- Kapitel 6 -

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Doch ich habe Glück. In dem Moment erscheint hinter einer dicken Säule ein kleiner Platz. Wunderschön liegt er dort. Zu drei Seiten hin geschlossen, mit höher gelegenen Wegen, wie einer auf dem ich gehe. Nach jedem Meter, kommt eine neue Säule, die verziert ist, mit mystischen Eingravierungen. Ich gehe eine kurze Treppe zu dem Hof hinunter und schaue zur offenen Seite, über die Hecken, weit in das Tal hinein. Ich kann gar nicht oft genug dran denken wie wundervoll es hier ist! Nie hätte ich gedacht, dass es wirklich so schön ist. Ich habe zwar viele Bücher über diesen Ort gelesen, doch so habe ich ihn mir nicht vorgestellt. Akuya lässt sich unter einem Baum nieder und scheint auch direkt eingedöst zu sein. Sachte lehne ich meine Tasche und Waffen an den Baum, nur meinen Bogen und Köcher behalte ich. Während ich auf die Zielscheibe zugehe, spanne ich schon einen Bogen ein. Mein Blick fixiert jetzt die Zielscheibe und langsam hebe ich den Bogen an. Ich visiere das Ziel und atme tief ein und aus. Beim nächsten ausatmen, lasse ich den Pfeil los und so fliegt er Richtung Zielscheibe. Die Hoffnung mit diesem einem Pfeil alles raus zu lassen, was sich in den letzten Tagen angesammelt hat. Denn Selbstzweifeln, Schmerzen, Verlusten und einfach allem! Jedenfalls war das mal geplant! Denn er fliegt mindestens einen Meter dran vorbei. Was ist denn nur los mit mir? Sonst treffe ich doch immer ins Schwarze! Genervt schnaube ich, greife ich über meine Schulter und spanne den Pfeil in die Sehne. Wie beim ersten Pfeil zähle ich die Sachen auf, die mich bedrücken. So wundervoll es hier auch ist, der Zusammenbruch... die Verfolgung, das wühlt mich immer noch auf, ich will das alles jetzt los werden! Schuss! Wieder ins Leere. Das ist doch nicht normal. Krampfhaft umfasse ich den zum dritten Mal gespannten Bogen.
„Ihr seid viel zu verkrampft" Ein Stein ist weicher als ich. Keinen Zentimeter bewege ich mich. Eine Hand legt sich sachte auf meine Schulter und die Stimme stammt von einem Mann. Diese ist nicht Mal ein flüstern, mehr ein Hauchen und so rein... Sie scheint mich richtig zu benebeln.
„Schultern locker und aufrichten" Bei seinen Worten fährt er mit der einen Hand meinen Rücken sachte runter und lässt leichten Druck auf meinen Rücken. Wodurch ich mich auch aufrichte. Schon fast scheu, wie ein Reh. Kerzen gerade lasse ich mein Schulter ein kleines Stück locker.
„Schon besser. Ihr Ellenbogen ist zu hoch und die Hand ist zu verkrampft." Vorsichtig folgt seine Hand meinem Arm, bis zum Ellenbogen, dieser senkt sich auch leicht. Seine andere Hand umschließt meine Hand, die an dem geschmeidigen Holz liegt. Er umarmt mich schon halb und ist mir so ganz nah. Ich kann gar nicht mehr klar denken! An Atmen ist schon seit der ersten Berührung nicht mehr zu denken! Jede Stelle die er berührt wird warm, fängt an zu kribbeln und lässt jede Sekunde eine Gehirnzelle mehr ausschalten. Wer ist er nur? Was macht er mit mir? Sowas ist mir noch nie passiert! Ich kann nicht nur keinen klaren Gedanken fassen, sondern auch kein Wort. Ich bin wie gelähmt.
„Ziel visieren... und Schuss!" Er lässt von mir ab. Ich bleibe genau so stehen wie davor, mich zu bewegen bin ich auch noch nicht fähig. Das Ziel anvisiert, lasse ich den Pfeil los und er trieft. Genau ins Schwarze! Wie hypnotisiert starre ich ihn an. Er hat getroffen. Eben habe nicht mal den äußersten Ring getroffen und jetzt, komplett unfähig selbst zu handeln treffe ich? Der Mann! Endlich aus meiner Starre heraus drehe ich mich um und sehe... niemanden. Dort ist niemand! Hab ich mir das nur eingebildet? Nein! Diese Wärme, sie ist immer noch da. Sie wandert meine Arme empor Richtung meines Herzens. Kommt jetzt der Schmerz? Panisch reise ich meine Hände zur Brust. Immer nach den schönen Dingen kam der Schmerz. Zwar waren es Erinnerungen und dann Schmerz. Aber was ist das schon für ein Unterschied, zu einem Gefühl. Er wird kommen... ich bin vorbereitet... oder auch nicht... ich werde wieder zusammenbrechen... die Wahrheit ist einfach, ich bin schwach... aber er kommt nicht. Er kommt nicht? Da ist was anderes! Wärme, Hitze, sie dringt in mich ein, wird stärker,ich werde stärker dann ist es wie eine Explosion und sie verteilt sich im ganzen Körper. Aber dann weicht sie wie von mir. Ich stehe da, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich weiß nicht mehr wo oben und unten ist, rechts und links, dunkel und hell, bunt und grau ist. Langsam gleitet mein Blick auf die Zielscheibe. Der Pfeil steckt dort. Ich hab mir das nicht eingebildet! Ich weiß nicht ob ich mich darüber freuen soll oder wieder in Gedankenflüsse versinken soll. Aber wieso mal nicht freuen? Seit Tagen immer nur, mache ich mir Gedanken über alles. Es hat sich gut angefühlt, nicht wie die anderen Male! Dieses Gefühl war schön, ich hab mich so geborgen gefühlt und jetzt weiß ich nicht mal wer er war. Seine Stimme, sie war so zart, weich, engelsgleich! Ich muss ihn auf jeden Fall finden bis ich hier abreise. Wann auch immer das sein wird! Ich hab so viele Fragen an ihn. Warum hat er das getan? Woher kann er so gut Bogen schießen? Hat er beabsichtig mich so zu verwirren? Wer er überhaupt ist! Aber jetzt habe ich keine Zeit mehr.
„Akuya, komm! Ich muss eine Arwen suchen!" Desinteressiert legt er seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung. Na schönen Dank auch!
„Dann bleib halt liegen, ich hole dich morgen früh ab." Er bleibt tatsächlich liegen! Komisch! Das ist gar nicht seine Art, aber na gut, dann hab ich ein Zimmer für mich alleine. Auch was! Hastig nehme ich meine Waffen und die Tasche. Mit zwei Sprüngen bin ich am Ende der Treppe angekommen. Mist! Rechts oder links? Links oder rechts? Rechts! Aus der Richtung bin ich eben nicht gekommen. So gehe ich wenigstens nicht wieder an den Eingang und kann mich nur noch mehr verlaufen! Schöner Gedanke und man hört auch gar nicht meine Ironie darin, neiiiiiiiiin! Also irre ich durch die Gänge und nicht ein Elb begegnet mir, nicht mal der Zwerg, Mensch oder Zauberer! Was habe ich Elrond nochmal versprochen? Er will mich unbedingt dabei haben, ich muss pünktlich sein! Also hetzte ich noch mehr herum, wenn das jemand sehen würde? Ich will es mir gar nicht erst vorstellen. Aber genau in dem Moment erhasche ich eine Person, die durch einen Torbogen in die Ferne schaut.
„Entschuldigt, könntet ihr mir sagen wo ich die Tochter Elronds finde? Sie heißt glaube ich Arwen."
„Natürlich, aber ich denke das ist gar nicht nötig!"
„Wie meint ihr das?"
„Darf ich mich vorstellen, Arwen" Sie vollzieht einen gekonnten Knicks, den ich ihr nach mache.
„Kahless."
„Mein Vater hat mir schon von euch erzählt, wir sollten uns beeilen! Ihr habt euch keine Minute zu wenig Zeit gelassen." Damit dreht sie sich um und geht weg, schnell schließe ich auf ihre Höhe auf. Aber wir wechseln kein Wort mehr. Jeder scheint mit sich selbst beschäftigt zu sein, so denke ich auch an den Unbekannten. Es passiert im Moment einfach zu viel! Deswegen merke ich auch nicht wie Arwen doch ihre Stimme an mich richtet.
„Wie bitte? Entschuldigt mich, ich war in Gedanken" Ich reibe mir meine Schläfen.
„Das hat man bemerkt. An was denkt ihr, das es euch so einnehmen kann?" Beide treten wir in einen Raum ein. Wohl mein Zimmer.
„Es ist kompliziert zu erklären!" Ich hab gar nicht gemerkt wie bedrückt ich es geäußert habe, aber Arwen legt mir sachte eine Hand auf eine Schulter. Aber ich zucke leicht zurück, weil mir direkt die Berührungen von eben in den Sinn kommen.
„Endschuldigt" Arwen scheint leicht verwirrt und weicht von mir ab. Mit wenigen Schritten zu dem wundervollen Schrank aus Birke, der mit wundervollen Schnitzereien verziert ist.
„Es ist nicht eure schuld! Es ist meine" Mit den Worten Blicke ich zu den großen Fenstern heraus, die aus Bögen bestehen. Sie scheinen auch auf einen Balkon zu führen, doch ich hab jetzt gerade keine Lust hinauszugehen. Dazu habe ich jetzt auch keine Zeit! Arwen erwidert nichts mehr auf meine Aussage. Aber ich weiß, dass sie stimmt! Ich bin doch selber schuld, wenn ich mir immer so viele Gedanken und Vorwürfe machen muss. Als ich wieder meinen Blick auf die Arwen werfe hat sie drei umwerfende Kleider an den Schrank gehangen. Eins schöner als das andere. Zaghaft streiche ich über den Stoff. Er ist viel feiner und besser verarbeitet, als der von den Zwergen. Auch die Farben und Schnittmuster sind schöner gewählt. Sie zeigen deine Weiblichen Konturen, aber geben auch nicht zu viel frei. Alle drei fallen lang bis zum Boden. Doch das Blaue hat nur kurze Arme, wo im Gegensatz das Rote wundervoll lange, aber schmale Arme hat. Beide sind verziert mit kleinen Steinchen, aber nur um die Taille herum. Doch mein Blick fixiert jetzt das letzte von den dreien. Leicht hebe ich die Stoffe der anderen bei Seite und betrachte das grüne Kleid. Ebenfalls lang, wundervoll geschnitten, so dass der Rücken ein großes Stück frei liegt.
„Geht es anziehen! Ich warte hier" Vorsichtig nehme ich es an mich und gehe in das kleine aber feine Bad. Klar ist im Erebor alles größer, doch gerade das macht es hier so angenehm. Nichts ist so groß und man vergleicht diese Größe mit deiner innerlichen Größe. Hier fühle ich mich befreit von diesem, hier perfekt... da perfekt! Schnell entlege ich mich meinen Kleidern, mache eine kleine Katzenwäsche und ziehe das Kleid an. So etwas habe ich noch nie getragen. Meine sonstigen Kleider haben ganz andere Schnitte. Oben findet man noch ein Dunkles grün vor und je weiter es runter es geht, wir der Farbton immer heller und fällt so Weich in die jeweiligen Töne, wie der Stoff des Kleides herunterfällt. An der Hüfte befinden sich dich aneinander kleine Steinchen und werden immer weniger Richtung Boden. Dadurch sieht es aus als würde ein Wasserfall an mir herunter fließen und nicht nur normaler Stoff. Etwas mulmig gehe ich aus dem Bad und schaue etwas unsicher zu Arwen. Diese grinst nur wissend.
„Die Augen werden heute auf euch liegen, wenn wir mit euren Harren fertig sind!" Ein leichtes lächeln schleicht sich auf meine Lippen und mit dem Sätze ich mich auf den Stuhl, vor dem Schminktisch. Anfangs zögernd und dann immer mehr mit tatentrang, Bürstet Awen mir die Haare.
„Ihr lächeln ist wunderschön! Ihr seid überhaupt eine wundervolle Elbin!" Erst jetzt merke ich, das ich mein Lächeln immer noch zeige. Doch langsam weicht es von meinen Lippen, als ich an die Worte von Minet denke. Aber den Gedanken verdränge ich sofort, da es mir reicht an sie zu denken. Ich will sie nicht vergessen! Aber hier zu sein, Frei zu sein, das war so lange ein Traum von mir! Denn lass ich mir jetzt nicht verderben.
„Nichts im Vergleich zu euch!"
„Ach was, habt ihr euch mal angschaut? Ihr strahlt so etwas aus, also wenn die Männer da nicht umfallen dann weiß ich auch nicht!" Awen scheint sich ihrer Sache so sicher und ich kann nicht anderst und muss sofort an ihn denken. Denn unbekannten! Überhaupt sind Männer nichts für mich als auch, etwas ernstes! Doch auf einmal ist da so was... verlangendes... angezogenes? Es ist komisch! Schnell setze ich ein gestelltes Lächeln auf.
„Also das echte solltet ihr gleich wieder benutzen! Vielleicht hilft es mir zu erzählen was in euch vorgeht"
„Vielleicht habt ihr da recht! Aber zuerst mal, ich bin Kahless für dich" Jetzt lächel ich sie ehrlich an.
„Dann bin ich für dich Arwen, Kahless!" Da fangen wir sogar an zu Lachen und ich weiß ab dieser Sekunde, dass sich hieraus eine gute Freundschaft bilden wird! Während sie mir die Haare kunstvoll hochsteckt, erzähle ich ihr genau wie ich angekommen bin und was dann auf dem Trainingsplatz passiert ist!
„Hm... ich werde mich auf jeden Fall umhören, ob jemand einen guten Bogenschützen kennt!"
„Oh danke, aber soll echt keine große Aufmerksamkeit bekommen, vielleicht gibt mir das Schicksal ja mal eine Chance!" Darauf kichert Arwen. Lange hat es nicht gedauert bis Arwen schließlich sagt:
„Fertig! Aber irgendetwas fehlt noch." Mit einem schräg gelegenen Kopf betrachtet sie mich durch den Spiegel. Mein Blick wandert von ihr zu mir. Im ersten Moment erkenne ich mich gar nicht wieder. Ich sehe wie ein neuer Mensch aus, Arwen hat so gute Arbeit geleistet. Für mich würde nichts mehr, doch sie lässt noch nicht locker.
„Vielleicht das?" Ungern greife ich neben mich in die Tasche und fische mein Diadem heraus.
„Das ist es! Stimmt, du bist ja die Versteckte Prinzessin!"
„Bitte nenn mich nicht so. Dieser Name macht mich zu etwas, das ich nicht bin. Eine Prinzessin!"
„Also ich denke schon das du etwas besonderes bist!" Mit den Worten setzt sie mir mein Diadem auf und es funkelt wie immer! Es ist schon schön, aber wen ich vermeiden kann es anzuziehen, dann tue ich das.
„Und jetzt gehen wir mal zu den Gästen!"
„Gäste? Sind nicht nur wir da?"
„Nein, alle Gäste des Ringrates sind soweit da. Sie sind schon die letzten Tage über angereist, wobei...!"
„Wobei, was?" Arwen scheint sich unsicher.
„Oh, schon so spät, ich glaub wir sollten los! Komm!" Sie dreht sich schon um und geht zur Tür raus. So schnell konnte ich gar nicht schauen. Doch ich lasse es einfach dabei beruhen. Es wäre nicht höflich weiter nachzufragen! Wenn sie es nicht sagen will oder kann, ist das in Ordnung! Gemeinsam machen wir uns auf den Weg. Vielleicht finde ich ja gleich den Mann wieder. Aber so viel Glück kann ich gar nicht haben! Hauptsache ich blamiere mich nicht auf irgendeine Weise...

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Ich hoffe euch gefällt das 3. Kapitel 💎

Was denkt ihr, wer ist der Unbekannte? 😏

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Hab euch Lieb Sarah ❤

Das Juwel (LegolasFF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt