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Newt hatte sie ebenfalls gesehen, denn sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und er blieb abrupt stehen. Gruppe B hielt schließlich ungefähr zehn Meter von uns entfernt an und musterte jeden einzelnen der Lichter sorgfältig.

Caitlyn hatte einen völlig gleichgültigen Ausdruck, während ich das Gefühl hatte nicht atmen zu können. Was zur Hölle war in den paar Tagen bloß mit meiner Schwester passiert? Einen Moment lang herrschte Schweigen, Anspannung lag in der Luft. Aus irgendeinem Grund sagten mir die Mienen der Mädchen, dass sie nicht mit friedlichen Absichten hergekommen waren.

„Caitlyn?", fragte Newt lautlos. Doch es war so still, dass jeder es gehört hatte. Langsam ging er auf sie zu, aber Caitlyn streckte ihm ihr Messer entgegen. „Stehen bleiben", sagte sie kalt. Er tat was sie sagte und hob beschwichtigend die Hände. „Okay. Aber Caitlyn, was ist passiert? Wieso-" „Halt die Klappe!", fuhr sie ihn an. „Ich bin nicht wegen dir hier." Ich konnte sehen, dass Newt zitterte. „Und wieso bist du dann hier?"

Caitlyn sah mich an. Ihr Blick durchbohrte mich regelrecht und sie sah nicht gerade erfreut aus. „Claire, du kommst mit uns." Sie sagte das gerade so heraus, als wäre das hier keineswegs eine überaus bizarre Situation. Doch ihre Stimme hatte einen gewissen Unterton, der mir einen Schauer über den Rücken jagte.

„Warum? Wieso können wir uns nicht zusammentun, wir müssen doch eh alle nach Norden, oder nicht?", fragte ich skeptisch. Caitlyn lachte bitter. „Wir? Mit denen zusammentun? Mit den Jungs?" Der letzte Satz klang regelrecht verachtend. „Oh man, du bist eine echte Komikerin. Du solltest dich eigentlich freuen, dass wir dich vor denen retten."

„Nein danke, kein Bedarf", entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Es tat weh, so mit ihr zu reden, aber was sollte ich schon tun? Das hier war nicht meine Schwester. „Okay, Schluss mit lustig. Du kommst jetzt mit uns, ob dir das nun passt oder nicht." „Das könnt ihr ja ruhig versuchen", warf Minho ein und stellte sich vor mich. Er wollte mich nur beschützen, doch ich hatte das Gefühl, dass das für ihn nicht gut enden würde.

Zwei Mädchen lösten sich aus der Gruppe. Die Spitzen ihrer Speere zeigten direkt auf Minho und sie kamen bedrohlich langsam auf ihn zu. „Aus dem Weg", zischte die linke. Sie hatte langes schwarzes Haar und ihre dunklen Augen funkelten wütend. Als Minho sich nicht rührte, rief Caitlyn: „Wenn du nicht freiwillig mit uns kommst, werden wir all deine kleinen Freunde umbringen!" Sie grinste selbstgefällig, was mich schwer schlucken ließ. Keinen Moment zweifelte ich daran, dass diese Mädchen zu allem fähig waren.

Minho wollte gerade etwas erwidern, doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Ich komme mit euch." Entsetzt starrte er mich an. „Bist du wahnsinnig? Auf keinen Fall!" Ich sah ihn bloß eindringlich an und ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Die zwei Mädchen schubsten mich weiter, bis ich schließlich direkt vor Caitlyn stand.

Ein anderes Mädchen reichte ihr einen Strick, mit dem sie meine Hände fesselte. Ihr Blick war kalt. „Wenn du ihn auch nur anrührst...", sagte ich leise, doch sie unterbrach mich. „Keine Sorge, ich werd deinem kleinen Loverboy schon keins seiner perfekten Haare krümmen." Dann klopfte sie mir auf die Schulter. „Alles klar, los geht's! Passt aber auf, die ist skrupellos." Ich warf Minho noch einen kurzen Blick zu, den er traurig erwiderte, bevor die Mädchen mich in ihre Mitte stießen.

Wir waren schon ungefähr drei Stunden unterwegs, als wir den Fuß der Berge erreichten. Erst auf halbem Weg hatte ich bemerkt, dass Aris bei uns war. Es überraschte mich nicht, immerhin hatte er ja mit den Mädchen zusammengelebt. Er kannte sie. Ich konnte ihm nicht übelnehmen, dass er etwas Vertrautheit spüren wollte.

Der Aufstieg dauerte nur eine knappe Stunde und so waren wir schnell im Lager der Mädchen angekommen. Sie hatten einen ordentlichen Vorrat an Lebensmitteln und Waffen angelegt und waren somit deutlich besser ausgestattet als die Jungs. Auch waren sie deutlich in der Überzahl. Entweder, sie konnten das Gewitter irgendwie umgehen indem sie schlichtweg früher in der Stadt waren, oder sie waren die Sache einfach von vorne rein schlauer angegangen.

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt