Gefangen

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Eine Hand griff nach ihrem Arm und zog sie wieder an die Oberfläche. Anna hustete und schnappte nach Luft. Als sie sah, wer ihr Retter war, stolperte sie zurück und fiel wieder ins Wasser. Ein junger Krieger holte sie wieder herauf. "Nein, nein, bitte nicht, geht weg von mir, bitte", sagte Anna und wich angsterfüllt zurück. Sie wollte nicht sterben, sie würde kämpfen um jeden Preis. Der junge Krieger und ihr Verfolger wechselten Worte miteinander, in einer Sprache, die das Mädchen nicht verstehen konnte. Letzterer nickte auf die Worte des jüngeren und packte Anna bei den Handgelenken.  Sie wehrte sich heftig, schluchzte, schimpfte und wand sich im Griff des Indianers. Dieser zischte ihr erst Worte in einer ihr fremden Sprache zu und machte dann kurzen Prozess mit ihr, indem er dem Mädchen einen heftigen Schlag mit dem Stiel seiner Axt auf den Kopf verpasste, worauf Anna zusammen sackte und sich nicht mehr rührte.
Anna hörte Stimmen, eine fremde Sprache, ein Lied, Gelächter. Sie konnte die Augen nicht öffnen. Da erinnerte sie sich an das, was ihr wiederfahren war.  Nun spürte sie, dass ihre Hände auf ihrem Rücken gefesselt waren und ihr wurde mit Schrecken bewusst, dass sie eine Gefangene der Apachen sein muss. Endlich konnte sie ihre Augen öffnen und betrachtete durch einen kleinen Schlitz ihrer geöffneten Lider, wie die Krieger, die das Lager der Deutschen überfallen hatten, um ein Feuer herumsaßen und sich unterhielten. Schnell schloß Anna die Augen wieder. Sie fürchtete sich vor dem, was mit ihr geschehen würde, wenn die Indianer erkannten, dass sie wach war. Sie hatte die Geschichten gehört, von Kindern, die von Stammesfürsten entführt und als ihr Eigentum behandelt wurden.  Die Kinder wurden nie wieder gesehen und es hieß, sie seihen misshandelt worden, bevor sie dann einem elendigem Hungertod erlagen.
Auf einmal hörte sie Schritte auf sich zukommen und traute sich beinahe nicht zu atmen. Plötzlich bekam sie einen leichten Stoß in die Magengrube. Anna rührte sich nicht, öffnete nicht einmal die Augen und gab keinen Laut von sich. Der nächste Tritt war stärker, doch Anna wagte nicht sich zu bewegen. Ihr Peiniger gab nicht auf und trat heftiger zu, wieder und wieder, bis das Mädchen laut aufkeuchen musste, als ihr nach einem sehr starken Tritt die Luft wegblieb. Sie hörte, wie der, der bei ihr stand den anderen etwas zurief, worauf diese höhnisch lachten.  Nach einem weiteren Tritt öffnete Anna dann die Augen. Sie weinte. "Lasst mich gehen, ich habe euch nichts getan!" Anna wusste, dass die Indianer sie nicht verstehen würden. Als der Peiniger sich zu ihr herunterbeugte, konnte sie deutlich ein Feuermal in seinem Gesicht erkennen. Der, der sie trat, war auch der, der sie zu ertränken versuchte. Trotz dieser Situation erinnerte Anna sich an einen Mann aus ihrem Dorf, mit einem ähnlichen Mal, der als Hexer verbrannt worden war. Es hieß, er habe einen Pakt mit dem Teufel getroffen. Irgendwie beschloß Anna, der richtige Name für den Mann war, der vor ihr stand. Er streckte einen Finger aus, fing eine Träne von ihr auf und betrachtete sie. Darauf fing er wieder an zu lachen, drehte den Kopf nach hinten und rief seinen Freunden irgendetwas zu. Wieder Gelächter. Auf einmal packte er sie in die Armbeuge und riss sie ruckartig hoch. Erst betrachtete er ihr Gesicht und roch an ihren Haaren, während das Mädchen vor Angst zitterte. Plötzlich riss er ihr Kleid ein Stück herunter, sodass ihre Brust entblößt war. Erschrocken blickte Anna in die Gesichter der anderen Indianer, alles junge Männer, und erkannte den Krieger, der ihr schon im Fluss das Leben rettete."Bitte hilf mir", flehte sie ihn an, aber er rührte sich nicht. Der Teufel lies seine Hände über Annas Körper fahren und das Gelächter wurde lauter, als würden sie den Teufel anfeuern. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, oder zumindest zu bedecken, doch ihre Hände waren noch immer im Rücken zusammen gebunden. Da fing sie bitterlich an zu weinen, was das Gelächter nur noch verstärkte, bis ihr Retter vom Fluss die anderen anfuhr. Augenblicklich verstummten sie und es war nur noch Annas schluchzen zu hören. Auch der Teufel hielt inne und hörte zu, was der jüngste von ihnen zu sagen hatte. Anna war sich sicher, dass er im Stamm eine höhere Position haben musste, da sogar die älteren Krieger auf sein Wort zu hören schienen. Teufel zog das Kleid wieder über Annas Schultern und lies sie los, woraufhin diese wieder auf den Boden sackte. Sie rollte sich zusammen und gab keinen Laut mehr von sich, aus Angst wieder herumgerissen zu werden. Sie schloß wieder ihre Augen und hoffte einfach, dass das alles nur ein böser Traum war.

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