Die Psychologin

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KATRIN

 
Ich kam ins Krankenhaus und wollte sofort zu Alexis. Aber sie hatte gerade eine wichtige Therapie.

Deswegen setzte ich mich auf den Stuhl in ihr Krankenzimmer. Ich war froh das ich dort nicht Franz antraf. So schaute ich mir Gelangweilt das Zimmer an. Es war ein großes, helles Zimmer mit den fast bodentiefen Fenstern, die einen guten Einblick in einen Garten gaben. Ich sah aus dem Fenster nach draußen. Ich liebte diese wunderschöne und farbenprächtige Jahreszeit des Frühlings. Langsam und widerwillig wendete ich meinen Blick von dem Fenster ab, als die Tür hinter mich leise knarrte und jemand das Zimmer betrat. Ich sah eine Frau vor mir, mit langen schwarzen lockigen Haaren und braune Augen. Diese Frau erweckte sofort meine Sympathie. Sie schien wirklich sehr nett, freundlich und hilfsbereit zu sein.

>>Katrin<<,
begrüßte sie mich.
Ich war überrascht, dass sie meinen Namen kannte.

>>Ja, Frau...?<<

>>Sanchez, Frau Doktor Maja Sanchez. Ich bin eine Ärztin von Frau Torstein. Genauer gesagt, ihre Psychologin.<<


>>Sehr erfreut, Doktor Sanchez<<
, sagte ich und freute mich wirklich dabei. Diese Frau konnte mir vielleicht etwas genauer über Alexis Gesundheitszustand erzählen, was natürlich die ärztliche Schweigepflicht nicht verletzte.

>>Die Freude ist ganz auf meiner Seite<<
, sagte ich und drückte die mir entgegen gestreckte Hand. Ein fester Händedruck, der mehr als tausend Worte sagte und sehr klare Auskünfte darüber gab, was für Mensch einem gegenüberstand. Diese Frau, die mir gegenüber stand, war selbstbewusst, offenherzig, willensstark, geduldig, ehrlich und optimistisch. Natürlich habe ich das Ganze nicht durch diesen kurzen Händedruck verstanden. Ich konnte Menschen sehr gut verstehen und sie einschätzen. Meistens, zumindest, denn das brachte mein Job so mit. Schon damals hatte ich bei Franz ein komisches Gefühl. Besonders die Art und Weise wie er mit Alexis umging, war mir nicht geheuer.

>>Sie suchen bestimmt nach Alexis, ah ich meine Frau Torstein, vermutete ich mal<<
, sagte ich.

>>Nein, eigentlich wollte ich kurz mit Ihnen sprechen<<,
antwortete Frau Sanchez mir.

>>Ja, gerne, worüber denn?<<
, fragte ich und wunderte mich dabei. Vor ein paar Minuten wusste ich gar nichts von dieser Frau. Aber sie kannte mich anscheinend gut genug, um mit mir über etwas Wichtiges zu reden.

>> Über Frau Torstein <<, erklärte sie mir.

Ich fragte gar nicht erst danach, ob sie das durfte.

>>Alexis, stimmt etwas nicht mit ihr? Hat sie Probleme?<<,fragte ich etwas ängstlich.

>>Nein, ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Aber heute Nacht ist etwas Merkwürdiges passiert. Ich glaube, Sie sind die einzige, die mir helfen kann diese Situation zu erklären<<
,sagte sie zu mir.

Wir wechselten kurz das Zimmer. Jetzt befanden wir uns in einem größeren Raum wo ein großer Tisch und jede Menge Stühle standen.

>>Setzen sie sich bitte<<
, sagte Frau Sanchez zu mir und deutete auf einen der Stühle.

>>Ich hatte den ersten Termin mit Frau Torstein heute Morgen und sie erzählte mir etwas, was auch mit Ihnen zu tun hat<
<, erzählte mir die Ärztin.

Ich war überrascht und mein Herz fing an intensiv in meinem Brustkorb zu pochen. Konnte sich Alexis wieder erinnern?

>>Hat Frau Torstein etwas über uns erzählt?<<, fragte ich sie.

>>Was?<<, kam von der Ärztin.

Wie schön es doch wäre, wenn meine letzte Vermutung wahr würde. Die ganze letzte Nacht hatte ich gehofft, dass ein Wunder geschehen würde und Alexis alle ihre Erinnerungen zurückbekommen würde. Deswegen war ich auch gerade so aufgeregt, was wollte die Psychologin mir erzählen würde.

>>Was hat Frau Torstein über mich erzählt?<<
, fragte ich erneut und wunderte mich selbst wie leise und schwach meine Stimme war.

>>Sie hat mir von ihren Traum erzählt, denn sie letzte Nacht hatte. Ich weiß jetzt nicht so genau ob es wirklich ein Traum war oder eine Erinnerung im Traum oder sonst
noch was. Es ist sehr schwer für mich diese Situation zu beurteilen und
diesen Traum zu deuten, da ich Frau Torstein sehr schlecht kenne. Aber ihren
Worten nach, sind Sie ihre gute Freundin und Sie kennen sie
besser, als jemand anders<<
, erklärte Frau Sanchez.

>>Stimmt!<<, antwortete ich nach kurzem Zögern.

>>Mit dem Verlobten von Frau Torstein kann ich nicht über diese Sache reden reden, weil dieses Thema sehr heikel ist<<
, erklärte sie.

Schon der Gedanke an Franz machte mich nervös. Ich verleierte meine Augen, doch die Ärztin bekam es wohl nicht mit.

>>Ich würde sehr gern Ihnen helfen<<, versicherte ich sie sehr schnell, denn ich sah meine Chance und wollte nicht, dass die Psychologin sich es anders überlegen würde.

>>Es freut mich sehr es zu hören<<,
lächelte diese mich an.

Also begann sie und erzählte mir von Alexis Traum, der mich
immer wieder von kalt auf heiß überlaufen ließ. Ich konnte kaum glauben,
was ich da hörte. Ich saß in den Raum, schaute die Frau vor mir mit geweiteten Augen an und biss mich auf meine Unterlippe. Ich konnte mein Glück kaum fassen! Sie erinnerte sich tatsächlich an mich! Ja, klar, es war keine direkte Erinnerung. Es war mehr eine
Erinnerung im Traum. Für mich war es trotzdem ein erster Schritt. Ein großer
Schritt. Es war ein Blick in die Vergangenheit. In unsere gemeinsame
Vergangenheit. Alexis sah mich in diesem Traum, nicht irgendjemanden und auch nicht Franz, sondern mich, ihre große Liebe. Das machte mich total glücklich.

Ich wusste, wie ich gerade aussah. Ich konnte es Erahnen. Nicht nur
meine Wangen waren rot, sondern mein ganzer Kopf glich einer Tomate. Meine Augen waren weit aufgerissen und sie funkelten vor Glück, der Mund war halb geöffnet und mein Atem wurde hastig und schwerer.

Mein Zustand blieb von Frau Sanchez natürlich nicht verborgen.

>>Ich vermute, es war doch kein normaler Traum, nicht wahr?<<
, fragte sie mich mit einem freundlichen Lächeln.

>>Ja, es war kein normaler Traum. Das, wovon sie geträumt hatte, ist wirklich passiert. Sie ist meine Frau, meine Liebe. Wir haben immer gekämpft um unser Glück<<
, erklärte ich der Ärztin.

Ich hatte zu ihr vertrauen und erzählte ihr alles. Davon des unsere Ehe kaum akzeptiert wird von der Gesellschaft und auch von Franz und seinen Machenschaften.

Nach diesem intensiven Outing wartete ich auf ihre Reaktion. Fand sie es nicht normal oder hatte Probleme damit, dass wir anders lebten? Oder wird sie es einfach akzeptieren, wie der ein schon größer Teil der modernen Gesellschaft? Auf jeden Fall, hatte ich jetzt gar nicht vor, mein
Seelenleben auszupacken und mich vor ihr zu rechtfertigen. Mein Privatleben war nur meine Sache. Trotzdem, bedeutete mir ihre Meinung und Reaktion viel. Komisch, ich atmete erleichtert als ich ein breites Lächeln auf Frau Sanchez ihr Gesicht erkannte.

>>Ich wusste von Anfang an, dass Frau Torson und Sie nicht nur Freundinnen
sind. Ich meine Freundinnen in dem Sinne.. .

Familienleben -Zwischen Liebe und Verzweiflungحيث تعيش القصص. اكتشف الآن