Schmerz und Verzweiflung

412 28 2
                                    

Alexis

Neben mir hockte Katrin und streichelte meinen Rücken. Ich weinte hysterisch in ihren Armen, doch sie versuchte mich zu beruhigen. Mir war kalt und ich spürte scheinbar nichts. Katrin erzählte mir alles was sie von der Polizei erfahren hatte und wusste. Der Schmerz wütete tief ihn mir.

Zurückholen,
was gestern noch funktionierte,
ins Jetzt -
geht nicht mehr.
Nach vorne greifen,
fällt auch schwer.
Annehmen
und Wirklichkeit
erfahren
schmerzt und heilt. 
(© Monika Minder)

Worte die so war gewesen sind gingen mir durch den Kopf. Worte die hier in einen Bilderrahmen hingen zur Erinnerung meiner Eltern.

Ich war froh Katrin ihre Nähe zu spüren, sie im Arm zu haben, als ich zu realisieren begann, was passiert war.

>>Er ist bestimmt gestorben, ich spürte es<<, sagte ich vor mich hin.
Wieder und wieder hallten die Worte in meinem Kopf, unerträglich laut.
Ich begann zu schreien. Schlug um mich und tat wohl auch Katrin dabei weh. Ich versank in einem Meer aus Tränen bevor es schwarz und ich mich wurde.


Katrin


Alexis schlief und ich telefonierte mit dem Krankenhaus. Wir mussten da hinfahren um mehr zu erfahren.

>>Alexis du steigst jetzt bitte ins Auto ein. Keine Widerrede, wir müssen dort hinfahren und zwar jetzt<<, erklärte ich ihr mit etwas lauterer Stimme.  Sie war so verletzlich wie ein kleines Kind und voller Traurigkeit und so stieg sie in Trance ins Auto ein. Ich setze mich auf den Fahrersitz und wir fuhren nach Salzburg. Ich fuhr schnell, sehr schnell die Strecke. Drei Stunden und zwanzig Minuten brauten wir bis zum Unfallkrankenhaus in Salzburg. Alexis hatte fast die ganze Zeit im Auto geschlafen.

Wir gingen dann zum Empfang und fragten nach Familie Torstein. Eine ältere Frau führte uns durch die Wartehalle und ich schaute wieder zu Alexis. Sie wirkt sehr abwesend.

Wir waren auf Station angekommen und sollten uns erstmal setzen. Ich setze mich neben sie und gucke sie laufend an. Wir hatten beide sehr große Sorgen um die ganze Familie. Auch ich spürte Trauer, musste mich aber auch für Alexis kontrollieren und für sie da sein, weil sie keine so große emotionale Kontrolle hatte, wie ich.

Wir schwiegen uns an, und doch kannten wir die Gedanken der anderen. Dann kam ein Arzt und  und führte uns in seinen Raum.

>>Wir haben für sie gute und schlechte Nachrichten. Die gute ist, das es der kleinen Tochter, also ihrer Nichte für diese Umstände, recht gut geht. Auch ihre Mutter Anna ist ganz ok.  Ein paar Brüche aber sonst keine weiteren Verletzungen. Alles kann wieder heilen<<, erklärte uns der Arzt. Ich atmete leicht durch, für diesen Moment und war froh zu hören das der kleinen Flo erstmal gut ging.

Der Arzt fuhr nun mit seiner Ausführung fort, >>Die schlechte ist, dass wir ihren Bruder in ein künstliches Koma versetzen mussten. Die Verletzungen am Kopf war zu stark ausgeprägt und wir können noch nicht absehen wie lange es dauert. Im Moment wird er auf die Intensivstation behandelt.<<

Jetzt musste der Arzt auch erstmal tief durchatmen. Er schaute nun nochmal mit großen schweren Augen zu uns. >>Der kleine Mann im Auto, hat es leider nicht überlebt. Er ist am Unfallort verstorben. Mein Beileid für Sie<<, sagte der Arzt zu uns.

Es herrschte Stille und tränen liefen über unsere Augen. >> Er hatte doch noch alles vor sich der kleine Racker<<, sagte ich mit verweinter Stimme und schaute zu Alexis.

Zu meiner Überraschung fragte nun sie den Arzt direkt.

>>Können wir zu ihm? Ich will Andy sehen<<, sagte sie.

>>Aber ich sage es gleich zu ihnen. Die Verletzungen sind sehr schwer und er ist unter permanenter Beobachtung. Es kann sein dass er nicht mehr lange hat<<, erklärte der Arzt mit ruhiger Stimme und führte uns zu einem Zimmer auf die Intensivstation. Er erklärte uns noch das wir uns bitte noch bei der Polizei  melden sollten und verschwand aus dem Zimmer.

Wir guckten Andy an. So wie er lag, sah er friedlich aus, wie immer. So, als ob er jeden Moment aufwachen würde. Das einzige, das dieses Bild störte, waren die vielen Kabel und Kanäle, die an ihm lagen. Alexis ging zu ihm und küsste ihn die Hand. Sie schmiegt sich an ihn so gut es ging, aber er reagiert nicht. Wie denn auch. Ich sah wie Alexis wieder anfing zu weinen. Das ist viel zu viel für sie.

 Ich ließ die beiden alleine und verließ den Raum. Ich machte mich auf den Weg zur anderen Station um nach Anna und Flo zu sehen. Auch sie brauchten uns jetzt. All unser Mitgefühl und unsere Hilfe sollten sie bekommen. Ich trat in das Zimmer der beiden. Die Betten waren zusammengeschoben und beide lagen da und schlummerte wohl etwas. Anna trug an einem Bein und an einem Arm einen Gipsverband. Als die kleine Flo mich sah, stand sie langsam auf und stellte sich aufs Bett. Ich umarmte sie fest und drückte sie an mich. Anna nahm meine Hand und drückte sie ebenfalls.

>>Sie ist bei Andy, oder?<<, fragte sie mich nach Alexis. Ich nickte ihr zu.

>>Schön das du da bist. Alexis und du müsst euch jetzt erstmal um Flo kümmern, bis ich wieder stark genug bin. Andy ist ein Kämpfer, aber er und ich können hier jetzt nicht weg und die kleine ist bei euch gut Aufgehoben<<, sagte Anna mit angestrengter Stimme zu mir. Ich nickte ihr zu, obwohl ich wusste was für eine Verantwortung und eine Belastung auf mich zukommen würde. Es war ja nicht nur Flo sondern auch Alexis, die Wohnung und das neue Geschäft. Ich organisierte erstmal alles um Flo später mitzunehmen und ging dann wieder zu Alexis auf die Intensivstation um sie abzuholen. Aber sie wollte dort nicht weg. 

Danke fürs Lesen und Voten

Familienleben -Zwischen Liebe und VerzweiflungWhere stories live. Discover now