Kapitel 33

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Es ist 4:45 Uhr! Ich bin Tod müde und stehe draußen vor dem Eingang. Allerdings muss ich noch auf Stacy warten, welche sich noch mal frisch machen wollte. Vor 10 Minuten! Ich stöhnte leise und lehnte mich an der Hauswand an. Ich war zufrieden mit dem was ich heute erfahren hatte und bin gespannt was die anderen zu berichten haben. Auf einmal hörte ich zwei Stimmen und drückte mich weiter an die Wand.

„Hast du ihn gesehen?", fragte die ein Stimme. Sie klang rau und tief. Bestimmt gehört sie einem älteren Mann. „Nein, bist du dir sicher, dass er da war?", fragte eine jüngere Stimme. Sie kam mir bekannt vor. Aber woher? „Ja sehr sicher! Du weißt doch dass ich ihm vertraue wenn er das sagt!" „Ich weiß, aber ich habe ihn nicht gesehen, war ja auch ein Maskenball", sagte der jüngere. „Jan hat gesagt, der Schüler war hier", sagte der ältere etwas leiser. Fuck! Die meinen mich! Mit Sicherheit, denn Herr Schröder heißt doch Jan! Er hat mir doch diese E-Mail geschickt, da erwähnt er seinen Namen! Ich hatte recht!
Ich konnte mich nicht lange freuen, denn das Gespräch ging weiter. „Hat er gesagt wie er heißt?", der jüngere wieder. „Alex oder so?" „Alec", hörte ich den Jungen wieder sagen. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber er hörte sich Fassungslos an. „Ist doch auch egal! Ich habe keine Lust mehr, ich will Finn Eggers endlich zeigen, dass wir über die Stadt herrschen sollen und nicht er! Und dieser Niclas bringt nur wieder Unruhe, genau wie seine Eltern! Ich will endlich gewinnen Jonas! Und jetzt Versuch dich verdammt nochmal zusammen zu reißen! Komm jetzt!", sagte der ältere und wurde zum Ende hin immer lauter. Jonas... Warum gerade er? „Ja Dad", hörte ich noch leise und dann nahm ich Schritte wahr. Scheiße!

Schnell lief ich zur Tür und drückte die gerade rauskommende Stacy wieder rein. Sie sah mich erst sauer an und dann fragend. Ich legte den Zeigefinger auf meine Lippen um ihr zu verdeutlichen, dass sie leise sein soll. Wieder hörte ich die beiden Stimmen.
„Hast du diesen Alec heute bei irgendwem gesehen? Vielleicht war er bei ihm?", fragte Jonas Vater. Ja! Ja hat er, scheiße!

Ich hielt die Luft an und Stacy sah mich irritiert an, allerdings hörte sie auch leise mit. „N..Nein Dad, ich habe ihn nie mit wem gesehen. Ich glaube er war nicht mal gebucht für den Abend", stotterte er. Was macht er da? Er lügt doch! Ich sah durch den Spalt der Tür und erkannte Jonas mit angezogenen Schulter neben einem Mann stehen. Er hatte die gleiche Statur wie der Mann, mit dem Herr Schröder irgendwas abgeklärt hat oder so. „Bist du dir sicher?", fragte der Mann nochmal. Jonas sah aufeinander direkt in meine Richtung. Seine Augen wurden nur ein wenig größer, doch sein Vater bemerkte es nicht, er sah seinen Sohn nicht einmal an. „Sehr sicher", sagte er dann leise und lächelte leicht. Warum tut er das? Er kennt mich doch gar nicht. Er ist doch eigentlich gegen uns. Funktioniert das nicht so?

„Ab Montag gehst du in seine Klasse, versuch mehr herauszufinden", sagte sein Vater nur und stieg dann in ein Auto ein. Jonas stieg hinterher. Als das Auto weg war, gingen Stacy und ich raus und Richtung Parkplatz. „Was war das?", fragte Stacy im Auto. Ich zuckte die Schultern: „Keine Ahnung, am besten besprechen wir das später mit den anderen."

Um das Thema zu wechseln, sprach ich sie im Auto auf das an, was mich schon seit ein paar Stunden interessiert: „Wie war dein Abend?" „Du meinst ob ich mit Max geschlafen habe?", fragte sie ohne irgendeine Veränderung in der Stimme. „Sagen wir mal so, der Zeitpunkt war schlecht gewählt, die Atmosphäre nicht gegeben und seine Reaktion nicht so wie ich erwartet hätte", fügte sie leiser hinzu. „Ist bei euch beiden denn alles in Ordnung?" „Keine Ahnung, ich hoffe doch." „Ich schätze Max nicht so ein, dass er dich verlässt weil du nicht mit ihm schlafen wolltest", gab ich vorsichtig zurück und sah sie unsicher an. Eine Antwort bekam ich auf dieser Fahrt allerdings nicht mehr.

Der Rest der Fahrt war es ruhig. Doch als wir in die Wohnung kamen, hörten wir schon die anderen. Darauf hatte ich jetzt gar keine Lust. „Sag jetzt was los ist Alec", sagte Stacy. Alle Blicke lagen auf mir. „Können wir das später machen, ich bin wirklich todmüde", versuchte ich es. Niclas sah mich sauer an: „Wenn es was wichtiges ist, dann sag es jetzt!" „Du kannst jetzt grade eh nichts tun, also sage ich es euch später", sagte ich und bewegte mich auch schon in Richtung Treppe. „Alec!", hörte ich Niclas noch, danach setzte meine Vernunft aus.
„Fuck! Ich wurde heute von ekelhaften Typen am ganzen Oberkörper begrabscht und angefasst! Ich werde jetzt duschen gehen und dann werde ich schlafen Niclas! Du kannst gar nicht nachvollziehen wie sich das anfühlt. Ich fühle mich dreckig und schlampig! Du hast es doch genossen, wie ich da getanzt habe, ich habe es dir angesehen! Doch du hast sie nicht gehört, diese ganzen Kommentare! Ich habe mich wie ein Stripper gefühlt!
Ich will jetzt einfach meine Ruhe!", schrie ich schon fast die ganze Wohnung zusammen. Meine Augen brannten ebenfalls und erst jetzt bemerkte ich, wie viel Selbstbeherrschung mich das heute gekostet hatte. Alle sahen mich mitfühlend an, nur Niclas nicht. Dieser sah auf den Boden und hatte die Augen zusammen gepresst. Stacy ging auf mich zu, nahm meine Hand und wir beide verschwanden nach oben.

„Danke", nuschelte sie. „Wofür?", fragte ich und spürte noch einen Teil meiner Wut. Vor meiner Tür blieb ich stehen und sie sagte: „Das du ihnen gezeigt hast was wir heute alles opfern musste."
Ich schluckte und sah ihr nach, wie sie in ihrem Zimmer verschwand. Für sie muss es doch doppelt so schlimm gewesen sein, sie ist ja noch Jungfrau. Max schien ja auch keine Hilfe gewesen zu sein...

Ich schüttelte den Kopf und verschwand im Badezimmer. Tausend mal wusch ich mir meinen Körper und meine Haare, doch das Gefühl blieb.
Ich legte mich nur mit einer Boxershorts bekleidet in mein Bett und zog die Decke über meinen Körper. Dann dachte ich an den anfangs so schüchternen Jonas. Er hat für mich gelogen! Er hat mich gesehen und gemerkt das ich lausche. Er hätte mich auffliegen lassen können, es war doch offensichtlich. Er hat mich bei Niclas gesehen! Ich habe ihm sogar gesagt, dass er mich gebucht hat. Doch er hat gelogen. Ohne erklärlichen Grund....

Er wird ab Montag auf die Schule gehen. Heute ist schon Sonntag, das heißt morgen muss ich Niclas auf jeden Fall alles erzählen.

Niclas..
Langsam habe ich das Gefühl ich bin so oder so tot. Wenn er es nicht selbst herausfindet, dann bringen mich meine Gefühle noch so um. Es gibt Momente, da denke ich Amy hatte recht. Denn dann ist er so süß und liebevoll, doch dann, direkt im nächsten Moment... streng und dominant.
Sauer auf mich, bei jedem kleinen Fehler. Doch dann ist da noch dieses doofe Herz, was ihm alles verzeiht! Was nicht lange sauer ist. Und ich weiß jetzt schon, wenn ich später aufwache und ihn ansehe, werde ich ihm alles erzählen.

Ich würde ihm am liebsten in die Arme fallen und mich wieder geborgen fühlen... so wie wenn wir nur zu zweit sind. Wie in dem Zimmer, wenn er meinen Namen sagt, ohne ihn mit voller Wut auszusprechen.

Eine Träne rollte mir über die Wange und ich wischte sie schnell weg.
Insgeheim war ich Niclas dankbar, doch ich würde es ihm nie sagen. Denn noch bin ich sauer...

... weil er mich wieder dazu gebracht hat was zu fühlen...

Wahre Liebe ist keine Möglichkeit (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt