Kapitel 19

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Unter Tränen blinzelte ich auf. Was sagt er?

„Nora geht nirgendwo mit dir hin!", rief Bilal. Diliyan schaute ihn wütend an, seine Halsader sticht hervor.

„Sie kommt mit, oder ihr hättet wünschen sollen, dass ich euch nicht erwischt hätte!", brüllte Diliyan Bilal an.

Bilal sitzt sich auf. „Meine Schwester kommt nicht mit dir mit.", zischte er.

„Bilal, ist schon gut. Ich werde mitgehen.", beide drehen sich zu mir. Ihre Mimik zeichnen Verwunderung und Überraschung aus.

Doch Bilals Gesichtsausdruck veränderte sich schnell. „Nora, brina xar!", schnauzte er und ballte seine Hände zu Fäuste. [Bleib sitzen; soviel wie nein]

„Nora wird mitkommen!", wiederholte sich Diliyan streng. „Pack jetzt die Sachen.", dies widmete er zu mir.

Hastig stand ich vom Boden auf und wischte meine getrockneten Tränen weg. Ich schaute zu Nurcan die immer noch heulend auf dem Bett zusammengekauert sitzt.

Kurz schaute ich zurück zu den Männern, dann wieder zu ihr. Ich streckte meine Hand aus und nahm mit ins Zimmer der Jungs.

Dort angekommen brachen wir gemeinsam zusammen. Das was gerade geschehen war zu heftig, wir können es nicht realisieren. Wir beide schluchzten auf, ich rutschte die Tür runter. Meine Ellenbogen stützten sich auf die Knie, ich legte mein Kopf in meine Hände.

Ich muss mit zu Diliyan.

Sonst wird es nur noch mehr eskalieren.

Ich kann das nicht mehr. Es ist zu viel, ich erkenne Diliyan nicht wieder. Er war schon immer aggressiv, aber dass von vorhin war anders. Er war kurz davor Bilal zu töten!

Verzweifelt schüttle ich mein Kopf. Es platzt, nein es explodiert gleich! Immer mehr Tränen verlassen meine Augenwinkel. Stumm beobachtet mich Nurcan.

Ich breite meine Arme aus. Ohne zu zögern legte sie sich zu mir und umarmt mich. Wir beide brauchen diesen Halt, den wir uns geben. Ich dachte, ihre Umarmung würde mir helfen, doch ich weinte stärker. Auch sie beruhigte sich nicht.

„Ich habe Angst um Bilal.", schluchzt sie. „Der ist doch gestört!"

Ich strich ihr heulend über die Haare. „Ich weiß...", fing ich an. „Er ist nicht mehr ganz normal."

Eine Weile blieben wir so auf dem Boden sitzen, Arm in Arm. Wir genossen die Zweisamkeit die wir hatten, ohne Diliyan, ohne Bilal.

Jemand klopfte laut an die Zimmertür. „Nora, hast du fertig gepackt?", rief Diliyan.

Wir fuhren erschrocken auseinander. Einmal, weil es so plötzlich kam und weil Diliyan vor der Tür stand.

Panisch schaute mich Nurcan an. Mein Herz zieht sich bei ihrem Anblick zusammen. Sie muss richtig Angst haben, Diliyan wird bestimmt es den anderen auch sagen.

„Alles wird gut, das verspreche ich dir.", ich strich ihr die feuchten Tränen aus dem Gesicht und küsste beruhigend ihre Schläfe.

Die Tür öffnet sich, Diliyan taucht in unserem Sichtfeld auf. Nurcan spannt sich sichtlich an, versteckt sich unbewusst hinter mir.

„Nurcan, du kommst auch mit.", sagte er leicht aggressiv als er reinkam. Sie zuckte auf, als er ihren Namen erwähnte.

Nun schaute ich zu ihm rauf. Sein Blick war auch auf mich gerichtet, ich schaute ihn sauer an. Wie schnell meine Angst und Verzweiflung sich in Wut umwandelt.

„Lass das arme Mädchen jetzt in Ruhe!", fauchte ich ihn an. Er schaut mich mit einer erhobenen Augenbraue an. Ich überrasche selbst mich, woher kommt der Mut?

ANOTHER CHANCE Where stories live. Discover now