Kapitel 7

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Nun stehe ich auf dem Balkon und starre die Sterne an. Nachdenklich wippe ich mit meinem Bein. Diliyan ist seit kurzer Zeit wieder in meinem Leben aufgetaucht und ich werde wieder verrückt. Es ist so surreal. Ich bin seine Anwesenheit nicht mehr gewohnt, es ist mir nur noch unangenehm.

Das Ereignis von heute kommt mir wieder in den Sinn. Die Eltern von Diliyan wissen jetzt Bescheid. Ich kann es immer noch nicht glauben. Allein beim Gedanke schlägt mein Herz schneller, ich fange an zittrig auszuatmen.

Was mich immer noch stutzig macht ist das Telefonat von Nurcan. Grübelnd denke ich nach, wer könnte bloß die Person auf der anderen Leitung gewesen sein? Wer war es, der Kontakt mit mir und mit Nurcan hat? Und wieso nannte sie die jenige Person Schatz?

Von meinem Zimmer höre ich stumpfes Lachen. Ich lasse Diliyan mit den Zwillingen auf meinem Bett schlafen, da ich ein Ehebett habe und die Couch fürs Schlafen nicht gereicht hätte.

Wieder starre ich in die Ferne. Ich liebe die Nacht. Es ist ruhig und dunkel, obwohl ich Angst vors dunklen habe. Naja, ganz ruhig ist es nicht. Wenn die Heuschrecken anfangen zu schrillen fühle ich mich wie an dem beruhigsten und befreiendesten Ort der Welt. Es hört sich für einige nervig und unmöglich an, aber meiner Meinung nach finde ich diese Geräusche ziemlich beruhigend. Ein warmer Windstoß weht mir um die Mähne. Ich schaue auf mein aufhellendes Display. Jemand ruft mich an. Es ist Bilal, mein Bruder.

„Bale, Bilal.", summe ich grinsend in den Hörer. [Ja]

„Wieso warst du bei diesem Wichser?!", knurrt er.

Mein Blick wird erschreckend, überrascht und ahnungslos zugleich. Wieso weiß er davon? Ich bin überrumpelt, weiß nicht was ich dazu sagen soll.

Kurz nehme ich das Handy von meinem Ohr und schaue auf die Uhrzeit. 0:11 Uhr. Ich schaue zu meiner Zimmertür, wo sich Diliyan und Mikail und Malik befinden. Die Tür ist zu, sie werden nicht mein Telefonat mitbekommen.

„Bilal.", fange ich misstrauisch an. „Wieso weißt du das?"

„Das hat nichts mit der Sache zutun!", sagt er laut, sodass ich das Handy etwas von meinem Ohr hebe. Trotzdem höre ich seine Unsicherheit deutlich heraus.

„Schrei mich nicht an!", sagte ich genauso laut zurück, fasste mich aber schnell. „Ich bin nicht mehr klein, dass du so mit mir redest!"

„Nora!", schrie er. Schon vergessen, dass er Aggressiv ist. Damals wollte er Diliyan auffündig machen und erledigen, als er von der ganzen Sache mitbekam. Ich musste heimlich lachen, als er dies andeutete. Diliyan hätte ihn Knochen brechen können, nur mit der Hand.

„Ich bin dein älterer Bruder und kann so mit dir reden, wie ich will!", fügte er hinzu. Sowas kann ich mir länger nicht mehr anhören, ohne zu platzen!

„Bilal, rede mit mir vernünftig! Ja klar, dann rede halt mit so, aber so kannst du nicht mit deiner zukünftigen Frau reden! Ach, was sage ich da, du wirst niemals eine Frau finden, die mit dir klarkommen wird!", zischte ich. Auf der anderen Leitung war es still. Verdächtig still, zu ruhig. Wir sind völlig am Thema vorbei gefahren.

„Jetzt sag' mir endlich, wer es dir gesagt hat.", wollte ich letztendlich ruhig und beruhigt wissen. Ich habe allmählich satt mich mit jedem zu streiten.

„Warum warst du bei ihm?", stellte er die Gegenfrage, dennoch mit Druck in der Stimme. Puh, er wird nicht sprechen ohne dass ich anfange.

„Wenn du schon nicht raus rücken willst.", murrte ich leise. „Vor paar Tagen haben wir uns im Kaufland gesehen. Den Rest kannst du dir schon denken."

Ich hörte wie er gestresst ausatmete. Wieso ist er so aufgebracht? Ja klar, er wollte genauso wenig wie ich, dass Diliyan und seine Familie etwas davon mitkriegen, aber früher oder später wäre es doch sowieso rausgekommen.

ANOTHER CHANCE Där berättelser lever. Upptäck nu