Prolog

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Amelie

Der Wald lebt.
Er flattert und atmet und zuckt und krabbelt. Alles bewegt sich und ist lebendig; selbst die Erde, auf der ich liege, ist bewohnt.
Doch meine Wange ruht auf Laub, toten herabgefallenen Blättern, die mich dazu zwingen, der Wahrheit ins Auge zu sehen: So sehr der Wald auch vor Leben strotzt, so vergänglich ist er zugleich. Und genau das ist es, was man uns beizubringen versucht. Survival of the fittest.

Mit einem Ruck setze ich mich auf und sehe mich um.

Bäume stehen wie Soldaten um mich herum, soweit das Auge reicht. Es ist nirgends auch nur die Spur von einem der anderen Spieler in Sicht, doch das muss nichts heißen.

Langsam beruhigt sich meine Atmung und als ich mich darauf konzentriere, wird auch mein Herzschlag etwas regelmäßiger.
Meine Umgebung ist ein Minenfeld, getarnt als bekannter, ungefährlicher Wald. Doch abgesehen von den übrigen Spielern, die alle schon den Ruf des Ziels und des Sieges wittern – und denen ich im Weg stehe – befinde ich mich auf einem Spielbrett, das mit Gefahren aller Art bedeckt ist. Jeder Schritt kann ins nichts führen. Ich habe keine Ahnung, was mich noch erwartet. Und doch weiß ich genau, was als nächstes zu tun ist:

Ich muss meine Schwester wiederfinden.



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