Kapitel 94

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Jessica war es ziemlich mulmig zumute, als sie und Felix in ihre Wohnung zurück kehrten. Wie nur sollten sie Anita und vor allem Christine beibringen, dass von Sören eventuell eine neue Gefahr drohte?

Oder war er wirklich lediglich übergeschnappt und sah Dinge, die nicht oder nicht mehr da waren? Im Zusammenhang mit Dämonenstatuen musste man nun einmal auf alle Eventualitäten gefasst sein und durfte sich nicht auf das offensichtliche Verlassen. Diese Erfahrung hatte Jessica bereits mehrfach machen müssen und auch dem Jungen an ihrer Seite stand da noch einiges bevor.

„Wir müssen es den anderen sagen, und dann überlegen, wie wir weiter vorgehen, auch, ob wir überhaupt vorgehen. Wir wissen ja nicht, was an der Sache dran ist.“

„Irgend etwas ist sicherlich dran. So ist es doch immer,“ antwortete Felix und nahm das Schwert, das im Wohnzimmer neben dem Sofa lag, in die Hand. „Wir sollten da vielleicht mal hin gehen, mein Schwert ausprobieren!“

Jessica runzelte die Stirn, als sie Felix mit dem Schwert vor sich stehen sah. Er wirkte zu übereifrig. „Er ist ganz wild auf einen Kampf. Das ist nicht gut. So was muss doch mit Ruhe angegeben werden.“

„Das besprechen wir noch!“, sagte sie daher und griff nach Felix Arm. „Bitte überstürze jetzt nichts. Es bringt doch gar nichts, wenn dich Sörens möglicher Dämon verletzt oder am Ende sogar töt...ich meine....“

„Sprich es ruhig aus, ich weiß verdammt gut, worum es hier geht!“, antwortete Felix mit einem seltsamen Unteron in seiner Stimme. „Eigentlich wäre ich schon längst tot.....“

„Das bist du aber nicht,“ antwortete Jessica so ruhig wie möglich. „Du lebst und das wird auch so bleiben.“

„Das habe ich auch vor!“, erwiderte Felix, ebenfalls sichtlich um Ruhe bemüht. Es war offensichtlich, dass ihm der Besuch bei Zecke nahe gegangen war.

„Mir tut dein Freund auch irgendwie leid. Ich kann ihn nicht leiden, aber momentan geht es ihm wirklich nicht gut!“, stellte Jessica fest und sie sah, dass Felix zusammen zuckte. Sie war also auf der richtigen Spur.

„Ich mach mir wirklich Sorgen um Zecke,“ gab Felix schließlich zu. „So kenne ich ihn gar nicht. Er ist immer zurecht gekommen. Aber heute wirkte er so....mutlos...und unglücklich....“

„Nun, er ist krank,“ gab Jessica zu bedenken. „Seine Medikamente wirken noch nicht wirklich und da geht es ihm wahrscheinlich hundeelend. Dazu ist er von lauter Leuten umgeben, die ihn wie einen Wurm anstarren. Natürlich fühlt er sich da in keinster Weise wohl.“

Aber Jessica war sich nicht sicher, ob dies Zeckes alleiniges Problem war. Sicherlich steckte doch noch mehr dahinter, oder? Oder hatte ihn die Begegnung mit Sören dermaßen verstört?

Am Abend brachen Jessica und Christine zu Sörens Wohnung auf. Christian, der seine neue Freundin nicht allein lassen wollte und Felix begleiteten sie. Anita, Dieter und auch Mark waren in der WG zurück geblieben....

„Falls wir in Schwierigkeiten geraten oder so ist es gut, dass noch jemand hier ist. Aber wir sind ja mehrere, wir haben drei Waffen dabei, zwei davon sind Schwerter. Und mein Dolch hat ja auch schon mehrfach seinen Zweck erfüllt,“ hatte Jessica zum Abschied gesagt, während Dieter in die Küche ging, um Spaghetti zu kochen.

„Ihn bringt auch gar nichts aus der Ruhe! Ich glaube, er kocht auch dann noch Spaghetti oder macht Witze, wenn er auf einer schmelzenden Eisscholle steht,“ dachte Jessica mit einem Grinsen, das aber verschwand, als Christine den Wagen vor Sörens Wohnhaus stoppte.

„Da wohnt diese Ratte,“ murmelte Christine mit einem bedrückten Unterton in ihrer Stimme. Sie sprach sehr leise, trotzdem hatte Christian sie gehört.

„Es ist wegen deinem letzten Freund, nicht wahr? Immerhin war es Sörens Dämon, der....“

Christine nickte und griff nach Christians Arm. „Du passt aber gut auf dich auf, ja? Ich will nicht, dass dich auch einer von seinen Dämonen, sollte er einen Neuen haben, in Stücke reißt!“

„Ich werde gut auf mich acht geben! Und auf dich auch,“ versprach Christian, ehe er hinzu fügte: „Außerdem steht es doch noch gar nicht fest, ob er wirklich einen Dämon hat! Schließlich sagt Zecke, dass Sören mit etwas gesprochen hat, das gar nicht da war! Vielleicht hat er ja inzwischen Haluzinationen oder so was!“

Gewundert hätte Jessica sich darüber nicht. Ihrer Ansicht nach war Sören bereits früher kurz davor gewesen, die Stufe zum vollkommenen Wahnsinn zu überschreiten. Sollte dies jetzt geschehen sein, dann hätte es sie nicht im mindesten überrascht. 

Kurz darauf standen die vier ungebetenen Gäste vor Sörens Wohnungstür und Christine drückte auf die Klingel. Ein melodischer Ton erklang und Schritte näherten sich. Die Tür wurde geöffnet und Jessica stellte ihren Fuß in die Tür, als Sören diese wieder zu schlagen sollte.

„Man sollte immer durch den Spion gucken, wer da steht!“, sagte sie, während Christian die Tür auf stieß.

„Verschwindet von hier,“ zischte Sören die Besucher an. „Macht, dass ihr weg kommt!“

„Das hättest du wohl gerne, was?“ zischte Christine Sören an und fast fürchtete Jessica schon, sie würde mit Fäusten auf ihn los gehen. Wirklich verdenken konnte sie es der Freundin nicht. Schließlich hatte ihr letztes Zusammentreffen sie ins Krankenhaus gebracht.

Christian schob Sören zur Seite und sie betraten die Wohnung. „Wo soll dieser Dämon stecken?“

„Dämon?“, fragte Sören scheinbar unschuldig, jedoch dann glitzerten seine Augen boshaft. „Natürlich habe ich einen neuen guten Freund, auch wenn ihr ihn als einen Dämon beschimpft! Das mag er übrigens gar nicht! Das ist nicht sehr höflich von euch....“

„Der klingt schon genauso wie unser Opa!“, raunte Felix Christian zu und dieser nickte zustimmend. 

„Ja, wenn man etwas über den lieben Schutzgeist sagt! Aber dieser Sören ist verrückt, das sieht man doch....guck dir den mal näher an!“

Tatsächlich waren Sörens Augen blutunterlaufen und er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen oder gar seine Kleidung gewechselt. Ein unangenehmer Geruch schlug ihnen entgegen.

„Der ist wirklich komplett durchgedreht,“ dachte Jessica, als sie die Tür zum Arbeitszimmer, in dem sie sich schon einmal einen Kampf mit einem Dämon geliefert hatten, auf riss.

Aber wie zu einem Teil bereits erwartet befand sich keine Dämonenstatue mehr an der Wand und auch ansonsten handelte es sich um einen gewöhnlichen Raum.

„Hier ist kein Dämon,“ stellte Jessica fest. „Keine Statue!“

„Da irrt ihr euch! Seht ihr ihn denn nicht? Er wird bald kommen!“, rief Sören und ein spöttisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Schaut doch einmal genauer hin!“

Dämonische Statuen  Jessicas GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt