Kapitel 110

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Felix stand, bei Sonnenuntergang, im verschneiten Garten des kleinen Hauses. Die untergehende, hinter den Wolken versteckte Abendsonne hatte nicht einmal mehr die Kraft, um alles in ein dämmriges Licht zu tauchen. An diesem Abend wurde es sehr schnell dunkel und Felix zitterte in der Kälte.

Es war der Abend des zweiten Februars und er lächelte kurz. „Lichtmess. Jetzt endet doch eigentlich erst offiziell die Weihnachtszeit, oder? Ich glaub, Anita hat vorhin mal erwähnt, dass ihre Oma immer bis heute die Krippe und den Baum stehen ließ....“

Er wusste, dass dieser Tag keinerlei Bedeutung auf ihre derartige Situation hatte. Der Schnee fiel weiterhin vom Himmel und hüllte alles in eine dichte, weiße Decke ein.

„Der Winter ist auch nicht wirklich natürlich! Hat das nicht was mit dem Höllendämon von diesem Jonas zu tun? Obwohl, so ungewöhnlich ist es wohl doch nicht, wenn es Anfang Februar in Österreich noch immer schneit. Da fahren einige aus der Familie noch in den Skiurlaub....“

Felix warf einen Blick über die Schulter auf das Ferienhaus. In einem der Schlafzimmerfenster brannte Licht, Mark und Christian waren dort untergebracht.

Der Gesundheitszustand des Verletzten hatte sich in den letzten zwei Tagen nicht verbessert, besonders machte ihm das Fehlen von Schmerzmitteln zu schaffen.

Erleichtert hatte Christian, auf seine Frage, mitgeteilt, dass sein Bruder zumindest kein Fieber bekommen habe.

Offenbar heilte die Wunde trotz allem. Trotzdem hatte auch Christian noch immer übernächtigt und erschöpft gewirkt. Und hatte da nicht so etwas wie ein leiser, versteckter Vorwurf in seiner Stimme mit geschwungen?

Felix hätte es ihm nicht einmal übel nehmen können. Befanden sie sich nicht seinetwegen in ihrer gegenwärtigen Situation? Sie hatten ihm alle helfen wollen und nun war Mark verletzt worden, Jessica würde unter Umständen ihren Job verlieren und sie alle mussten sich verstecken.

Zumindest schien nicht nach ihnen gesucht zu werden, denn es hatte keinen Fernsehbericht über sie gegeben. Doch dies sollte natürlich nichts heißen.

Felix wagte es kaum, den anderen unter die Augen zu treten und hielt sich die meiste Zeit über in dem kleinen Zimmer, das er sich mit Andy teilte, auf.

Vor allem wagte er es nicht, Mark zu besuchen. Sicherlich hätten dieser oder sein Bruder mit irgend welchen Gegenständen geworfen oder aber sich zumindest danach gesehnt, es zu tun....

Felix sah, dass auch Andy, der sich in den letzten Tagen sogar noch schweigsamer als er verhalten hatte, den Garten betreten hatte. Er stand im Schein der Lampe, die neben der Gartentür angebracht worden war und ging einige Schritte auf ihn zu.

Doch dann blieb der andere Junge abrupt stehen und machte wieder kehrt. Offensichtlich wollte Andy nichts mit ihm zu tun haben....

Felix beschloss, diese Angelegenheit so gut es ging aus der Welt zu schaffen, auch wenn es ihm nicht leicht fiel. Er traute sich nicht so recht, auf den anderen zu zu gehen....

„Andy...warte doch mal!“, bat Felix, aber Andy beschleunigte seine Schritte und seine Worte bestätigten Felix schlimmste Befürchtungen.

„Lass mich bloß in Ruhe....du hast alles durcheinander gebracht...gut, nicht nur du, sondern deine Familie. Trotzdem...deinetwegen werde ich nicht so schnell nach Hause können...und muss vielleicht in den Knast oder so, wenn die Polizei uns erwischt!“

„Was?“, fragte Felix unsicher. „Aber da bringst du doch ein paar Sachen durcheinander. Du kannst darum nicht nach Hause, weil da ein Höllendämon umgeht. Und ins Gefängnis steckt dich sicherlich niemand. Aber was mich und meine Familie angeht....tut mir leid!“

„Spar dir deine blöden Entschuldigungen, davon kann ich mir auch nichts kaufen,“ sagte Andy heftig.

Offenbar brach die Anspannung der letzten Tage aus ihm hervor und als Felix die Hand nach ihm ausstreckte, schlug er diese fort.

„Du bist doch schuld an allem...hättest du nicht einfach bei deiner Familie bleiben und zu deinem Dämon gehen können? Oder dich irgendwo für immer verkriechen? Statt uns alle mit rein zu ziehen?“

Andy bereute seine Worte, noch ehe er sie ganz ausgesprochen hatte, aber es war bereits zu spät, denn Felix versetzte ihm einen leichten Stoß. „Das meinst du doch jetzt nicht ernst? Ich hätte mich umbringen lassen sollen?“

Andy konnte und wollte nun nicht klein beigeben, auch wenn er sich im Grunde im Unrecht fühlte. „Zumindest hättest du uns nicht mit deinen Problemen belasten dürfen! Ich kann Leute nicht leiden, die so was machen! Und jetzt hat Mark ein kaputtes Bein, wir müssen uns verstecken und....und....“

Andy konnte nicht mehr weiter sprechen, statt dessen wandte er sich ab. „Ach, lass mich doch einfach in Ruhe....“

Mit schnellen Schritten eilte er davon und verließ den Garten und steuerte auf die Häuser des Dorfes zu. Die Gefahr, entdeckt oder erkannt zu werden schob er für einen Augenblick beiseite. Er sah es nicht ein, sich wegen Felix verstecken zu müssen....

Nach einem kurzen Moment des Zögerns folgte Felix ihm, auch wenn er sich viel lieber in sein Zimmer zurück gezogen und die Bettdecke über den Kopf gezogen hätte.

Dämonische Statuen  Jessicas GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt