Vielen Dank, ihr Nervensägen.

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,,Hey Chrisi, hast du mich schon vermisst?", fragt Alex, als sie bei mir ankommt. Chris verzieht keine Miene, wie schon die ganze Woche, wenn Alex ihre Witze macht. 

Der Hausarrest ist noch nicht vorbei, aber es ist Samstag und ich hoffe, Papa ist gnädig. „Also wenn ich du wär, dann würde ich einfach abhauen", meint Alex, als wir in meinem Zimmer sind. Ich denke an den Versuch zurück, der nicht wirklich geklappt hatte. John, der Kahlköpfige, hatte mich geschnappt und wieder ins Haus gebracht. Das war nicht witzig und äußerst demütigend. Das brauche ich kein zweites Mal und sicher nicht vor Chris, der mich auf die Schulter nimmt und ins Zimmer schleppt. 

Nein. 

Lieber nicht. 

„Das vergessen wir schnell wieder. Hast du noch was von Mike gehört?", frage ich sie und schaue aus dem Fenster. Gärtner machen mit Mama den Garten schön. Oma ist auch da... Also Oma Adriana. 

Sie ist öfter da, seit sie sich von Opa getrennt hat. So wie ich es verstanden habe, wurde es langsam Zeit. „Vergiss Mike, der war doch nur für die Party da. Erzähl mal du, wie es mit Jonas läuft. Habt ihr euch wieder gesehen?" Ich schüttle meinen Kopf auf ihre Frage. 

„Leider nicht. Ich komme hier nicht raus und zufällig sehen wir uns auch nicht. Wir schreiben viel und das lässt mich nur mehr nach einem Treffen lechzen. Er ist süß und charmant. Er kommt mir nicht anhänglich vor und das ist sehr gut. Anhänglich bedeutet irgendwann einengend. Das führt zu Kontrolle und die habe ich wirklich nicht nötig." Alex streckt ihren Daumen empor und steht vom Bett auf. 

„Super! Dann müssen wir uns etwas einfallen lassen, wie du ihn treffen kannst, ohne dass dein heißer Chris dabei ist", denkt sie schon über mein Date nach. Oh, das wär schön. Chris muss wirklich nicht dabei sein und es ist mir erst jetzt bewusst geworden...Chris ist überall mit dabei... Oh man. 

„Wie denn? Er ist echt gut. Ich habe versucht ihn beim Joggen zu entfliehen, Nachts aus meinem Zimmer zu schleichen, kreischende Mädchen auf ihn los zu lassen, aber nichts hilft. Was soll ich nur machen? Er ist jung und zielstrebig. Das ist neu und das weiß Papa ganz genau", gebe ich zu bedenken und Alex nickt nachdenklich. 

„Okay, kümmern wir uns erst um deinen Hausarrest. Danach können wir über Chris nachdenken. Du hast nur noch einen Tag. Den wird dir dein Vater aufgrund guter Führung gönnen. Sicher. Versuch es, ich komme mit." Also schlendern wir runter. Natürlich nicht vor einer Flirt-Einlage von Alex, die versucht Chris durch ihre Blicke zu verführen. Er reagiert nicht und das war zu erwarten. Ich finde Papa in seinem Büro. Natürlich, wo auch sonst? Er sitzt da mit Onkel Ben. „Hey, Kleines", begrüßt dieser mich, sobald er mich sieht. Ich grinse und umarme ihn direkt, denn er steht extra dafür auf. 

„Hey. Wieso hast du nicht Bescheid gegeben, dass du hier bist? Ist Tante Lis da?", frage ich und schaue zu, wie er sich wieder setzt. Papa mustert das Ganze. 

„Ach, ich wär sicher noch hoch gekommen. Lis ist bei deiner Mutter draußen. Die zwei lieben alles was blüht. In einer Stunde sind die sicher wieder drinnen", mutmaßt Onkel Ben. Vom Smalltalk zu Papa...

„Ja, ich freue mich. Ähm, ich wollte eigentlich zu dir, Papa", wende ich mich jetzt an mein Ziel. Er sieht mich schon erwartungsvoll an. Natürlich bin ich wegen ihm da. Ich wusste ja nicht von Onkel Ben und Tante Lis. Nun denn. „Alex und ich wollten in die Stadt. Ich weiß, ich habe noch Hausarrest, aber dürfte ich vielleicht heute schon raus? Ich war die ganze Woche hier, wenn ich nicht gerade mit Chris Sport gemacht habe. Bitte", rücke ich mit der Sprache raus und ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, dass Papa nicht direkt antwortet. 

Onkel Ben sieht ihn an und auch Alex ist gespannt, so wie ich. Papas Mundwinkel ziehen sich nach oben. Oh... Ja? „Was wär ich denn für ein Vater, wenn ich meine Strafen nicht konsequent durchziehe?", fragt er mich und das ist echt überflüssig. 

Ich will Dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt