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„Jetzt fahr mal ne Stufe runter, das wird schon wieder." „Nein!", entgegnete ich wütend und sank auf meinem Stuhl in mich zusammen. „Hör mal, du weißt doch wie Minho zu dem Thema steht. Gib dem nur was Zeit um zu merken, was er da für nen Unsinn labert." Ich wusste, dass Newt nur versuchte mich aufzuheitern, doch ich war einfach zu wütend, zu verletzt. Als ich heute Morgen in die Küche kam hatte er es sofort bemerkt und mich darauf angesprochen.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass er so reagiert hat. Er war doch immer für mich da", murmelte ich traurig. „Ich weiß. Ich kann verstehen, dass du wütend und verletzt bist. Er ist denke ich einfach nur verwirrt wegen allem. Wir sind jetzt schon so lange hier und bis jetzt ist nie so etwas vorgekommen. Ich denke er weiß einfach nicht, wie er damit umgehen soll", sagte Newt. „Vielleicht", erwiderte ich bloß und starrte auf den Tisch.

Ich wollte ihn im Moment einfach nicht sehen und dieses Gefühl hielt an. Wir gingen uns von da an aus dem Weg und es fühlte sich auch nicht so an, als würde sich das bald ändern. Es tat weh, da er mir viel bedeutete und ich ihn nicht einfach so verlieren wollte. Doch ich konnte nichts dagegen tun.

Ansonsten ging es mir auch weiterhin nicht sonderlich gut, aber ich machte einfach weiter. Tag für Tag stand ich auf, ging ins Labyrinth, aß etwas und ging dann ins Bett. Es war immer dasselbe, jedoch war es nicht die gute Art von Routine. Die einzige Ablenkung bot mir Chuck. Der Kleine heiterte mich ab und zu mit seinen schlechten Witzen auf. Doch nach wie vor war Newt der einzige, mit dem ich über die Dinge sprach, die mich bedrückten. Er hatte immer ein offenes Ohr für mich, anders als Minho.

Bald kam dann die nächste Erinnerung. Um genau zu sein war es einen Tag bevor der neue Frischling ankam. Es geschah wieder nachts, doch es war kein Albtraum. Im Gegenteil, es war eine schöne Erinnerung, die mich aber auch ein wenig traurig machte.

Ich lag auf meinem Bett, starrte an die Decke und wartete. Bis es auf einmal an der Tür klopfte und ich augenblicklich aufsprang. Wie zu erwarten war es Thomas. „Hey", begrüßte ich ihn und umarmte ihn kurz. „Hey." Ich schloss die Tür und wir setzten uns auf's Bett. „Wie geht's dir?", fragte er und lächelte mich an. Obwohl wir uns nur vier Tage nicht gesehen hatten, hatte ich ihn vermisst. Er war mittlerweile sowas wie mein bester Freund. Und er war mein einziger Freund, denn alle anderen waren schon im Labyrinth.

„Hab dich vermisst", sagte ich. „Ich dich auch." Er nahm meine Hand und drückte sie, was sich angenehm anfühlte. Es musste schwer für ihn sein, mich ganze drei Monate früher ins Labyrinth schicken zu müssen. Mir würde es nichts ausmachen, da meine Erinnerungen ja vorher gelöscht wurden, doch ich hatte das Gefühl er würde mir trotzdem fehlen.

„Hast du Angst?", fragte er dann, nachdem er mich ein paar Sekunden lang einfach nur angesehen hatte. „Nein, nicht wirklich. Es macht mich nur traurig, weil ich Minho und die anderen endlich wiedersehen, sie aber nicht erkennen werde", erwiderte ich. Er drückte meine Hand erneut und strich mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken. „Bald werden wir alle wieder zusammen sein und die Gedächtnisblockade wird aufgehoben. Ich komme zu dir, versprochen", sagte er und lächelte mich aufmunternd an. Ich erwiderte das Lächeln und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er drückte mich an sich und so verharrten wir eine Weile.

Ich fand Newt in der Nähe des Gartens angelehnt gegen einen Baum sitzen, offensichtlich hatte er gerade gegessen. „Hey Newt", begrüßte ich ihn, als ich mich neben ihn setzte. „Morgen Grünschnabel." Ich seufzte und plapperte dann einfach drauf los: „Es ist schon wieder passiert. Letzte Nacht hatte ich noch eine Erinnerung von der Zeit vor dem Labyrinth. Diesmal war ich aber in meinem Zimmer, mit einem Jungen. Einem braunhaarigen Jungen namens Thomas. Er war mein Freund, mein bester Freund und wir haben über Minho und euch anderen gesprochen. Newt ich glaube... ich glaube, dass wir uns alle kannten. Ich glaube, dass wir schon vor dem Labyrinth Freunde waren." Er schaute mich ein wenig verdutzt an. „Warte mal, du meinst also, wir kennen uns, haben's aber vergessen?", sagte er schließlich. „Ich denke schon", entgegnete ich. „Außerdem haben wir darüber gesprochen, wie wir uns bald wieder sehen würden. Was, wenn er auch hier auf die Lichtung kommt? Was, wenn er schon der nächste ist?", spekulierte ich weiter und war auf einmal ganz aufgeregt.

„Ich schätze, das werden wir morgen sehen", sagte Newt bloß. Er rieb sich den Nacken und schaute nachdenklich in die Ferne. „Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Das könnte eventuell sehr wichtig sein." Ich nickte. Die Hoffnung in mir wuchs wieder. Ich hoffte so sehr, dass Thomas der nächste war, denn ich wollte endlich wieder etwas Vertrautheit spüren können.

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