Kapitel 21.

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Sie sieht mich nicht an, während sie spricht. Ihre Hände hält sie nicht still, ständig verschränkt sie die Finger ineinander oder fährt sich über die Oberschenkel. Sie spricht langsam, unsicher und mit leiser Stimme. Und sie erzählt sie mir davon, von Derek - so heißt er also -, davon, wie konservativ ihre Eltern sind, dass sie es Ihnen nicht sagen kann oder will. Wie sehr sie den Sex mit Derek hasst - eine Stelle die sie meinetwegen auch hätte weglassen können -, dass sie da irgendwie reingerutscht ist. Und am Ende rückt sie endlich damit raus, was es eigentlich damit aufsich hat: Sie hat Angst. Angst, dass ihr Ansehen dann sinkt oder dass man sich über sie lustig macht. Das ist der Moment, in dem ich sie unterbreche.

"Dir ist aber schon bewusst, dass Du auf dem College bist oder nicht mehr auf der Highscool?", fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. Ihre Finger verkrampfen sich und sie beißt die Zähne zusammen, dass erkenne ich daran, wie stark ihre Wangenknochen auf einmal hervortreten. Sie atmet seufzend aus. "Ja, kann schon sein. Aber immerhin ist er der Kopf vom Sportteam. Jeder weiß, dass ich mit ihm gehe. Dass ich diejenige bin, die mit Derek geht." Ich schnaube verächtlich, "Bestimmt weiß auch jeder, wie oft er Dich schon betrogen hat und 80% der Mädels können nicht verstehen, warum Du dich mit so einem Idioten abgibst." Ich glaube, ich war etwas hart. Ihre Unterlippe fängt an zu beben und die Finger verschränkt sie mittlerweile so stark ineinander, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortreten. Sie stottert ein schwaches "Du hast ja Recht" und starrt dann einfach auf die Wand, die vor ihr liegt. In dem Moment wird die Tür aufgeknallt, ein kleiner Moment, in dem mir nochmal der Schmerz in meinem Kopf bewusst wird. "Schatz!" höre ich eine aufgebrachte Stimme - meine Mutter. "Geht es Dir gut?". Bevor ich antworten kann, schlängelt sich ihr penetrantes Parfum in die Nase. Aber es ist schön, dass sie da ist. Ich erwidere ihre Umarmung leicht, versichere ihr, dass es mir gut geht und darf mir dann einen Vortrag darüber anhören, wie furchtbar leichtsinnig das doch war. Und dass sie sich so große Sorgen gemacht hat. Am Ende seufzt sie jedoch laut auf, "Aber wie sagt man immer? Kinder und Betrunkene haben immer einen Schutzengel", beim letzten Wort schaut sie in Richtung Audrey und nickt ihr dankbar zu. Diese erwidert ein zaghaftes Lächeln.

Es soll wohl nicht sein, dass Audrey und Ich unser Gespräch in Ruhe zu Ende führen können, denn kurz nachdem Mutter das Zimmer verlassen hat, kommt der zuständige Arzt. Auch er hält mir nochmal eine Moralpredigt, bevor er mir sagt, dass ich soweit stabil bin und nachhause gehen kann. Ich soll mich jedoch noch mindestens 3-4 Tage schonen, bevor ich wieder zurück zur Schule gehe oder geschweige denn, große Allein-Ausflüge wage. Ich will gerade mein Handy zücken, um meiner Mutter zu schreiben, dass sie mich abholen soll, als Audrey neben mir steht. "Ich kann Dich auch nachhause fahren, wenn Du willst" - nichts lieber als das. Ich würde eigentlich gerne hart bleiben und sagen, dass sie mich nirgendwo hinfährt, wenn das nicht geklärt ist. Aber es tut mir leid, dass ich vorhin so hart war und im Auto konnten wir wenigstens nicht voreinander weglaufen. Ich lächele bei dem Gedanken daran, also nicke ich und hauche ein "Okay" in den Raum hinein, bevor ich mich langsam aufrappele. Als ich meinen Fuß vor das Bett setze, merke ich, wie sich ein Schmerz durch meinen Kopf zieht und ich stöhne auf vor Schmerzen. Audrey ist binnen Sekunden bei mir und stützt mich, damit ich nicht mein komplettes Gewicht tragen muss. Wir kommen irgendwie an ihrem Auto an - Auto! In dem Moment kommt es mir durch den Kopf, "Mein Auto! Was ist damit?" ich sehe sie panisch an. Immerhin standen wir mitten auf der Straße. Sie lächelt mich beruhigend an, "Ich habe, nachdem der Krankenwagen losgefahren ist, sofort den Weg zurück zu Dir genommen und Deine Mutter geweckt - wir sind zusammen zurückgefahren und sie hat Dein Auto übernommen und zurückgebracht." Mein Herzschlag beruhigt sich, "Danke" murmle ich und schmeiße mich endlich ins Auto. "Hast Du Wasser?", sie nickt und reicht mir eine Flasche - ich schiebe mir eine Schmerztablette zwischen die Zähne und lehne mich zurück. "Wo waren wir denn vorhin stehen geblieben?", frage ich und beobachte, wie sie ihre Finger ins Lenkrad krallt. Wie von selbst streichle ich ihr über den Arm, "Es wird schon alles gut, wir müssen das nur klären, Audrey". Langsam wandert meine Hand zu ihrem Gesicht, ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichend. Ich kann sehen, wie sich ihre Anspannung etwas löst.

"Ich weiß, dass Du Recht hast", sagt sie, "aber ich hatte damals schon keine leichte Schulzeit. Ich habe Angst, dass es sich wiederholt." Ich sehe sie von der Seite an. Irgendwo kann ich ihre Reaktion verstehen und ich verstehe auch, wieso sie sich so fühlt. Würden meine Mutter, Chloé und Leroy mich nicht so nehmen, wie ich bin - ich glaube, ich hätte auch meine Schwierigkeiten damit, dass so offen zu leben. "Mh, weiß es denn wenigstens Deine beste Freundin?" - "Du meinst Olivia?" Ich nicke. Ein kleines Lächeln huscht über ihre Lippen, "Ja, sie weiß es. Sie weiß auch, dass ich Dich kennengelernt habe." - "Und?", fordere ich sie auf, weiterzusprechen. "Naja, sie würde mich schon unterstützen, denke ich". Ich nicke bestätigend und lasse mich weiter in den Sitz fallen um darüber nachzudenken, was die beste Lösung in dieser Situation ist. Fest steht, dass ich sie nicht in meinem Leben vermissen möchte. Sicherlich kenne ich sie noch nicht in und auswendig, geschweige denn besser als sie sich selbst kennt aber ich will sie so kennen. Ihre positive Art beflügelt mich, ihre Stimme verzaubert mich und wenn ich sie ansehe, habe ich das Gefühl, ich bin sicher. Und ich kann verstehen, warum sie so handelt. Wenn sie über Derek redet, sehe ich dort keinerlei Ausdruck in ihren Augen, keinerlei Gefühl schwingt in ihrer Stimme mit. Sie ist völlig kalt, genauso, wie sie es mir auch versichert. Ich glaube ihr, dass sie so füht für mich, wie ich für sie. Aber ich kann es nicht einfach so tolerieren, dass da noch irgendjemand anderes ist. Einerseits, weil er sie nicht glücklich macht und sie sich unwohl bei ihm fühlt und andererseits... Naja, wenn wir uns für ein "wir" entscheiden, dann sollte es dort keine andere Person geben, die ihr so nahe kommen kann und darf, wie ich.

"Flo?" holt sie mich aus meinen Gedanken. Ich nicke - eine denkbar schlechte Idee, wie mir mein dröhnender Kopf signalisiert. "Was hälst Du davon, wenn wir zu Dir fahren, ich komme noch kurz mit hoch und ich rufe Derek an, um ihm zu sagen, dass es aus ist?". Ich stutze. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. "Hast Du denn keine Sachen bei ihm, dass Du nochmal zu ihm müsstest?". Sie schüttelt den Kopf. "Ich habe eigentlich nie bei ihm geschlafen. Wenn, dann kam er zu mir, oder er ist nachts auf irgendwelche Partys abgehauen". Ich lege meine Hand auf ihren Oberschenkel, drücke ihn sanft. "Ich denke, dass wäre das Richtige - wenn Du das mit uns wirklich willst". Sie lächelt, "Und wie ich das will, Florence".

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⏰ Terakhir diperbarui: Aug 31, 2018 ⏰

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