3.2

259 9 3
                                    

Als ich ihn gefragt hatte, ob Caitlyn es wusste, hatte er bloß resigniert den Kopf geschüttelt. „Sie sollte es von ihm selbst erfahren." Dann hatte ich meinen Kopf wieder auf seine Schulter gelegt und er hatte mich in den Arm genommen, ohne ein weiteres Wort. In diesem Moment fühlte ich mich wie von der gesamten Welt verraten und es tat gut, seine Nähe zu spüren. Zu wissen, dass er da war. Doch egal wie sehr ich mich in seinen Armen verlieren wollte, brauchte ich in solchen Situationen einfach Zeit für mich selber und er wusste das besser als jeder andere. Also ging er nach einer Weile und ließ mich alleine, um nach den anderen zu sehen.

Stattdessen kam dann irgendwann Brenda zu mir und es störte mich weniger, als ich zuerst gedacht hatte. Am Anfang war sie mir eher unsympathisch gewesen, unter Anderem vielleicht weil sie Minho ein Messer unters Kinn gedrückt hatte. Doch mittlerweile hatte sie sich bei mir bewiesen. Obwohl sie eigentlich zu ANGST gehörte.

Sie setzte sich im Schneidersitz gegenüber von mir auf den Boden und sah mich einen Moment lang stumm an, als würde sie abschätzen, was sie als nächstes tun sollte. Wie bei einem Beutetier. „Weißt du", sagte sie dann schließlich und die Härte in ihrem Gesichtsausdruck wich ein wenig. „Du bist gar nicht so ein Weichei, wie ich zuerst dachte." Das kam unerwartet. „Danke?", entgegnete ich und ließ es absichtlich wie eine Frage klingen. „Naja, du kamst mir halt vor wie so 'ne blöde Tuse, die nichts weiter kann als den Jungs schöne Augen zu machen, damit sie sich hinter ihnen verstecken kann." „Wirklich?", fragte ich und musste mir ein Lachen verkneifen. Sie nickte und grinste breit. Doch dann wurde ihr Ausdruck wieder ernst. „Außerdem... weiß ich nicht was du durchgemacht hast. Ich will dich nicht verurteilen." Ihre Ehrlichkeit kam unerwartet, doch ich freute mich darüber. Es war eine nette Abwechslung. Vielleicht könnten wir beide doch noch so etwas wie Freundinnen werden.

Der Weg nach Denver war nicht allzu weit, doch in einem fast gänzlich leeren Berk konnten sich ein paar Stunden in die Ewigkeit ziehen. Brenda hatte sich mittlerweile zu Jorge in die Steuerungseinheit zurückgezogen und wir anderen saßen in einem relativ großen Aufenthaltsraum, der bis auf zwei Sofas und einen Tisch leer war. Minho hielt meine Hand, während ich stumm neben ihm saß und Newt beobachtete. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Zweisitzer schräg gegenüber von uns und hielt Caitlyn im Arm, die ebenfalls die Augen geschlossen hatte.

Auch wenn ich ebenfalls sehr erschöpftwar, tat ich kein Auge zu. Ich konnte einfach nicht aufhören über Newt nachzudenken. Er wirkte die ganze Zeit über schon angespannt, als versuchte er mit aller Mühe ruhig zu bleiben. Hatte er sich etwa in der Brandwüste angesteckt und war vielleicht jetzt schon dabei, sich in einen Crank zu verwandeln? Der Gedanke jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Irgendwann landeten wir dann schließlich am Flughafen von Denver. Ich sah aus dem Fenster und betrachtete die riesigen Steinmauern, die uns von der Stadt abschirmten. Sie erinnerten mich sehr an die Mauern im Labyrinth, die in gewisser Weise auch zur Sicherheit gedient hatten. Nur dieses Mal waren wir die Eindringlinge.

Als wir dann gerade den Raum verlassen und zu Jorge und Brenda gehen wollten, hielt Newt uns auf einmal zurück. „Wartet..." Augenblicklich drehten wir uns um. Ich sah ihn lange an und wusste schon was er sagen wollte, bevor er überhaupt den Mund aufmachte. „Sie werden mich nicht rein lassen." „Was, wieso nicht?", stammelte Thomas. „Ich mein, wieso sollten sie-dir geht's doch-" „Du weißt wieso, Tommy", unterbrach Newt ihn. „Mir wird's nicht mehr lange gut gehen. Ich merk's doch jetzt schon... Am besten bleib ich einfach hier." Minho wollte gerade widersprechen, doch ich unterbrach ihn, indem ich Newt einfach wortlos umarmte. Daraufhin verstummte alles und jegliches Geräusch schien aus dem Raum gewichen zu sein. „Pass auf dich auf", flüsterte ich leise und versuchte mit aller Kraft die Tränen zurückzuhalten.

Er war mein bester Freund, derjenige, der immer bedingungslos für mich da war. Derjenige, der sich mein Gejammer und Getobe zu jeder Tageszeit angehört hatte, weil ich manchmal das Gefühl hatte, völlig alleine auf der Welt zu sein. Derjenige, der mich wieder in die Realität zurückgeholt hatte, wenn ich den Boden unter den Füßen verlor. Derjenige, der immer an mich geglaubt hatte. Und es brach mir das Herz, ihn einfach so hier zurückzulassen.

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt