Achtunddreißigstes Kapitel

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Piep. Piep. Piep. Nur ganz langsam kämpfte ich mich ins Bewusstsein zurück. Es war wie aufwachen. Nur irgendwie anders. Die Geräusche nahmen zu. Das penetrante Piepen irgendeines Gerätes. Oder war es ein Vogel? Gemurmel von allen Seiten, welches ich nicht zuordnen konnte. Und erst der Geruch ... Wieso roch es so komisch? Meine Lider bewegten sich, ich hatte Mühe, die Augen zu öffnen, doch dann konnte ich endlich blinzeln. Grelles Licht strömte schmerzhaft in meine Augen, die ich kurzzeitig wieder schloss und als ich sie ganz öffnete, konnte ich erst nichts erkennen. Es war so hell. So furchtbar hell. Plötzlich fühlte ich mich orientierungsloser denn je. Eine weiße Decke war über mir, weiße Wände und ich lag auf etwas weichem. Irgendetwas hier war falsch, aber ich kam nicht drauf. Wo war all das Grün? Wo waren die Geräusche, der Geruch? Wo war ich? Panisch versuchte ich mich aufzurichten, doch ich fühlte mich zu schwach, lediglich mein Kopf hob sich ein Stückchen.

„Liebling?" Jemand sprach mit mir. In meinen Kopf hämmerte es, als ich ihn zu der Geräuschquelle drehte und ich traute meinen Augen kaum.
„Mom?", fragte ich verwirrt. War das alles nur ein Traum gewesen? Nein, nein es war echt. Alles war echt gewesen. Das Praktikum, der Dschungel, Samuel. Samuel. Was war passiert? Meine Lippen waren spröde und aufgeplatzt und mein Hals fühlte sich trocken an. Ich schluckte, um ihn zu befeuchten, aber es tat weh. „Ira, komm schnell her", sagte Mom. Sie wirkte aufgekratzt, als sie hektisch mit ihrer Hand wedelte, dann drehte sich wieder zu mir um. Ich spürte ihre warme Hand auf meiner, die mich sanft drückte. Dann war Dad neben ihr. „Wo ... wo bin ich?", fragte ich mit rauer Stimme und verstand gar nichts mehr. Was war denn nun passiert? Ich versuchte mich an die Geschehnisse zu erinnern. Da war Samuel und die Elefanten, wir sind weitergelaufen und dann ... die Schlange! Die Schlange hatte mich gebissen. Ab dann wusste ich gar nichts mehr.

„Du bist im Krankenhaus", antwortete Mom ruhig. „Oh Gott, ich bin so froh, dass du wieder da bist."
„Wie fühlst du dich überhaupt?", fragte Dad und sah mich besorgt an.
„Durstig", antwortete ich murmelnd und brauchte einen Moment, um mich zu sortieren. Im Krankenhaus also. Hatte Samuel das Lager gefunden? Aber wie waren wir dorthin gekommen?
„Natürlich", murmelte Mom und fuchtelte irgendwo herum. Dann hielt sie mir ein Glas mit Wasser entgegen. Es war ungewohnt plötzlich wieder aus einem echten Glas trinken zu können und erst jetzt wurde mir richtig klar, dass ich nicht mehr im Dschungel war. Ich war endlich wieder in der Zivilisation. Aber wo genau eigentlich? War ich schon zu Hause oder waren wir noch in Afrika? Ich wollte es nicht, aber bei dem Gedanken, dass wir bereits zu Hause sein könnten und ich Samuel nicht mehr wiedersehen würde, zog sich mir das Herz zusammen. Aber dann dachte ich daran, dass man mich wohl kaum ausgeflogen haben wird, woraus ich schlussfolgerte, dass Mom und Dad hergekommen waren.

„Wie ist das alles passiert?", fragte ich und richtete mich jetzt ein Stück weit auf.
Dad klang noch immer besorgt, als er anfing, zu erzählen. „Man hat uns angerufen und gesagt, du wärst mit einem Forscher aus dem Team im Dschungel verschwunden und man würde euch nicht wiederfinden. Wir waren ganz krank vor Sorge."
Mir wurde ganz mulmig zumute. Dass ich im Dschungel gewesen war, war die eine Sache, aber was Mom und Dad durchgemacht hatten ... Das konnte ich mir kaum vorstellen. Meine Frage allerdings beantwortete das nicht. Doch die würde vermutlich auch einzig und allein Samuel beantworten können. Kurz überlegte ich, meinen Eltern die Wahrheit zu erzählen. Die Wahrheit über ihn, John und Lukas, verschob das allerdings auf später.

„Ich muss mit Samuel sprechen", sagte ich und wunderte mich selbst darüber, dass ich das gesagt hatte. „Ich muss ihn sprechen!"
Mom sah mich verwirrt an.
„Hat das nicht noch Zeit?" Doch ich schüttelte entschieden den Kopf. Plötzlich hörte ich, wie die Tür aufging und mein Herz machte einen Satz. Doch statt Samuel, kam Jared in mein Krankenzimmer, gefolgt von einer Schwester.
„Was machst du denn hier?", fragte ich verwundert, merkte aber, dass ich mich über seine Anwesenheit freute. Seine Jeans war zerschlissen und er hatte einen Bart, der weit über drei Tage gewachsen war. Er wirkte müde. Genau wie meine Eltern. Und ich.

Aufbruch ins UnbekannteTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang