Kapitel 100

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Die Zwillinge trafen am nächsten Morgen in der WG ein. Christines Anruf hatte sie sehr beunruhigt und sie hatten sich, sobald es draußen dämmerte auf den Weg gemacht.

Schließlich saßen sie, jeder mit einer Tasse Kaffee vor sich, in der Küche. 

Christine saß neben Christian und lehnte den Kopf an seine Schulter. 

Er strich vorsichtig über ihr Haar. „Jetzt sind sie also wieder in München unterwegs und sie wissen, dass Julian auch hier ist!“, stellte er resigniert fest. „Es musste ja irgendwann einmal dazu kommen!“

„Irgendwann musste es ja mal so weit kommen,“ fügte Mark, in ebenfalls sehr bedrücktem Tonfall, hinzu. „Es war im Grunde nur eine Frage der Zeit!“

„Zumindest wissen sie noch nicht, wo genau sich Felix versteckt hält. Aber da braucht nur wieder so ein Depp wie Alexander zu kommen, der ihn zusammen mit uns gesehen hat, und das war es dann!“, stellte Christine missmutig fest und fügte nach einem kurzen Moment hinzu: „Oder, noch besser, jemand wie Sören! Der würde sich ja ausgezeichnet mit denen verstehen! Bestimmt würden sie sich zusammen setzen und über ihre Dämonen aus dem Nähkästchen plaudern!“

„Das würde wirklich eine sehr nette Plauderrunde ergeben,“ stimmte Anita mit einem schiefen Lächeln zu. „Da hätten sich ja die richtigen gesucht und gefunden!“

Felix ging nicht auf die vorsichtigen Scherze ein, zu sehr belastete ihn die Situation. Jessica ahnte, was in ihm vorging. 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie daher leise, aber Felix schüttelte den Kopf und hasste es, ihr wieder einmal Sorgen bereiten zu müssen. Nahm das denn nie ein Ende?

„Nein, nichts ist in Ordnung. Überhaupt nichts!“

„Ich weiß!“, antwortete Jessica traurig. „Aber wir bekommen das irgendwie hin!“

„Dann sollten wir uns allmählich wirklich etwas ausdenken. Die sind uns dicht auf den Fersen, vielleicht suchen sie schon die Hotels ab,“ gab Christian zu bedenken. „Und wenn die Mark und mich haben, dann haben die Felix auch bald!“

Christine nahm Christians Hand und drückte sie fest zusammen, was diesen schmerzhaft das Gesicht verziehen ließ.

„Tut mir leid,“ murmelte Christine. „Aber mir gefällt die Vorstellung nicht, dass die dich oder überhaupt einen von euch in die Finger kriegen!“

„Mir auch nicht,“ wandte Andy ein und er sah sich beunruhigt um. Noch immer hing ihm sein Erlebnis mit der Dämonenstatue in seiner Heimatstadt nach und er fühlte sich beim Gedanken, dass Menschen, die eine Art Pakt mit diesen Geschöpfen hatten, hinein stürmen könnten, mehr als nur ein wenig unwohl. 

Was hatte er ihnen denn schon entgegen zu setzen?

Gegen die Menschen konnte er sich ja vielleicht noch zur Wehr setzen, er wusste nicht, inwieweit dieses es gewohnt waren, auf körperlicher Ebene zu kämpfen. Aber gegen mögliche Dämonen war er vollkommen machtlos.

Aber nicht nur um sich selber, sondern auch um Felix und seine beiden Cousins machte er sich Sorgen. Er mochte diesen Jungen mit dem bunten Haar inzwischen recht gerne und wollte auch nicht, dass ihm etwas wirklich Schlimmes geschah.

„Ich weiß, was wir tun können....auch wenn ihr alle nicht allzu viel davon halten werdet,“ sagte Felix nach einer Weile und er stand auf. 

Er trat ans Fenster hinaus und lächelte kurz. Wenigstens parkte noch kein Auto, aus dem er beobachtet wurde, auf der Straße. Noch war sein genauer Aufenthaltsort unbekannt und seine Familie wusste auch nichts von seinem Schwert oder seinen Unterrichtsstunden.

Leider hing ihm noch immer der Kampf gegen Sörens Dämon in den Knochen und er wusste, dass er im Grunde noch nicht so weit war. Aber was sein musste, das musste nun einmal sein. Er gab sich einen Ruck und drehte sich zu den anderen um.

„Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten. Entweder suchen ich, Christian und Mark und irgendwo ein neues Versteck.....oder aber ich gehe nach Hause und bringe diese Sache zu Ende!“

Erleichtert ließ sich Maximilian Farius in den Sessel im Krankenzimmer des Reha-Centers sinken. Dorthin hatte man ihn, seitdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, untergebracht, und er ließ sich gut von den Schwestern und Pflegern verwöhnen.

Das Diät-Essen, das der Arzt ihm verordnet hatte, wurde schmackhaft zubereitet und gerade erst hatte er sein Frühstück beendet, als er das Telefonat seines Sohnes entgegen nahm.

Er lächelte. Endlich war es so weit, sie hatten Julian gefunden oder waren ihm zumindest dicht auf den Fersen. „Bald wird es so weit sein, mein lieber Junge! Dann wirst du deinen Zweck erfüllen! Du wirst ihn erfüllen, bevor du weißt, was möglich gewesen wäre....und dann wird nichts und niemand unseren Schutzgeist jemals wieder in Gefahr bringen können!“

Dämonische Statuen  Jessicas GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt