Kapitel 5.3

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Amelie



Obwohl Finn den Entschluss gefasst hat, es Elias gleich zu tun und wieder in das Labyrinth zurückzukehren, warten wir erstmal auf ihn.


Die meiste Zeit über sitze ich in einer Ecke und grüble über Search. Es gibt so viele Ungereimtheiten, so viele Probleme, für die wir keine Lösung haben, dass mir bei dem Gedanken daran schon fast schwindlig wird.


Als ich mich dazu entschieden habe an Search teilzunehmen, habe ich mir alles ganz anders vorgestellt. Ich dachte, ich wüsste Bescheid, hätte eine Ahnung davon, was mich erwartet. Nach der jahrelangen Vorbereitung im Trainingscenter, der Schule und eigentlich meiner ganzen Freizeit, war das auch nicht ganz unbegründet... anstatt des erwarteten Spielfeldes mit einem gemeinsamen Start, einem klaren Ziel und schwierigen Aufgaben dazwischen, sind wir stattdessen allein in einer unklaren Umgebung aufgewacht, ohne eine Ahnung von unserem Ziel, oder wie wir es erreichen können. Die Zeit läuft, die anderen Spieler stehen genauso unter Druck, wie wir. Alle versuchen wir die Ersten zu sein, die das Rätsel um unser Ziel zu lösen, wollen schneller und besser als die anderen sein – wobei ich mittlerweile glücklich wäre, wenn ich überhaupt irgendeinen Anhaltspunkt hätte.


Der schlimmste Unterschied jedoch ist, dass ich niemals gedacht hätte, ohne Ailene zu sein. In all meinen Vorstellungen und Träumen, den Ängsten und Problemen – sie war immer bei mir und ich konnte mich auf sie verlassen.


Doch jetzt irrt sie vermutlich allein durch die Gassen, Straßen oder Wüsten, einen Wald oder wo auch immer sie sie hin verfrachtet haben, und schwebt dabei in höchster Gefahr. Wenn sie keine Gruppe gefunden hat – was ich nach Elias' Erzählung für unwahrscheinlich halte – dann ist sie ein einfaches Ziel. Und sie kann nicht einmal um Hilfe schreien...


Ich ziehe die Knie an und umschlinge sie mit meinen Armen, um das aufkommende Zittern zu unterdrücken. Wenn ihr etwas passiert – dann ist es meine Schuld. Wenn sie es nicht schaffen sollte, dann habe ich sie dazu gebracht.


Ein Schauder läuft mir eiskalt den Rücken hinab und ich verdränge den Gedanken. Sie wird es schaffen. Ich werde sie suchen und dann können wir gemeinsam dieses dämliche Ziel finden. Wir werden es erreichen und zusammen unsere Seelen behalten. Doch dazu muss ich sie finden. Und wenn das bedeutet, dass ich wieder in dieses unheimliche Labyrinth muss, dann werde ich es tun. Für sie.


Als ich diesen Entschluss gefasst habe, geht es mir ein kleines bisschen besser. Wenn wir so vorgehen, wie Finn es vorgeschlagen hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie finden, um einiges größer. Wir müssen nur die anderen ebenfalls von diesem Vorschlag überzeugen.


Ich löse meine verkrampfen Finger, die immer noch meine Knie umklammert halten, und strecke sie schmerzhaft. Es knackt und als ich aufstehe, drehen sich im Raum 3 Köpfe zu mir.



„Alles in Ordnung?", fragt Finn und ich nicke, auch wenn nichts hier in Search in Ordnung ist.
„Ich kann nur nicht weiter hier rumsitzen", erkläre ich ihnen. Jetzt, wo ich meinen Entschluss gefasst habe, bin ich voller Tatendrang. Auch wenn die Vorstellung der Schwärze in den Tunneln mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt, könnte sie ebenfalls dort unten sein.

SEARCH - Das Spiel der SeelenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant