Kapitel 2.3

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Yahiko

Meine Schritte sind geradezu ohrenbetäubend.
Durch das Wasser zu waten war eine Scheißidee. Ich hätte einfach umdrehen und in die andere Richtung gehen sollen, sobald ich die Kante erreicht hatte. Aber nein, stattdessen musste ich natürlich den umständlichen Weg gehen, dabei verdammt viel Lärm machen und jetzt völlig durchnässt - sogar aus meinen Haaren tropft es auf den Boden - eine nasse Spur hinter mir herziehen.


Eigentlich hatte das Ganze nur einen einzigen Vorteil: falls sich noch jemand hier unten befinden sollte, würde er sich verraten, sobald er mir durch das Becken folgt. Mädchen würden sich vermutlich sowieso nicht trauen, wer weiß denn schon, was da im Wasser alles kriecht und krabbelt.


Nach einer Weile - das klatschen meiner Schritte ist mittlerweile immerhin etwas leiser geworden - komme ich an eine Abzweigung und bleibe vorsichtig stehen. Im selben Moment knackt es leise hinter mir, dann ist es still. Folgt mir jemand? Ich schüttle den Kopf, was in dieser Dunkelheit mehr als dämlich ist. Jetzt leide ich schon unter Verfolgungswahn.


Entschlossen fahre ich mit den Fingern vorsichtig die Wand entlang und mache einen Schritt in den abzweigenden Gang hinein. Das Geräusch meiner Schritte wird hier geradezu von den Wänden verschluckt und ich bleibe verwundert stehen. Unter meinen Fingern an der Wand spüre ich etwas Weiches, Pflanzliches. Vermutlich liegt es daran, dass die Geräusche hier drin gedämpft wirken.


Aus Angst, dass auch auf dem Boden bald die Pflanzen beginnen, taste ich mich weiter an der Wand entlang, um im Notfall nicht den Halt zu verlieren. Wie dieses Gestrüpp hier unten ganz ohne Licht überleben kann, ist mir sowieso nicht ganz klar...


Und noch während ich mir Gedanken mache, geht hinter mir mit einem Schlag das Licht an.
Es flackert kurz, dann brennen die Neonröhren in dem Gang, aus dem ich gerade gekommen bin. Völlig perplex blinzle ich gegen das plötzlich so grelle Licht an, dann gehe zurück zur Abzweigung, als ich auf einmal hektische Schritte höre. Sofort sehe ich um die Ecke und entdecke ein Mädchen, das mich ebenfalls sofort im Blick hat. Sie hat eindeutig gewusst, wo ich bin.

Aber wie ist das nur möglich?!


Mit einem Blick auf ihre Kleidung wird mir klar, dass sie mich schon die ganze Zeit über verfolgt haben muss, denn ihre Hose ist genauso nass wie meine. Nur war sie wohl schlauer als ich und hat ihre Schuhe ausgezogen...


Während ich sie betrachte und in den Gang hinaustrete, wechselt ihr Gesichtsausdruck von erschrocken, über verwirrt bis hin zu fest entschlossen. Ihr muss ebenso klar sein wie mir, dass sie in der Falle sitzt, denn hinter ihr befindet sich das Becken, in dem ich sie einholen würde, und der einzige andere Weg führt an mir vorbei.


Erst als sie bei ihrem entschlossenen Gesichtsausdruck angelangt ist, erkenne ich sie plötzlich wieder. Es ist Sarah, das Mädchen, das mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hat. Anders als damals, hat sie diesmal aber nicht die Oberhand.


Langsam komme ich ein paar Schritte auf sie zu und grinse lässig.


„Hallo Sarah. Verfolgst du mich etwa?"


Ihr Augenlied zuckt, doch ansonsten zeigt sie keinerlei Reaktion. Angriff oder Bündnis? Risiko oder Vertrauen?
Ihre Mine ist undurchschaubar, und dennoch kann ich mir denken, was hinter ihrem hübschen Gesicht vor sich geht. Währenddessen rede ich einfach weiter.

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