Kapitel 2

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Mikail fing an ihm Auto zu weinen, als sein Kopf auf den Sitz aufprallte. Es war kein Schmerz, nur hatte er sich erschrocken. Und wenn er sich erschreckt, fängt er an zu weinen.

„Aqel be, Kore Mîn.", versuchte ich meinen Sohn zu beruhigen. [Beruhige dich, mein Sohn]

Bei meinem Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, fing er nur noch stärker an zu weinen. Mit gequältem und verzweifeltem Gesichtsausdruck greife ich nach meinem Handy und tippte die Nummer meiner Mutter ein.

Es ist immer noch das Handy, dass mir Diliyan damals gekauft hat. Manchmal, wenn ich an einem Tiefpunkt angelangt bin, schaue ich mir die alten Chats von damals an.

Doch dies verschlimmert immer meine Situation. Wie naiv und dumm war es von mir zu denken, dass so einer wie Diliyan für immer an meiner Seite bleiben würde?

Nach dem vierten Piepen nahm sie endlich ab. „Mama? Mikail weint durchgehend, ich verzweifle und weiß nicht was ich tun soll.", sprach ich ihr in dem Wort rein. Nicht mal Hallo, sagen konnte sie, weil ich sie so schnell zugesprochen habe.

„Was ist denn passiert, Nora?", ich schilderte ihr die Situation. „Du reichst ihn jetzt mal mir.", sagte sie.

Bevor ich Mikail mein Handy in die Hand drückte, tippte ich auf Lautsprecher, damit ich mit anhören kann, was sie jetzt sagen wird.

„Bale, Dade?", sagte mein Baby verheult. Bei seinem Tonfall schnürrt sich mein Hals zu. Ich kann seine Stimme mir nicht anhören, wenn sie verheult ist. [Mama; wird aber meist zu der Mutter seiner eigener gesagt]

„Miko! Tu de beya Zalam u heshta dkaya kiri! Chenabit, Kore mîn, chenabit!", textete meine Mutter ihn zu. [Du bist bald ein Mann und weinst immer noch. Dass geht nicht, mein Sohn, dass geht nicht!]

Als meine Mom anfing ihn Miko zu nennen, hörte ich ihn leise aufkichern. Mit verzogenen Augenbrauen blicke ich in den Rückspiegel.

Die beide da hinten haben den Anruf beendet. Als meine Mutter zurück ruft, lehnt er ab und zeigt seine Tat Malik. Beide lachten heimlich zusammen, ich muss automatisch mitgrinsen.

Jedes Mal, wenn meine Mutter anruft lehnt er ab. Das macht er schon immer, egal wer anruft. Schon oft ist es vorgekommen, dass die anderen mich angerufen haben und Mikail immer weggedrückt hat, als ich mal nicht auf mein Handy geachtet habe.

„Mikail, wal Dade naka.", meinte ich zu ihm. [mach das nicht mit Mutter] „Telafone dava." [gib das Handy zurück]

Erneut rief ich meine Mutter an. Sie nahm direkt ab. „Was sollte das gerade eben?!", wollte sie aufgebracht wissen.

„Ich schwöre, dass war ich nicht. Es war Mikail.", lachte ich in den Hörer. „Das macht er bei jedem."

„Hat er sich wieder beruhigt?", fragte sie sorglich.

„Ja natürlich. Tut er doch immer, wenn du mit ihm redest.", sagte ich selbstverständlich. Es war still auf der anderen Leitung. Sie lächelt bestimmt gerade vor sich hin.

„Bash, Nono.", fing sie an. Mein Arm durchzog eine Gänsehaut. „Ich leg dann mal auf. Und rede mit Mikail und Malik deutsch!", verlangte sie von mir." [Okey]

„Wer hat ihnen kurdisch beigebracht?", neckte ich sie. Es ist normal bei uns in der Familie, jemanden zu nerven mit einem Thema.

Ohne noch etwas drauf sagen, legte sie auf. Sie weiß, dass ich es liebe Telefonate lang zu ziehen.

Lächelnd schmeiße ich mein Handy auf den Beifahrersitz. Doch mein Lächeln vergeht mir sofort, wenn ich daran zurück denke, was gerade eben vorgefallen ist.

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