Kapitel 39

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Ich öffnete meine Haustür, um nach der Post zu schauen, wäre dabei fast auf unfassbar schöne Blumen getreten. Es ist schon der dritte Blumenstrauß diese Woche.

Die ersten Blumen waren wunderschöne gelbe Sonnenblumen, die leider schnell kaputt gegangen sind. Zwei Tage darauf waren es rote Rosen, an denen ich mich nur gestochen habe und diese natürlich auch verflucht habe. Heute erblicke ich rosa-violette Blumen, ein Mix aus Rosen und Sonnenblumen.

Ich hob diese nach langem Anstarren auf und schloss wieder die Tür. Vielleicht schaue ich später nach der Post.

Lächelnd trage ich den Blumenstrauß mit in die Küche und fülle ein großes Glas mit Wasser, da ich keine Vasen besitze.

Meine Finger spielen mit den Blüten, die Farben harmonieren perfekt miteinander. Ich würde sogar behaupten, dass es bis jetzt der schönste Blumenstrauß ist, denn ich je bekommen habe.

Meine Hand bleibt stehen, als ich an etwas papierartiges ankomme. Schnell fische ich die Karte raus und klappe diese auf.

»Ich gib dich nicht auf. Ich liebe dich -D«

Sofort schmeiße ich diese Karte aus meiner Hand und atme zittrig ein. Es stört mich gewaltigst, dass diese wunderschönen Blumen von ihm kommen.

Je länger der Gedanke in meinem Kopf ist, dass die Blumen von Diliyan sind, gefallen mir diese Blumen nicht mehr. Aber seit wann weiß er, was für einen Geschmack ich habe?

Ach, es ist zwecklos. Dieser Blumenstrauß ist wunderschön und riecht dazu auch noch himmlisch. Wieso müssen unbedingt diese Blumen von ihm sein?

Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare. Benebelt setze ich mich auf ein Küchenstuhl hin und halte mir schmerzvoll die Brust fest. Mein Herz schmerzt immer mehr.

Schmollend denke ich an die letzte Zeit nach. Vor einem Monat waren wir noch unzertrennlich, man hätte meinen können, wir wären wieder zusammen. Aber wie schnell sich alles wenden kann, oder?

Meine Babys. Mein Fleisch und Blut. Ich kann nichts machen, sie nicht sehen. Ich schluchzte auf. Wie soll ich das noch länger aushalten? Wie sollen es meine Kinder aushalten?

Ich habe unfassbare Angst. Was, wenn Diliyan mir sie doch irgendwann wegnehmen will? Was, wenn er aber dann nichts mehr mit Mikail und Malik zutun haben möchte?

Wieso konnte ich nicht auf meine Kinder aufpassen? Wie habe ich es mitanschauen können, wie mir das Amt die Zwillinge wegnehmen konnten?

Wieso verdammt, wieso war ich nie stark genug?

Mein Herz schlägt immer schneller, die Tränen fließen. Ich habe viel zu oft in den letzten Jahren geweint. Ob auch welche für mich geweint haben?

Das bezweifle ich. Wieso müssen haufenweiße Schicksalsschläge auf mich treffen? Wann hat diese Hölle ein Ende?

Ich schlucke. Wie es wäre, wenn ich Malik und Mikail nicht bekommen hätte? Ich schüttle mich, um nicht daran denken zu müssen.

Wenn dieser Alptraum erst ein Ende hat, werde ich ihnen ein besseres Leben schenken. Sie haben sowas nicht verdient.

Meine Sehnsucht steigt von Sekunde immer mehr. Ich will wieder beide fühlen, sehen und hören können. Wie damals genüsslich den Duft der Zwei in mir hinein saugen.

Derzeitig bei Diliyan

Ob ihr die Blumen gefallen? Ich hoffe es. Wie sie wohl reagiert hat? Ach, ich weiß es nicht. Frustriert lasse ich den Kopf hängen.

Meine Augen brennen. Wann habe ich zuletzt geschlafen? Ich denke, es sind schon mindestens achtundvierzig Stunden vergangen, in denen ich durchgehend wach bin.

ANOTHER CHANCE Where stories live. Discover now