Eigene Schuld !!

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Alexis

Durch das Telefonat mit Katrin war ich unwahrscheinlich gut gelaunt und motiviert. Ein derartiges Stimmungshoch war typisch für mich in dieser Zeit. Ich hatte zwar letzte Nacht wieder einen schrecklichen Traum, konnte aber diesmal entkommen. Außerdem gehörten diese Visionen mittlerweile dazu. Man konnte fast sagen, das ich mich daran gewöhnt hatte.

Nachmittags, als ich gerade ein geregeltes Gespräch mit meinem Betreuer hinter mich gebracht hatte, traf ich Viola im Flur. 

>>Du bist wieder da!<<, sagte ich fröhlich zu meiner Zimmernachbarin und schloss sie wie selbstverständlich in meine Arme. Für einen Moment schien sie etwas überrumpelt, erwiderte jedoch die Umarmung. >>Hallo<<, flüsterte sie und lächelte mich an. Mit ihr war alles so vertraut und ich hatte keine Angst. >>Magst Du mit mir in das kleine Bistro gehen? Du darfst Dir aussuchen, was Du möchtest. Ich lad Dich auch ein<< sagte sie zu mir.

>>Im Moment habe ich leider keine Zeit, denn ich habe gleich einen Termin bei der Psychologin Frau Winter. Später aber gerne!<<, sagte ich, drückte  sie nochmal kurz, ehe ich mich auf den Weg zu Frau Winter ins Behandlungszimmer machte und diese mich eintreten ließ.

Sie Begrüßte mich Herzlich und stellte mir ein paar unverfängliche Fragen wie,

>>Wie geht es ihnen heute?<< oder,  >>Haben Sie sich schon gut eingelebt?<<.

Dann jedoch sprach sie ein Thema an, welches mich unwillkürlich zusammen fahren ließ.

>>In  der ersten Sitzung haben Sie auch ihren Exfreund erwähnt und die Beziehung mit ihrer jetzigen Partnerin. Er scheint ein wesentlicher Punkt ihres Leidens zu sein. Erzählen Sie mir von Ihm<<, sagte Frau Winter zu mir und schaute mich direkt an. Ich senkte den Blick und spürte, wie sich etwas in mir zusammen zog, als ich zum Sprechen ansetzte. 

>>Naja, anfangs hielt ich Franz für einen wundervollen Menschen. Er war unheimlich lieb und zuvor kommend zu mir und hat mich damals in jungen Jahren beschützt. Es war alles sehr harmonisch und ich war total glücklich mit ihm<<, erzählte ich ihr und atmete tief ein.

>> Doch dann planten wir unsere Hochzeit und ich lernte Katrin kennen. Da fing er allmählich an, sich zu verändern. Er wurde immer gereizter, begann aufzuzählen, was ich im Schulde und alles in seinen Augen falsch machte. Ich fühlte mich Verletzt und wie der letzte Dreck. Doch Katrin hatte Verständnis für mich und meine Probleme. Sie hat mir geholfen meinen Bruder zu finden und Franz dachte immer nur ans Geld und hatte keine Zeit. Ich habe alles versucht, um es ihm Recht zu machen. Doch für ihn war alles falsch<<, erzählte ich wie aus einen Fluss

>>Liebe Alexis, sie müssen sich ihn die Lage ihres Ex-Mann auch reinversetzen. Eifersucht hat immer mit einem Mangel an Selbstwert und Selbstliebe zu tun, mit dem der Partner einen durch sein Verhalten in Kontakt bringt. Franz hatte bestimmt große Zweifel an sich selbst als Mann und diese bewirkt eine große Verlustangst. Die Überzeugung, dass man nicht ausreicht und der neue Partner seiner Frau besser, schöner, intelligenter oder auch sexuell anziehender ist schwer vorstellbar. Franz seine Männlichkeit, sein Selbstwert und die eigenen Fähigkeiten als Liebhaber sind gescheitert und der andere Partner ist eine Frau. Für ihn war das bestimmt unnatürlich und abnormal. Die schnelle Hochzeit mit ihrer jetzigen Partnerin war dann bestimmt für ihn besonders schlimm und ein Höhepunkt der Katastrophe . Ich wünsche niemanden der so etwas fühlen muss.<<, erklärte Frau Winter mir ihre These.

Ich hatte aber das Gefühl bei ihren Erklärungen, das ich der Täter und Franz das Opfer ist. Warum sollte meine Liebe zu Katrin, abnormal sein. Franz hätte sich damals einfach anders Verhalten sollen, vielleicht hätten wir eine Chance gehabt.

Sollte ich mich jetzt schlecht fühlen. Als die Sitzung endlich beendet war und ich in mein Zimmer eilte, war ich aufgewühlter denn je. Leider war Viola nicht da und so konnte ich meinen Heulkrampf ungehemmt herauslassen. Ich fühlte mich doch schlecht. Flammender Hass glühte in mir.  Ich war sauer, aber nicht auf Franz oder Katrin, sondern auf mich selbst.

Ich nahm die Tabletten die Frau Dr. Winter mir gegeben hatte zur Beruhigung. Sie hatte Recht mit alledem was sie sagte. Ich war einfach nur das Problem und hatte Schuld. Ich hätte bei Franz bleiben sollen.



Katrin


Erschöpft von der Reise schleifte ich meinen Koffer hinter mir her. Ich freute mich auf Wien und mein jetziges Zuhause!

Die letzten Tage in Hamburg und Berlin waren schön gewesen, doch Zuhause war es am schönsten!

Der Ausflug hatte sich aber gelohnt. Ich hatte wichtige Geschäftskontakte geschlossen, einige Freunde getroffen und einen Detektiv beauftragt um die Ursachen für den Unfall von Andy, Anna und den Kindern herauszufinden. Gleich heute nach meiner Ankunft wollte ich Anna und Flo besuchen. Voller Erwartung, dass mich die Kleine gleich in die Arme schließen würde,  fuhr ich also mit dem Taxi zuerst zu den beiden, die mich dann auch herzlich Begrüßten. Anna hatte mir hoffentlich was gutes gekocht. Ich freute mich darauf denn kochen konnte sie sehr gut.

>>Man hab  ich Hunger!<<, sagte ich als ich die beiden sah. Flo stellte sich neben mich und erklärte dies ebenfalls ihrer Mutter.

Ein Duft von Essen stieg mir in die Nasse, als ich das Wohnzimmer betrat. Flo hing die ganz Zeit wie eine Klette an mir.

>>Lasst es euch schmecken<<, sagte Anna zufrieden und stellte eine große Pizza auf den Tisch. Sofort stieg mir der köstliche Duft von dieser Pizza in die Nase, worauf sich mein Magen laut bemerkbar machte. Anna grinste mich an und Flo begann zu kichern. Ein helles fröhliches Kinder kichern das ich seit dem Tod von Andy bei der kleinen Maus vermisste.

Ich erzählte den beiden von meinen Erlebnissen in Hamburg und Berlin. Anna hörte mir genau zu und gab mir zu Verstehen das sie bei den Untersuchungen durch den Detektiv voll hinter mir stehen würde. >>Egal, was das herauskommt<<, sagte sie zu mir. Ich nickte verständnisvoll und fragte nun wann ich Alexis besuchen könnte. Doch Anna erklärte, das es eine Kontaktsperre von zwei Wochen von der Klinik aus gebe.

>>Ich habe doch mit ihr heute früh telefoniert?<<, sagte ich.

>>Ja, sie darf uns anrufen. Aber wir dürfen sie nicht Anrufen und auch nicht Besuchen<<, sagte Anna und erzählte mir das es eine Anordnung von der Ärztin ist die Alexis behandelte.

Danke fürs Lesen und Voten!!!  

Familienleben -Zwischen Liebe und VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt