Alltag ????

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Alexis

Drei Wochen später....

Ich  lief Ziellos durch die Straßen von Wien und dachte an Andy.  Ich dachte an meinen Bruder und unsere gemeinsame Zeit die zuletzt so intensiv war wie nie zuvor. Am liebsten hätte ich geweint, aber ich hatte keine Tränen mehr.  Zu Weihnachten war noch alles ok und es lebte sich wie einem rosaroten Traum. Doch vor ca. zwei Wochen änderte sich alles schlagartig.

Erst der Unfall, dann das Koma und später die Entscheidung die Maschinen abzustellen. 
Ich  weinte Tage und Nächte lang, aß nichts mehr und zog mich von allem zurück. Auch wenn mich Katrin und Anna gebraucht hätten, ich konnte für sie nicht da sein.  Es dauerte lange, viele Tage, bis ich bereit war es überhaupt zu glauben und  zu akzeptieren, dass Andy nie wieder kam.

Ohne dass ich es wollte war ich beim Friedhof angekommen. Vor einer Wochen war die Beerdigung. Wir alle waren da um die beiden zu Verabschieden. Anna hatte ihre Zeit im Krankenhaus in Salzburg beendet und stand kurz vor beginn der Kur. Auch bei ihr würde es lange dauern bis sie damit leben kann, dass Andy und der kleine nicht mehr da waren. Meine Katrin war diejenige die den Alltag für uns alle meisterte. Sie kümmerte sich größtenteils um die kleine Flo. Wenn  diese im Kindergarten war um den Umzug in die neue Wohnung und ums Geschäft. Ich konnte das noch nicht und schlief immer noch in den kleinen Zimmer in Andys Haus.

 Doch irgendwann musste auch in meinen Leben wieder Alltag einkehren.  


Etwas später

Abrupt öffnete ich die Augen und richtete mich auf. Die Lampe neben dem Bett blendete mich und ich verharrte einige Sekunden, um mich an das helle Licht gewöhnen zu können.
Verwirrt rieb ich meinen Augen, stand auf und trat ans Fenster. Ich lehnte den Kopf gegen die kalte Scheibe und starrte in die Nacht hinaus. Ich konnte die dunklen Schatten der Tannen erkennen und wie sie sich im Wind wiegten. Sie wirkten so lebendig, aber das gedämpfte Licht des Mondes, schien sie alt und traurig wirken zu lassen. Als würden sie sich winden vor Schmerzen. Ich trat wieder zur Lampe, schaltete sie aus und legte mich ins Bett. Wieder fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Das schrille Piepsen des Wecker riss mich jäh aus meinen Träumen.Ich stellte den Wecker ab und ging ins Badezimmer. Dort stellte ich mich unter die Dusche und ließ die warmen Tropfen auf mich niederprasseln.

Als ich aus der Dusche kam und in den Spiegel sah, konnte ich sehen, dass meine Augen gerötet waren. Verwirrt ich ein Handtuch und trocknete mich ab. Als ich die Schlüssel an der Wohnungstür hörte. Katrin war gekommen um mich abzuholen.


Katrin

Nach dem ich die kleine Flo in den Kindergarten gefahren hatte, fuhr ich zu dem Haus. Ich wollte Alexis abholen. Sie hatte sich vorgenommen heute zu arbeiten. Sie wollte sich um den Papierkram für das Geschäft kümmern.

Als sie mich sah umarmte sie mich innig. Sie gab mir einen kleinen aber intensiven Kuss.

>>Schön das du da bist Liebes<<, sagte sie und machte sich für den Alltag fertig. 

Eine Stunde später saß wir in dem Büro und starrten auf den Monitor des Computers. Ich merkte wie sie  versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Sie antwortete mir, das sie rechtzeitig mit den Unterlagen fertig würde für die Behörden.

>>Ihr könnt also mit euren ersten Auftrag starten<<, erklärte sie mir. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf den Monitor und die Unterlagen und arbeitete weiter.

Am Nachmittag holten wir gemeinsam Flo vom Kindergarten ab. Diese freute sich ihre Tante Alexis zu sehen und umarmte sie zuerst  und dann mich. Zum ersten mal seit der Nachricht des Unfalls erkannte ich ein kleines lächeln in Alexis Gesicht. Wir setzten uns ins Auto und fuhren  zu einem Park. Es war schon spät geworden und es dämmerte schon leicht. Wir liefen zum Spielplatz und setzten uns auf die Bank. Flo ging zu den Geräten und spielte. Wir saß gemeinsam mit geschlossenen Augen und genossen die allerletzten Sonnenstrahlen. Als die Sonne langsam untergegangen war, fuhren wir zu unserem neuen zuhause in der Stadt. Trotz der Trauer, war Alexis heute wieder in den Alltag eingetaucht und hatte diesen gut gemeistert.


Danke fürs Lesen und Voten

Familienleben -Zwischen Liebe und VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt