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Es war totenstill, bis eine vertraute Stimme aus der Dunkelheit zu mir sprach. „Was zur Hölle war das?" Newt. Er musste ein paar Meter von mir entfernt sein. „Hier ist irgendwo ne Bombe hochgegangen", entgegnete ich und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Dann durchbrach auf einmal ein Licht die absolute Schwärze. Jorge hatte eine Taschenlampe angemacht, in dessen Schein ich Staubkörnchen durch die Luft tanzen sehen konnte.

„Jemand verletzt?", fragte er. Niemand sagte etwas. „Okay, dann alle Mal nach draußen. Wir müssen sofort weiter, bevor die Irren uns noch komplett hier unten einschließen." „Ich glaube Thomas und Brenda wurden von uns abgeschnitten", bemerkte ich und folgte dem Licht, bis ich vor Jorge stand. Der starrte nachdenklich in die Dunkelheit. „Mist", murmelte er. „Naja, die finden sich schon zu Recht, immerhin weiß Brenda, wohin sie gehen muss."

Entsetzt schaute ich ihn an. „Ist das dein Ernst? Wir können sie doch nicht einfach so zurück lassen!" „Keine Sorge, hermana. Ich kenne Brenda, sie packt das. Sie wird den Burschen schon nicht abnippeln lassen." Ich wollte gerade etwas erwidern, da kam Newt zu uns herüber. „Claire, du kennst Thomas. Der Strunk schafft das." Ich nickte, konnte die Sorgen aber trotzdem nicht abschütteln.

Wir bahnten uns unseren Weg zurück nach draußen, wo mich das grelle Sonnenlicht einen Moment lang blendete. „Am besten ziehen wir an der Oberfläche weiter. Da unten hocken die, die ganz hinüber sind. Und wenn die Sprengstoff haben, sollten wir denen besser nicht über den Weg laufen", sagte Jorge und sah sich um. „Wir sollten uns möglichst nur im Schatten voran bewegen, man weiß nie. Also immer schön nah an den Häusern dranbleiben." Dann stiefelte er auch schon los.

Pausenlos trieb er uns weiter und hielt nur ab und zu an, um Cranks auszuweichen. Zum Glück waren es nicht viele, doch die denen wir über den Weg liefen, machten einen beängstigend wahnsinnigen Eindruck und laut Jorge waren die noch harmlos. Ich mochte mir nicht vorstellen wie die Cranks aussahen, die völlig hinüber waren.

Nach stundenlangem rumschleichen durch Häuserblocks hatten wir bereits mehr als die Hälfte der Stadt durchquert. Kurz vor Sonnenuntergang führte Jorge uns in ein leer stehendes Haus, in dem wir die Nacht verbringen würden. Er meinte, es wäre sicherer, jetzt zu schlafen und in den frühen Morgenstunden weiter zu gehen.

Auch wenn ich Jorge mittlerweile mehr vertraute, konnte ich nicht aufhören an Thomas zu denken. Was, wenn er und Brenda unterwegs von Cranks überrascht wurden? Was, wenn sie sie verschleppt hatten und folterten? Was, wenn er schon...

„Na, Grünschnabel." Perplex starrte ich Newt an. Er hatte mich völlig aus meinen Gedanken gerissen. „Denkst du schon wieder zu viel nach?", fragte er und setzte sich vor mich auf die ungewöhnlich breite Fensterbank. Ich nickte und starrte weiterhin aus dem halb zerstörtem Fenster. Von hier aus hatte man einen guten Ausblick auf die Gasse unter uns und die anliegenden Häuser.

„Ich habe Angst." Es war das erste Mal, dass ich es offen vor jemandem aussprach. „Natürlich hast du Angst", sagte er. Mein Blick wanderte zu ihm. „Wie meinst du das?" „Es wäre irgendwie seltsam, wenn du keine Angst hättest, oder? Bist ja schließlich auch nur 'n Mensch. Außerdem hat das jeder hier. Okay, vielleicht scheißen sich die einen ein bisschen mehr in die Hose als die anderen. Aber sogar Minho hat Angst." „Wovor hat Minho denn bitte Angst? Bis jetzt kam es mir nämlich so vor, als wäre eher das Gegenteil der Fall." Er sah mich lange an. „Was glaubst du? Wovor hat Minho wohl Angst?" Er spielte auf mich an, das war offensichtlich. Aber hatte er Recht? Würde ich das überhaupt jemals herausfinden? Um ehrlich zu sein hatte ich keinen blassen Schimmer.

„Tu nicht so, du weißt ganz genau, dass ich Recht habe." In solchen Momenten konnte ich nicht anders als anzunehmen, Newt könnte meine Gedanken lesen. „Hör zu, ich muss mich jetzt schon seit mehr als zwei Jahren mit dem Deppen rumschlagen. Er ist mein bester Freund und ich behaupte Mal, dass ich ihn ziemlich gut kenne. Also kannst du mir ruhig glauben, wenn ich dir sage, dass er alles für dich tun würde. Weil er dich liebt."

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt