Kapitel 1.

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"Flo! Florence!" - die Stimme meiner Mutter schleicht sich in meine Ohren. Ich drehe mich auf den Rücken und stöhne theatralisch auf. "Ja, ich steh ja schon auf." rufe ich zurück. Mein Blick fällt auf mein Fenster, durch die nicht ganz zugezogene Gardine fällt ein Sonnenstrahl. Mein Handy sagt mir, dass heute bis zu 31 Grad werden können, also kurze Sachen. Ich jammere noch in mein Kopfkissen bevor ich mich dazu bequeme, aufzustehen. Ich reiße die Gardinen auf und lasse meinen Blick über die Aussicht schweifen. Wir haben ein Haus in einem der eher abgelegenen Orte, mein Zimmer ist im obersten und letzten Stockwerk, sodass ich eine gute Aussicht auf den Horizont und das damit verbundene Meer habe. Ich strecke mich und gehe zum Kleiderschrank. Da ich in meinem Zimmer ein Bad habe, komme ich mir morgens zum Glück nicht mit meiner Mutter in die Quere - ich hasse ihr Parfüm. Ich schnappe mir die Zahnbürste und während ich einhändig versuche, mir die Zähne damit auch zu putzen, ziehe ich ungelenk meine Sachen an. Schwarze Hotpants, dazu greife ich blind nach einem Shirt in meinem Schrank. Ein recht weites Top, dass hinten von einem gemusterten Totenkopf geschmückt wird. Als ich auch im Bad fertig bin, schnappe ich mir im Vorbeigehen meine ausgelatschten Chucks und meine Zigarettenschachtel.

Meine Mutter steht in der Küche und schmiert Brote für Emely. Ich nicke ihr kurz zu, nehme meinen Kaffee und trete auf unsere Terrasse - die Sonne kitzelt in der Nase und ich bin kurz davor, in meinen Kaffee zu niesen. Ich stecke mir eine Zigarette an und atme den Rauch tief ein. Meine Mutter steckt den Kopf durch die Tür, ich drehe mich um und bemühe mich, ihr nicht ins Gesicht zu rauchen. Sie streicht sich gestresst die Haare aus dem Gesicht: "Holst Du Emely heute Nachmittag von der Schule ab, Große?" Ich nicke, "Klar, kein Ding, ich setz mich dann wieder ins Café und lerne so lange, bis sie aus dem Hort kommt." Meine Mum lächelt, "Ich pack Dir noch zehn Dollar auf den Küchentisch!" Ich lächle zurück und sie schließt die Tür hinter mir.

Mein Handy vibriert in der Hosentasche und ich stelle meine Tasse ab, um zu sehen, wer schreibt. Wer sollte es auch anders sein: Es ist Chloé. Flo! Ich hab verpennt. Kannst Du mich abholen? Bitte, bitte, bitte! Kuss! Ich verdrehe genervt die Augen - es kommt ungefähr an vier von fünf Schultagen vor, dass Chloé verschläft. Ok, bin in zehn Minuten da. Ich gehe rein, schnapp mir die Autoschlüssel und die zehn Euro von Mum. Emelié kommt verschlafen die Treppe runter "Ich hol Dich nachher ab, Kleines! Komm zum Café, ich muss los, Chloé abholen." Emelié schaut mich verwirrt an. "Ich sags ihr nochmal", lacht meine Mum und winkt mich aus der Tür raus.

Die zwanzig Minuten mit Chloé im Auto kamen mir ewig vor, so, wie sie mir wieder erzählt hat, wie toll ihr Freund ist und was sie doch alles vorhaben. Ich frage mich manchmal, was Leroy davon halten würde, wenn sich Chloé noch kitschiger ihm gegenüber verhalten würde. Ich streiche mir meine kurzen Strubbelhaare aus dem Gesicht, während ich mein Auto zuschließe und mein nächster Blick trifft Leroy und Chloé, die sich gerade gegenseitig die Zunge in den Hals stecken. "Ihr seid widerlich", gehe ich lachend an Ihnen vorbei. "Wart nur, bis Du wieder eine abkriegst!", höre ich noch von Chloé. Ich seufze unbemerkt. Ja, Sie hat Recht. Eine Liebe in meinem Leben wäre wieder etwas, was ich mir wirklich wünschen würde... Aber man soll nicht danach suchen, sagte man mir mal. Ich komme in Gedanken versunken pünktlich zum Klingeln in den Unterricht. Chloé stupst mich von recht an, "Denkst Du an wen?", kichert sie. Ich strecke ihr die Zunge raus und packe meinen Schulkram aus. "Eigentlich habe ich nur gerade dran gedacht, was ich heute Nachmittag im Café bestellen werde.", und das war mein purer Ernst.

Something Good. II girlxgirlWhere stories live. Discover now