie ich meiner Mutter alles sagen kann? Männer sind da ja eh anders gestrickt, denke ich. Trotzdem mache ich mir meine Gedanken und will ihn am liebsten gar nicht alleine lassen. 

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