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Als ich wieder zu Bewusstsein kam, war ich von nichts weiter als blendend grellem Neonlicht umgeben. Erst nach ein paar Minuten konnte ich einen bis zur Decke weiß gefliesten Raum ausmachen. Ich richtete mich langsam auf und sah mich um. Der Raum war vollkommen leer, bis auf eine Toilette und eine Matratze in der Ecke. Sonderlich groß war er auch nicht und schon nach ein paar Minuten fühlte ich mich eingeengt. Das Fehlen einer Tür machte das beklemmende Gefühl nicht besser.

Als mir endlich nicht mehr schwindelig war, drückte ich mich vom Boden ab und stand vorsichtig auf. Alles begann erneut sich zu drehen, doch so schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden. Ich tastete mich hektisch an der Wand entlang, obwohl ich schon längst wusste, dass ich hier festsaß. Diese verdammten Bastarde! Ich hätte wissen müssen, dass sie uns wiedermal nichts als Lügen aufgetischt hatten. Von wegen, die Experimente wären nun endgültig vorbei. Ich wurde langsam aber sicher wütend und geriet schließlich außer mich.

„Hey!", schrie ich. Sie mussten ja schließlich irgendwo Kameras versteckt haben, oder? „Ich weiß, dass ihr mich hören könnt!" Ich fing an, meine geballten Fäuste auf die geflieste Wand donnern zu lassen. „Lasst mich hier raus!", brüllte ich. „Lasst mich sofort hier raus, oder ich reiße euch alle in Stücke!" Doch schnell verlor ich jeglichen Mut, der sich kurzfristig in mir aufgestaut hatte, und ich sank niedergeschlagen mit dem Rücken an der Wand zu Boden. Ich betrachtete meine roten, leicht angeschwollenen Knöchel, die ich mir völlig umsonst wund geschlagen hatte. Keine Ahnung, wieso ich dachte sie würden mir auf meinen Wutausbruch hin einfach die Tür öffnen und ich könnte so mir nichts dir nichts raus spazieren.

Meine Wut wurde dann allmählich zu Angst. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und versuchte vergeblich ruhig zu atmen. Panisch sah ich mich nochmal in dem immer kleiner werdenden Raum um, bevor mir klar wurde, dass es absolut keinen Weg nach draußen gab und mein Kopf wieder zwischen meine Schultern sank. Auf einmal fühlte ich mich unheimlich klein und schwach, wie ich es noch nie zuvor getan hatte.

Schnell verlor ich jegliches Zeitgefühl, da sich der Raum nachts nicht verdunkelte. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Tage, Wochen oder gar Monate schon vergangen waren. Und nach einer Weile war es mir vollkommen gleichgültig. Ich existierte einfach so vor mich hin und verlor mit der Zeit nicht nur die Hoffnung, hier jemals wieder raus zukommen, sondern auch meinen Lebenswillen. Jeglicher Kampfgeist war aus mir gewichen und jedes Mal, wenn ich an die anderen denken musste, schienen sie so unglaublich weit von mir entfernt zu sein. Vor allem Minho. Ich vermisste ihn so sehr, dass ich glaubte tief in mir einen unerreichbaren Schmerz zu spüren. Ohne ihn an meiner Seite, hatte ich das Gefühl den Verstand zu verlieren.

Wenn Thomas jetzt hier wäre, würde er vermutlich schon an einem Ausbruchsplan arbeiten. Und wenn er mit seinen Fingernägeln ein Loch in die Wand graben müsste, er würde es vermutlich tun. Newt würde wahrscheinlich stirnrunzelnd in der Ecke sitzen und oberschlaue Kommentare von sich geben, während er nachdachte. Bei Caitlyn war ich mir nicht so sicher. Seit der Brandwüste konnte ich sie nicht mehr richtig einschätzen. Jedoch hatte ich auch nicht die Kraft, mir den Kopf darüber zu zerbrechen.

Stattdessen setzte sich nämlich etwas anderes in meinem Kopf fest. Träume, wo ich panisch durch schmale Korridore und leere Schlafräume lief. Ironischer weise war es jedes Mal wie eine Art Labyrinth, in dem ich völlig alleine festsaß. Doch manchmal war auch jemand bei mir, wie Thomas, Newt oder Minho. Manchmal hockten wir auch zu viert in irgendeiner winzigen Abstellkammer, in der wir uns nachts heimlich trafen. Ich gab es ungerne zu, doch es waren Erinnerungen. Erinnerungen von der Zeit vor dem Labyrinth. Und das unheimliche war, dass sie immer realer wurden.

Einmal war ich zusammen mit Minho in einem großen Lagerraum. Er legte seine Hände auf meine Taille und küsste mich. Meine Hand fuhr durch sein Haar und die ganze Zeit über sagte keiner von uns ein Wort. Doch das war auch nicht nötig, denn seine Lippen sprachen eine ganz andere Sprache. Es war ein unglaubliches Gefühl, weswegen es umso mehr wehtat, als ich aufwachte und er nicht neben mir lag.

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt