Kapitel 9

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Zwei Wochen waren seit dem Kampf gegen den Dämon vergangen und Jessica hatte ihre neue Stelle beim Zahnartz Dr. Grützner angetreten.

Ihren Chef hatte sie in der kurzen Zeit seitdem sie dort arbeitete bereits ins Herz geschlossen, er war freundlich und brachte selbst die ängstlichsten Patienten mit einem kleinen Witz zum Lachen. Leider traf dies auf ihre Kollegin Frau Hegener nicht zu. Wo Dr. Grützner freundlich war war diese unfreundlich.

„Du musst dir die Zähne halt besser putzen, sonst fallen die dir alle aus und da kriechen irgendwann Würmer herum,“ sagte sie gerade, Jessica traute ihren Ohren kaum, zu einem fünfjährigen Jungen der sich an die Hand seiner Mama klammerte.

„Wie können Sie so was sagen? Es war schon schwer genug den armen Kleinen überhaupt nach hier zu bekommen,“ sagte die Mutter empört aber davon wollte Frau Hegener nichts hören. „Hätten Sie besser auf die Zähne ihres Sohnes geachtet dann wäre das ganze Theater jetzt nicht nötig!“

Missmutig verließ Frau Hegener den Behandlungsraum mit dem laut weinenden Kind und lief fast in Jessica hinein.

„Passen Sie doch auf, Fräulein Hügel,“ fuhr Frau Hegener die jüngere Kollegin an während diese dem Chef in den Raum folgte um den Kleinen zu behandeln.

Am Abend verließ Jessica müde die Arztpraxis und ärgerte sich über Frau Hegener die sich am Telefon laut mit einem Patienten gestritten hatte. 

„Ich glaube der Chef behält die nur aus Mitleid! Er bringt es nicht übers Herz sie zu feuern und daher darf sie weiterhin da arbeiten,“ dachte sie und blieb schließlich vor einem Schaufenster stehen. 

Mit Ausnahme ihrer Kollegin gefiel ihr die Arbeit bei Dr. Grützner sehr gut, die Praxis war modern eingerichtet und sehr sauber, der Chef war nett und die Arbeitszeiten gut.

„So ein Kleid wie das da vorne hätte ich gerne irgendwann einmal. Aber das kostet 400,00 Euro,“ dachte Jessica beim Anblick einer Schaufensterpuppe die ein weißes Kleid mit einem blauen Gürtel trug. „Das sieht so richtig schön sommerlich aus, da bekommt man fast schon Lust auf einen langen Urlaub auf Ibiza,“ dachte Jessica sehnsüchtig.

Sie drehte sich um und wollte sich gerade auf den Weg zum Supermarkt machen um für das Abendessen noch etwas einzukaufen als sie mit zwei zerlumpt aussehenden Jungen zusammen stieß. 

Beide trugen sie schäbige, löchrige Hosen und schmutzige Jacken. Auch die Hände und die Gesichter wirkten dreckig und die Haare waren ungewaschen und fettig.

„Hast du mal einen Euro für uns,“ fragte einer von ihnen, und Jessica schüttelte den Kopf. „Nein, hab ich nicht.....“

„Schade, so wie du aussiehst hast du aber bestimmt einen,“ sagte der Ältere der beiden. Er war vielleicht Anfang zwanzig und verströmte einen unangenehmen Geruch. Auf seinen jüngeren Begleiter traf das Gleiche zu.

„Ich will ein wenig Kohle haben, verdammt noch mal,“ sagte der Ältere nun und verstellte Jessica den Weg.

„Lass das doch sein, Toni!“, bat der Jüngere und zog seinen Begleiter am Arm doch dieser sah ihn nur wütend an. 

„Ich heiße nicht Toni! Das ist ein Spießername! Ich heiße Zecke! Das habe ich dir schon oft genug gesagt, merk dir das endlich mal du verwöhntes Balg!“

Trotzdem ließ er Jessica nun weitergehen und diese sah den beiden noch eine Weile nach als sie die Straße überquerten. 

„Die wollten das Geld doch bestimmt für Drogen oder Alkohol haben, schlimm so was. Die versauen sich doch ihr ganzes Leben und der Jüngere müsste wahrscheinlich noch zur Schule gehen. Stört das die Eltern nicht? Oder leben die überhaupt zu Hause? Und Zecke? Was für ein Spitzname...“

Jessica erledigte ihre Einkäufe und traf die beiden Jungen eher wieder als sie es sich erträumt oder gar gewünscht hätte. 

Toni alias Zecke saß an die Wand des Supermarktes gelehnt neben dem Eingang und grinste sie anzüglich an. Er hielt eine Bierflasche in der Hand und nahm einen tiefen Schluck. Sein Freund saß neben ihm und kaute an einem Brötchen. Einige Krümel verfütterte er an eine braune Ratte die auf seinem Bein hockte. 

„Musst du das dumme Vieh immer füttern, Ratte? Kein Wunder dass du diesen Namen hast, du heißt genau so wie dein Vieh....“, sagte Zecke und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche.

„Meine Ratte hat Hunger, sagte der andere Junge mit dem Spitznamen Ratte. Mit einem Mal bekam Jessica Mitleid und sie nahm einen Apfel aus der Tasche. „Hier, Geld gibt es von mir nicht. Das gebt ihr doch nur für Bier oder Schlimmeres aus. Du kannst einen Apfel haben!“

Sie reichte Ratte den Apfel und er sah sie dankbar an während Zecke ihr böse hinter her sah als sie davon ging. „Wofür hält die uns eigentlich? Wir nehmen keine Drogen oder so was! Blöde Wohlstandsussi!“

Dämonische Statuen  Jessicas GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt