Des Teufels Werk

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Anna war so vertieft in ihre Gedanken, dass sie nicht merkte, wie Maska der Teufel sich anschlich. Er konnte sie nicht ausstehen, aus dem ganz einfachen Grund, dass sie eine Deutsche war. Iya-sica um genau zu sein. Maska vertraute ihr nicht und gab ihr die Schuld am Tod von Akule. Auf leisen Sohlen näherte er sich von hinten an das Mädchen. In einem unachtsamen Moment legte er Anna den Führstrick um den Hals und würgte sie. „Hu ihpeya wicayapo! Sica!", zischte er ihr ins Ohr. Diese Worte waren nicht nötig, damit Anna sein Vorhaben verstand. Sie wand sich unter seinem Griff, der ihr die Luft abschnitt und schaffte es ihm in den Arm zu beißen. Der Griff lockerte sich leicht, sodass sie sich schnell unter dem Seil hindurch ducken konnte. „Canovist!", rief Anna verzweifelt um Hilfe. Wäre sie doch nur nicht so weit vom Lager entfernt. Allein hatte sie keine Chance gegen Maska. Er war schon wieder über ihr, diesmal mit einem Messer bewaffnet. Anna wehrte sich mit aller Kraft, aber diesmal fixierte er sie mit seinem ganzen Gewicht am Boden. Er sagte noch etwas, was Anna nicht verstand und kam ihrem Gesicht dabei ganz nahe, sodass seine Spucke sie im Gesicht traf. Dann stach er zu.

Kein Ton verlies Annas Lippen, als das Messer in ihre Bauchgegend eindrang. Der überwältigende Schmerz lähmte sie. Eine einzelne Träne rann aus ihrem Augenwinkel. Sie nahm ihre Umgebung kaum noch war, so sehr konzentrierten sich all ihre Sinne auf den Schmerz, der sie komplett auszufüllen schien. Die Dunkelheit wollte sie übermannen, doch sie kämpfte dagegen an. Sie konnte nicht sterben, sie hatte ihrem Vater doch ein Versprechen gegeben! Sie spürte, wie sie hochgehoben wurde, die Augen nur noch halb geöffnet. Sie musste wachbleiben. Bleibe wach, sagte sie sich selbst.

Canovist rief den Schamanen herbei. Er war der einzige, der dem Mädchen jetzt noch helfen konnte. Die Verletzung war tief und Anna drohte zu verbluten. Doch Canovist wusste, solange sich ihr Mund nicht mit Blut füllte, würden die Geister ihr Leben retten können. Er legte sie neben dem Feuer ab und folgte den Anweisungen des Schamanen, nur um dann hinaus geschickt zu werden. Ungeduldig lief er vor dem Zelt auf und ab. Er wollte es nicht zugeben, aber er hatte das Mädchen ins Herz geschlossen und gab sich die Schuld für das, was passiert war. Er hatte doch gewusst, dass Maska noch immer auf Rache aus war. Wieso hatte er nicht besser auf sie Acht gegeben. Er ballte seine Hände zu Fäusten und sein Gesicht wurde hart. Canovist war wütend auf Maska, der seine Anweisungen und die seines Vaters gebrochen hatte. Und er war wütend auf sich selbst, dass er unfähig war auf sein Eigentum Acht zu geben und in diesem Moment viel mehr Sorge empfand, als er sollte. Wieso scherte dieses Mädchen mit den blauen Augen nur so sehr?


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