„Es tut mir Leid, okay? Als du plötzlich aufgetaucht bist, ohne dass ich darauf eingestellt war, hat das in meiner Gefühlswelt eingeschlagen wie eine Bombe. Ich war immer noch wahnsinnig wütend auf dich, weil du mich behandelt hast wie den letzten Dreck und dann standest du direkt in meinem Haus, zwischen meinen Eltern, meiner furchtbaren Großmutter und all den anderen, das war einfach zu viel. Ich war mit dem Tag an sich schon überfordert und ich konnte es mir nicht leisten, wegen dir endgültig zusammenzubrechen. Dieser Kuss kam wirklich von Herzen, das musst du mir glauben, auch wenn ich mir immer das Gegenteil gewünscht habe, aber es ist nun mal passiert. Ich habe mich in dich verliebt, obwohl mir die ganze Zeit bewusst war, dass du scheinbar der Letzte bist, der diese Gefühle erwidern würde. Man kann sich sowas ja leider nicht aussuchen", gebe ich zu, wobei mir die Worte aufgrund meiner schrecklichen Unsicherheit nur schwer über die Lippen kommen. Ich will noch viel mehr erklären, viel größere Reden schwingen, jedes weitere Wort könnte dennoch nicht ausdrücken, was ich Nik eigentlich wirklich mitteilen möchte.
„Was hat sich geändert, dass du mit mir trotz deines Hasses ein Wort wechseln kannst?", stichelt er weiter, was mir nicht gerade die Sache erleichtert. Er ist wirklich verletzt, damit habe ich nicht gerechnet.
„Ich habe in der vergangenen Woche sehr viel, eigentlich ausschließlich über uns nachgedacht. Ich weiß, dass ich das Thema nicht einfach vergessen kann, solange ich nicht nochmal richtig mit dir über alles geredet habe und mir ist in den Sinn gekommen, dass ich mich für mein Verhalten vielleicht auch entschuldigen muss. Das macht zwar nicht wett, wie du mich behandelt hast, aber ganz unschuldig bin ich auch nicht. Es fängt schon damit an, dass ich mich auf dich eingelassen habe, während ich noch einen festen Freund hatte, was mich wohl kaum besser macht als dich, da ich einen Menschen auf übelste Weise hintergangen habe, wobei ich dich gleichzeitig dafür verurteilt habe, wie du mit Frauen umgehst. Außerdem tut es mir Leid, dass ich dich so verleugnet habe. Ich habe dich immer behandelt, als wärst du nicht gut genug für mich, obwohl du das bist, du bist einfach nur anders als ich. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass es gerade das ist, was ich brauche, was ich so sehr an dir mag. Ich hatte eine Heidenangst vor meiner Familie, vor allen, die mich irgendwie kennen und vor allem vor dem, was sie dazu sagen würden. Mir war immer wichtig, was andere über mich denken und habe mich immer angepasst, um allen zu gefallen, dabei nie daran gedacht, was ich will und so ging es mir mit dir auch. Ich wollte dich wirklich, aber so eine jahrelange Erziehung kann einem echt im Weg stehen, ohne dass man es so leicht ändern kann. Ich habe heute endlich den Mund aufgekriegt und meinen Eltern die Wahrheit über das gesagt, was ich fühle, ihnen von dir erzählt. Ich habe es so dringend gebraucht, endlich ehrlich zu sein. Ihre relativ positive Reaktion hat mich mehr als überrascht", lache ich verhalten in dieser bedrückenden Situation, in der mir alles andere als nach Lachen zu Mute ist. Ich würde noch so gern mehr sagen, aber das kann ich einfach nicht, da mir jedes Wort, das durch meinen Kopf schwirrt, völlig albern vorkommt.
„Jetzt will ich von dir hören, was du zu sagen hast", fordere ich ihn auf, bevor ich vor Spannung und Neugier platze. Nach kurzem Zögern fängt er endlich an zu erzählen.
„Du hast deinen Eltern wirklich von mir erzählt und wurdest dafür nicht enterbt? Das hätte ich dir wahrscheinlich niemals zugetraut, umso mutiger finde ich das von dir. Ich wollte mich nie auf ein Mädchen wie dich einlassen, die aufgrund ihres Umfeldes für alles viel zu verklemmt sind, da ich die durch meine damalige Schule und mein restliches soziales Umfeld nur zu gut kannte und sie leid war. Trotzdem warst du irgendwie anders, faszinierender. Das hat dich so interessant für mich gemacht, dass ich dich unbedingt rumkriegen wollte und als du dann die ersten Anzeichen dafür gegeben hast, dass du mich etwas mehr mögen könntest, als ich erwartet habe, bekam ich eine scheiß Angst. Ich habe plötzlich angefangen, mich zu fragen, was ich für dich empfinde und als ich gemerkt habe, dass ich auch gern in deiner Nähe bin, selbst wenn du angezogen und nicht in mit mir im Bett bist, da wusste ich nichts Besseres, als Abstand zwischen uns zu schaffen." Hat er mir gerade auf ganz verwirrende Art und Weise gesagt, dass er mich mag? Ich glaube, mich muss jemand ordentlich durchschütteln, er ist gern in meiner Nähe! Und hat sich trotzdem total idiotisch benommen! Mein Gehirn kann all seine Worte nur zur Hälfte verarbeiten.
„Bist du deshalb mit Sara angebandelt? Wolltest du, dass ich dich hasse, obwohl du mich vielleicht magst?", frage ich völlig fassungslos und mit einem Herzschlag, der definitiv nicht gesund sein kann. Kann Sara tatschlich die Wahrheit gesagt haben?
„Sieht wohl so aus und das war total dämlich. Ich hatte sogar versucht, mit ihr zu schlafen, um dich aus dem Kopf zu kriegen, aber es ging nicht. Ich konnte sie nicht einmal küssen, ohne dass ich mich dabei wie ein furchtbarer Betrüger gefühlt habe. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie ungewohnt und beängstigend so eine Situation für mich war. Dann kam mir dein Freund in den Kopf und ich konnte nicht anders, als diese blöde Show mit Sara abzuziehen." Nik war doch nicht eifersüchtig auf Max? So wenig ich mir das vorstellen kann, so sehr gefällt mir der Gedanke.
„Ich fand es furchtbar zu sehen, wie geknickt du dabei aussahst, aber ich hielt es wirklich für das Beste für dich, wenn du mich hasst anstatt so etwas wie Liebe für mich zu empfinden. Ich traue mir nicht gerade zu, in einer Beziehung deinen Ansprüchen gerecht zu werden, ich bin absolut unfähig für sowas und es hätte dir das Leben nicht gerade erleichtert. Wenn du mich schon so verstecken wolltest, musste das schließlich einen Grund haben. Ich habe mich dir gegenüber wie ein riesiges Arschloch verhalten, dessen war ich mir von Beginn an bewusst und habe es in keiner Sekunde gern getan, aber ich war überzeugt davon, das Richtige zu tun. Als du mir dann indirekt deine Gefühle gestanden hast, war ich so wütend auf mich, dass ich das nicht verhindern konnte." Bei jedem seiner Worte zieht sich mein Herz enger zusammen und ich komme den Tränen immer näher. Er hat mir absichtlich wehtun wollen, weil er ausgerechnet das für das Richtige hielt? Ich komme mir vor wie in einem dramatischen Ende eines Liebesfilms gefangen. Kann es sein, dass es auch für uns ein Happyend gibt?
„Wie dämlich bist du eigentlich?", bricht es wütend aus mir gleichzeitig mit den Tränen heraus.
„Du meinst das wirklich ernst, dass du das nur getan hast, weil du ein Schisser bist, wenn es um Gefühle geht? Wie kannst du auch nur eine einzige Sekunde glauben, dass du nicht gut genug für eine Beziehung mit mir bist? Und wage es ja nicht, mich so zu unterschätzen, ich kann mit Enttäuschungen mittlerweile ganz gut umgehen!"
„Das fasst es wohl relativ passend zusammen. Das mag dumm und klischeehaft klingen, doch es ist die Wahrheit. Ich habe auch nie daran geglaubt, dass das mit uns beiden hätte klappen können, wo wir doch so verschieden sind. Irgendwann wärst du vielleicht aus diesem aufregenden Mädchentraum aufgewacht und hättest bereut, mit mir etwas angefangen zu haben."
„Natürlich habe ich das bereut, aber nur, weil du diesen Traum absichtlich zerstört hast! Wenn du selber nicht von mir abgeneigt bist, warum konntest du nicht mit mir reden? Wäre es so schrecklich gewesen, dir und mir einzugestehen, dass da mehr sein könnte? Du hättest mir so viel Herzschmerz ersparen können, dafür hätten wir es miteinander versucht. Was ist daran so schlimm, jemanden mehr zu mögen als nur freundschaftlich? Und selbst wenn es nicht geklappt hätte, dann wäre mir wenigstens dieser sinnlose Liebeskummer von jetzt erspart geblieben." Oh ja, ich bin wütend und verständnislos, warum er nicht ehrlich zu mir sein konnte.
„Ich weiß doch, dass das total dämlich war, aber irgendwann habe ich meine Prinzipien aufgestellt, dann kommst du daher und alles ist anders. Ich war stur und blind, das habe ich erst zu spät gemerkt und dafür würde ich mich tausendmal bei dir entschuldigen. Es tut mir echt so, so wahnsinnig Leid, dass ich dir das angetan habe!" Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich sagen soll, denn Nik so zu erleben, voller Reue und Gefühle zeigend ist mir völlig unbekannt und somit ziemlich überfordernd.
„Von mir aus flehe ich auch auf Knien um Vergebung", bietet er zu meiner Überraschung lachend an und bevor ich ihn aufhalten kann, sinkt er schon auf ein Knie. Ein Pärchen, das an uns vorbeiläuft, grinst uns an. Da wird mir bewusst, dass das hier wie ein Heiratsantrag aussehen muss, worauf ich plötzlich in schallendes Gelächter ausbreche. Einfach so, obwohl mir gerade noch nach Heulen zu Mute war, kann ich nun nicht mehr an mich halten. Niks kann nicht anders, als mit einzustimmen.
„Das sah für die bestimmt gerade wie ein Antrag aus, wenn die wüssten. Was würde das für uns bedeuten, wenn ich dir verzeihe?", stelle ich die wohl wichtigste Frage, nachdem ich mich wieder eingekriegt habe.
„Falls du das auch so siehst, dann wäre es wohl logisch, es miteinander zu versuchen. Ich kann dir nichts versprechen, dich nur vorwarnen, weil ich als Freund wahrscheinlich erstmal miserabel sein werde, aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich es nicht wenigstens versucht habe. Mit einem Heiratsantrag kann ich dir nicht dienen und ich an deiner Stelle würde mir auch nie die Hoffnung darauf machen", schlägt er vor und bringt mein Herz damit fast zum Stillstand. „Und weißt du jetzt, was du willst?"
„Ich will dich", flüstere ich kaum hörbar vor völliger Gefühlsüberlastung. „Hochzeiten könnten mir nicht egaler sein, solange ich dich haben kann."
Und dann bekomme ich den wohl besten Kuss meines Lebens, in dem so viele intensive Gefühle stecken, dass mir fast wieder die Tränen kommen. Wir haben es endlich geschafft, zueinander zu finden. Der Weg war steinig genug. 

Diabolic Love Where stories live. Discover now