Kapitel 34

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Ich habe es gerade geschafft, nicht mehr an ihn zu denken und habe mich damit abgefunden, dass ich ihm heute nicht mehr über den Weg laufe, plötzlich steht er da mit Sara im Schlepptau. Ich könnte mein Herz dafür verfluchen, dass es dennoch bei seinem Anblick einen Freudensprung macht und sich leider erst viel zu spät wieder daran erinnert, dass die Zeit vorbei ist, in dem dieses laute Klopfen gestattet ist. Sara sieht natürlich wieder unfassbar gut aus auf ihre grungige Art, leider hat sie sich für ebenso knappe Kleidung entschieden. Auch wenn sie Hose an Stelle eines Kleides trägt, sieht sie super sexy damit aus und ist im Begriff, mir meinen Auftritt zu ruinieren. Nik scheint das zu gefallen, denn bevor er seine Augen von ihr reißen kann, dauert es eine Weile. Das bringt mich innerlich zum Brodeln und wie so oft frage ich mich erneut, warum zum Teufel ich ihn immer noch zurückhaben will. Beweist das nicht wieder, wie wenig ich ihm jemals vertrauen könnte, geschweige denn eine Beziehung mit ihm jemals möglich wäre? Was ist bloß in mich gefahren, dass ich nicht eine Sekunde realistisch denken kann?
So sehr ich mich auch ärgere, als die Blicke der beiden letztlich an mir hängen bleiben, muss ich mich zusammenreißen, um ein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken. Die ungläubigen Gesichtsausdrücke der beiden sind wirklich unbezahlbar. Sara wirkt einfach nur geschockt und würde wahrscheinlich am liebsten auf mich losgehen und mir die Augen auskratzen, weil ich ihr die Show stehle. Dabei war sie diejenige, die mir dazu geraten hat, meine Haare so verändern zu lassen, doch waren wir zu diesem Zeitpunkt noch so etwas wie Freunde, bevor Nik ausposaunen musste, dass ich mit ihm geschlafen hatte. Und Nik? Der wirkt so, als säße ein Geist vor ihm. Ja mein Lieber, das bin ich, das Mädchen, das du von dir gestoßen hast und es hat mehr Selbstbewusstsein denn je. Es wird Zeit, dass ich mein Feuer endlich nach außen trage, die Latina in mir musste zum Vorschein kommen. Ich lächle die beiden an, als wäre es völlig normal, dass ich hier sitze, als ob nichts passiert ist. Vermutlich würden Leute, die mich nicht kennen, denken, ich sei die Bitch vom Dienst, falls ich genauso angriffslustig aussehe wie ich mich fühle. Die anderen wirken sehr zurückhaltend, ich frage mich, ob sie überhaupt noch atmen. Sie sind genauso gespannt wie ich, auf das, was als nächstes passiert. Die Zeit scheint wie stehen geblieben, also sage ich lieb und unschuldig hallo und wende mich wieder den anderen zu und versuche, das letzte Gespräch fortzusetzen, um die Situation nicht zu peinlich werden zu lassen. Ich habe mich von Nik und Sara abgewandt und merke trotzdem, dass die beiden neben mir Platz nehmen. Ich merke genau, ohne ihn dabei anzusehen, wohin und wie sich Nik bewegt, was mich fasziniert und gleichzeitig erschreckt. Leider lässt es sich nicht leugnen, dass sich ein Kloß in meinem Hals gebildet hat und ich nicht mehr so unbeschwert bin, wie vorher, doch verstecke ich das scheinbar ganz gut. Ich will nicht, dass mir die beiden auch nur einen Hauch von Schwäche anmerken.
„Und, wirst du den Typen anrufen?", fragt Ana auffallend laut und ich kann mir denken, dass diese Frage vor allem für Nik bestimmt ist. Zum Glück kann er mein dankbares Schmunzeln ihr gegenüber nicht sehen, sowas habe ich von ihr gar nicht erwartet. Wie gern ich jetzt Niks Gedanken lesen könnte oder wenigstens sehen könnte, ob sich der Ausdruck in seinem Gesicht verändert hat.
„Ich weiß nicht, ich kenne ihn doch gar nicht weiter", lüge ich, denn eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich ihn nicht anrufen werde. Ich habe kein Wort mit ihm gewechselt und Attraktivität allein reicht wohl kaum aus, um mich rumzukriegen. Außer man heißt Nik, verdammt. Der muss die Wahrheit aber nicht wissen und auch wenn ich ihn vielleicht nicht eifersüchtig machen kann, gibt es mir immerhin ein Gefühl des Triumphes, wenn er weiß, dass er nicht der einzige ist, der etwas von mir wollen könnte. Soll er doch merken, dass mich genügend andere Männer begehrenswert finden, vielleicht weiß er dann wenigstens ein bisschen zu schätzen, was er an mir hatte.
„Dann lernst du ihn eben kennen, der sah verdammt gut aus und wirkte echt nett. Oder du sprichst den Kerl heute noch an, aber ich hätte ihm eine Chance gegeben, sonst verpasst du am Ende noch Mister Right." Josh kneift ihr ins Bein und sieht sie grimmig an. „Natürlich siehst du um Weiten besser aus, Schatz", korrigiert sich Ana und zaubert Josh damit ein stolzes Lächeln ins Gesicht. Mir ist noch nie aufgefallen, wie süß die beiden zusammen sind, weil sie sich immer eher im Hintergrund gehalten haben.
„Vielleicht hast du ja Recht, aber dann werde ich ihn heute ansprechen, anstatt ihn anzurufen, das wäre mir zu peinlich", sage ich, ohne auch nur ein Wort davon ernst zu meinen. Ich will gar nichts von ihm, ich lasse mich einfach zu stark von Nik provozieren, obwohl mir absolut bewusst ist, dass es rein gar nichts bringt, die Rebellische zu spielen.
„Darf ich mitkommen? Ich bin neugierig! Das bist du erst seit Kurzem single und schon so erfolgreich auf der Jagd", meint Lucy spaßig. Auch die Erwähnung meines neuen Single-Lebens wird extra so betont, dass es Nik gar nicht entgehen kann. Das hier ist die reinste Verschwörung.
„Du spinnst. Na gut, dann wünscht mir Erfolg", fordere ich, auch wenn ich mir den gar nicht erhoffe. Eigentlich ist es eher peinlich, bei dem Typen aufzukreuzen, zumal er gar nicht allein ist und dieser Peinlichkeit setze ich mich einzig und allein deshalb aus, weil ich zu stolz bin, um Nik in diesem Kampf gewinnen zu lassen. Wahrscheinlich mache ich viel mehr einen Wettkampf daraus, als es eigentlich ist. Als ich mich erhebe, versuche ich so unauffällig wie möglich Nik im Auge zu behalten, um zu erkennen, ob er irgendeine Reaktion zeigt. Erschrocken muss ich feststellen, dass er mich ganz und gar nicht unauffällig anstarrt, mit einer harten, undurchdringlichen Miene, die mir nicht verraten will, was gerade in ihm vorgeht. Dieser verdammte Idiot kann diese Maske so gekonnt aufsetzen und trotzdem schlägt mein Herz wie wild! Da ich nicht entschlüsseln kann, was er über mein Vorhaben denkt, sehe ich keinen Grund, auch nur eine Sekunde meinen Plan hinauszuzögern und suche nach dem Typen, der mir seine Nummer zugesteckt hat. Der Club kommt mir heute voller vor als sonst, in der Menschenmenge kann ich ihn einfach nicht entdecken. Vielleicht ist das auch besser so, was hatte ich denn überhaupt vor? Da aufkreuzen und rufen „Hier bin ich, wer will mich?". Das war eine Schnapsidee, aber mein Hirn ist nicht mehr voll funktionsfähig, sobald Nik in meiner Nähe auftaucht. Gut dass er nicht anwesend war, als ich meine Prüfungen geschrieben haben, sonst hätte auf meinem Zeugnis ganz schnell eine 4,0 gestanden.
„Na, suchst du jemanden oder eher einen Fluchtweg?", werde ich von der Seite von einer bekannten Stimme angesprochen. Ich drehe mich um und sehe Mark vor mir stehen, der mich anlächelt, obwohl ich ihm beim letzten Mal eine Abfuhr erteilt habe. Doch obwohl ich ehrlich zu ihm war, hat er es mir nicht übel genommen, er hat mich sogar verstanden.
„Ehrlich gesagt, habe ich selber keine Ahnung, was ich gerade mache", gebe ich zu und fühle mich mehr als erleichtert, dass ich jetzt weder zu meinen Freunden zurück muss, noch dass ich weiter nach dem Kerl Ausschau halten muss.
„Tut mir übrigens immer noch Leid wegen dem letzten Mal", entschuldige ich mich nochmal, weil ich einfach nicht weiß, was ich in dieser Situation sonst sagen soll und immer noch ein mieses Gewissen habe.
„Kein Problem, ich helfe doch gern. Hat es denn was gebracht?" Leider muss ich den Kopf schütteln. Nein, stattdessen scheint alles noch mehr den Bach heruntergegangen zu sein und ich muss immer wieder an mir selbst zweifeln, weil ich mich auf einen Mistkerl wie Nik eingelassen habe.
„Kann ich dann wenigstens für etwas Ablenkung sorgen, bevor du den Abend nur in Selbstmitleid verbringst?", fragt Mark und ist dabei erschreckend direkt, doch irgendwie tut mir das gut. Ehrlichkeit ist vermutlich gerade genau das, was ich gebrauchen kann.
Mark und ich haben es uns in einer ruhigeren Ecke bequem gemacht, nachdem wir uns noch etwas zu trinken besorgt haben. Wir reden nicht mehr über Nik, wofür ich sehr dankbar bin, denn in letzter Zeit scheint er wirklich mein größter Lebensinhalt zu sein. Stattdessen reden wir über Gott und die Welt. Mark studiert zufälligerweise Jura und kommt demnächst ins siebte Semester. Ich durchlöchere ihn mit sämtlichen Fragen über das Studium, die er mir alle mit voller Begeisterung beantwortet. Ob ich das Studium auch so toll finden werde? Je näher mein erstes Semester rückt, desto besser kommt mir das Studium vor, doch ich kann immer noch nicht sagen, dass ich es unbedingt will. Vielleicht kommt das mit der Zeit noch.
„Und was willst du dann machen, wenn du fertig bist?"
„Mein Traum ist es, in einer Menschenrechtsorganisation Fuß zu fassen. Ich habe letztens ein Praktikum in Afrika gemacht und seitdem bin ich mir extrem sicher, dass es genau das ist, was ich will, den Menschen dort helfen", erklärt er mir und ich bin so beeindruckt, dass ich gar nicht weiß, was ich sagen soll. Es gibt Menschen, die sich für Menschen in fremden Ländern einsetzen wollen, damit diese ein besseres Leben führen können und dann gibt es Menschen wie mich, die sich um nichts kümmern, außer um ihre teuren Outfits und ihren Liebeskummer, dabei aber keinen blassen Schimmer von ihrer Zukunft haben. Ich glaube nicht, dass ich jemals in der Lage wäre, mich mit Leib und Seele für andere einzusetzen, wenn ich noch nicht mal mit meinem eigenen Leben klarkomme. Das ist wirklich jammern auf höchstem Niveau, jetzt wächst mein schlechtes Gewissen noch stärker an.
„Wow, jetzt fühle ich mich echt schäbig, weil ich absolut keinen Plan habe und du sowas Großartiges vorhast. Das ist toll, was du machen willst, ehrlich."
„Setz dich nicht zu sehr unter Druck. Irgendwann wirst du schon herausfinden, was du willst, vielleicht macht es in ein paar Monaten einfach von allein klick, du darfst nur nicht zu angestrengt darüber nachdenken. Das ist mit den meisten Dingen im Leben so", versucht mich Mark zu motivieren, die Hoffnung nicht aufzuggeben. Plötzlich werden wir allerdings von einer Gruppe Männer unterbrochen, die Mark immer etwas zurufen, dass ich nicht verstehen kann, da sie durch den Alkohol zu stark nuscheln.
„Das sind meine Leute, die vermissen mich scheinbar schon. Macht es dir was aus, wenn ich diese besoffenen Idioten jetzt lieber von hier wegbringe?", fragt er, was ich natürlich verneine.
„Es tat gut, mit dir zu reden, du warst echt eine tolle Ablenkung", bedanke ich mich bei ihm und umarme ihn zum Abschied, was er mit voller Kraft erwidert, sodass er mich fast erdrückt.
„Immer wieder gern, my Lady, wir sehen uns", verabschiedet er sich und geht zu seinen Kumpels. Nun muss ich wohl oder übel doch zurück zu meiner Gruppe, ein Blick auf die Uhr verrät mir allerdings, dass es schon ziemlich spät ist und nicht seltsam rüberkommt, wenn ich jetzt schon nach Hause gehe. Das Gespräch mit Mark hat mich aufgebaut und dieses gute Gefühl, will ich mir nicht gleich wieder von Nik kaputtmachen lassen.
Ich mache mich auf den Weg zurück zu den anderen, komme dabei an Mark und seiner Gruppe vorbei und muss feststellen, dass sich der Kerl unter ihnen befindet, der mir seine Nummer gegeben hat und nun Mark feindselig anstarrt. Mit einem unterdrückten Lachen gehe ich weiter und sofort richten sich alle Augen am Tisch auf mich, als ich wieder bei meiner Gruppe bin.
„Na da war aber jemand lange weg", flüstert mir Lucy verschwörerisch zu, als ich bei ihr bin, um mich von ihr zu verabschieden. „Und du lächelst sogar. Wie war der Kerl denn so?"
„Ich habe Mark wieder getroffen, der, mit dem ich letztens geknutscht habe", sage ich so leise ich kann, weil mir mein Verhalten immer noch albern vorkommt. „Wir haben die ganze Zeit geredet, er ist echt wahnsinnig nett und hat mich mal auf andere Gedanken gebracht."
„Du musst mir unbedingt noch mehr erzählen, aber da solltest du mich morgen lieber anrufen", verlangt sie und grinst mich dabei an. Ich durchschaue sie sofort, sie macht sich Hoffnungen, dass zwischen mir und Mark etwas laufen könnte, aber das sehe ich zwischen uns nicht. Ich mag ihn wirklich sehr, aber ich habe sofort gemerkt, dass ich ihn nie auf diese Art mögen könnte wie Nik. Da waren keinerlei Funken, nur nette Gespräche.
Ich verabschiede mich anschließend von allen und kann es nicht vermeiden, dass mein Blick automatisch noch einmal an Sara und Nik hängen bleibt. Mich überkommt eine Erleichterung, die ich gar nicht verspüren will, als ich sehe, dass zwischen Nik und Sara ein gewisser Abstand gekommen ist und sich die beiden nicht einmal ansehen. Mein Blick ruht etwas zu lange auf den beiden, denn plötzlich dreht Nik den Kopf zu mir und sieht mir nach langer Zeit mal wieder direkt in die Augen. Diese Augen mit dem intensiven Blick, die mich von Anfang an zu ihm gezogen haben. Mein Herz schlägt so schnell und stark, dass ich das Gefühl habe, es springt mir jeden Moment aus der Brust. Es hat sich in den letzten Wochen absolut nichts geändert, noch immer sehne ich mich nach seiner Nähe, wird mir gerade schmerzlich bewusst. Was habe ich erwartet? Wenn man wirklich etwas für jemanden empfindet, das viel stärker als das ist, was ich mir immer eingeredet habe, sind diese Gefühle nicht einfach von heute auf morgen verflogen und damit auch nicht der Schmerz, wenn man diese Person sieht. So sehr ich mir sonst einrede, dass ich über Nik hinwegkomme, sobald ich ihn sehe, sind all die Vorsätze, ihn zu vergessen, wieder verflogen. Mit einem Ruck wende ich mich ab und laufe schnurstracks zum Ausgang, solange ich meine Tränen noch zurückhalten kann, die sich plötzlich in meinen Augen gesammelt haben. Ich werde nicht weinen, zumindest nicht hier, wo es jeder sehen kann und schon gar nicht in seiner Nähe. Kann man sich so sehr nach einer Person sehnen, die einen so verletzt hat? Meine Schritte werden immer schneller, ich muss sie zügeln, damit ich nicht renne, obwohl ich nur zu gern vor ihm davonlaufen würde. Ich werde nicht noch einmal herkommen können, wenn er auch da ist. Ich dachte, ich könnte es ertragen, aber es geht einfach nicht.
„Vic!", ruft jemand von hinten, dessen Stimme mich sofort zum Stehen bringt. Das habe ich mir gerade bestimmt nur eingebildet, zumindest hoffe ich das, allerdings sehe ich Nik wirklich hinter mir stehen, nachdem ich mich umgedreht habe. Ich hätte weitergehen sollen. Ich bin nicht so blöd, mir einzubilden, er wäre mir hinterhergelaufen, weil er es sich mit einem Mal anders überlegt hat und ihm klargeworden ist, dass ich seine große Liebe bin. Eher bereite ich mich auf Vorwürfe, Beschimpfungen vor, die ich heute nicht bereit bin, mir anzuhören.
„Ich denke nicht, dass du nochmal herkommen solltest." Boom, da ist die Bombe eingeschlagen. Ich glaube, ich habe mich verhört, zumindest wünsche ich, es wäre so. Auf alles war ich gefasst, nur nicht darauf. Wie unverschämt kann man nur sein?
„Wie bitte? Du willst mir verbieten herzukommen? Du kannst mich mal, du eingebildetes Arschloch!" Es fällt mir schwer, meine Stimme aufgrund meiner Wut im Zaum zu halten, damit nicht jeder gleich mitbekommt, wie falsch alles zwischen uns läuft.
„Ich kann es dir schlecht verbieten, aber ich denke, es wäre besser für uns, damit du mich schneller vergessen kannst", redet er weiter und am liebsten würde ich ihm den Mund zukleben, damit er nicht noch mehr von sich geben kann. Ich spüre langsam wieder einen Druck hinter meinen Augen ansteigen, den ich gerade eben erst wieder unter Kontrolle gekriegt habe. Ich würde so gern etwas sagen, aber meine Wut und die aufsteigenden Tränen lassen mich lieber schweigen. Er würde mir sofort anhören, dass ich kurz davor bin, zu heulen. Wie kann er es wagen, zu glauben, was das Beste für mich ist?
„Es tut mir ja leid, wenn es dich so sehr verletzt, wenn ich mit Sara schlafe oder wem auch sonst, aber das war von Anfang an klar zwischen uns, dass weder du noch ich irgendwelche Verpflichtungen haben. Wir waren schließlich nie zusammen."
Er hat mit Sara geschlafen. So wie sich die beiden verhalten haben, konnte ich mir das natürlich denken, auch wenn ich es nicht glauben wollte. Es hätte mich noch stärker verletzt, vielleicht zerstört, wenn ich es eingesehen hätte und nun spricht er es selber aus und ich bin mir sicher, zu hören, wie mein Herz gerade in seine kleinsten Einzelteile zerspringt. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass Nik wirklich so ein Arschloch ist und nun sagt er es mir direkt ins Gesicht ohne mit der Wimper zu zucken. Ich wollte nicht vor ihm weinen, das hat er nicht verdient und doch lässt es sich nicht mehr verhindern, dass die Tränen langsam meine Augen verlassen.
„Warum hat es sich dann so verdammt danach angefühlt, dass ich dir etwas bedeute?", frage ich mit gepresster Stimme, was mir sehr schwer fällt. Manchmal, da hatte ich wirklich das starke Gefühl, es könnte viel mehr zwischen uns möglich sein, dafür hatten wir so schöne Momente, in denen ich mir vorstellen konnte, dass es zwischen uns immer so abläuft und dass er sowas nur mit mir erlebt. Ich war geblendet, natürlich wäre das niemals möglich gewesen.
„Da war absolut nichts. Ich habe mit dir geschlafen, weil es mir Spaß gemacht hat, aber du bist auch nicht gerade unschuldig. Du hast doch auch bloß nach Abwechslung in deinem langweiligen Leben gesucht, wolltest mal was erleben. Aus keinem anderen Grund standest du an diesem Tag vor meiner Tür, du wolltest das Gleiche wie ich. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin doch nicht mal der Typ, in den du dich verlieben würdest." Ich kann nicht fassen, was er mir da unterstellt. Von Anfang an hat er mich fasziniert, in keiner Sekunde ging es mir nur um etwas mehr Spaß im Leben, ich habe mit ihm geschlafen, weil ich ihn wirklich wollte. Wie kann er davon überzeugt sein, dass ich gar nicht in ihn verliebt sein könnte? Wie kann er es wagen, mich mit ihm auf die gleiche Stufe zu stellen? Ich widerspreche ihm jedoch nicht. Soll er doch glauben, was er will, schließlich hat er mir klargemacht, dass es keine Hoffnung für uns gibt und dass er mich auch gar nicht will. Warum also sollte ich die Dinge richtigstellen? Ohne ein weiteres Wort wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und gehe. Das hätte ich sofort tun sollen, egal ob er mir nachgekommen ist oder nicht. Ich habe aufgehört zu weinen, ohne dass ich es gemerkt habe.
Als ich draußen ankomme, erwartet mich schon die nächste Überraschung. Max steht vor dem Club und scheint auf jemanden zu warten. Sobald er mich sieht, kommt er auf mich zu.

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