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"Eine weiße Taube sagst du?"

"Ja" beantworte ich Mandys Frage. Nachdem Sophia und ich gefrühstückt haben, ist Liam vorbei gekommen und hat mich abgeholt. Natürlich nachdem wir uns aus unserer langen Umarmung gelöst haben. Ich habe Liam eigentlich für verrückt gehalten, wenn er mir jedesmal erzählt hat, wie sehr er mich vermisst. Aber mittlerweile kann ich es nachvollziehen. Auch nur einen halben Tag ohne ihn zu sein, weckt Sehnsüchte in mir, die ich noch nie gespürt habe.
Als wir dann im Reservat angekommen sind, hat Mandy wieder einen ihrer Zaubersprüche durchgeführt. Dabei muss sie wohl irgendwie von meinem Traum letzte Nacht erfahren haben.

"Weiße Tauben stehen auch in Hexenkreisen für Frieden. Das bedeutet, dass alles gut gehen wird. Liams und deine Liebe steht unter einem guten Stern." erklärt mir die rothaarige Frau und räumt einige Kräuter von dem Tisch, die sie zuvor für ihren Zauberspruch verwendet hat.

"Das ist schön zu hören." ertönt die Stimme von Liam hinter mir. Ich drehe mich zu ihm um und lächel ihn an. Seine liebevollen Augen mustern mich und er legt seine Hände von hinten um meinen Bauch. "Dann kann jetzt ja nichts mehr schief gehen." flüstert er und küsst ganz sanft meine Wange.

"Da kann ich dir leider nicht zustimmen." unterbricht Lucifer unseren schönen Moment. "Es könnte alles schief gehen, wenn du Katharina nicht bald markierst."

"Was ist eigentlich dein Problem? Du hättest doch keinen Nachteil, wenn die Blutsauger wieder das Licht der Welt erblicken." stößt Liam wütend hervor und reißt sich von mir los.

"Und schon wieder kann ich dir nicht zustimmen." sagt Lucifer ganz lässig und lehnt weiterhin unbeeindruckt an dem Türrahmen der Küche. "Es gibt gewisse Personen auf dieser Welt, denen nichts passieren darf. Also würde ich euch bitten die Nacht eures Lebens so schnell wie möglich zu erleben." Mit diesen Worten stößt er sich von dem Türrahmen ab und verschwindet in irgendeinem anderen Raum.

"Wenn er so weiter macht, bringe ich ihn irgendwann um. Mir egal, ob er ein Mitglied der Gilde ist." bringt Liam schnaufend hervor und starrt immer noch auf den Fleck, wo vor wenigen Sekunden Lucifer stand.

"Hey, beruhig dich." flüstere ich, ziehe ihn dabei zu mir und lege meine Hände auf seinen Wangen ab. "Er will nur jemanden beschützen." Tief schaue ich Liam in seine magischen, grünen Augen und erkenne etwas in ihnen, dass ich nicht deuten kann. "Was ist los mit dir?" frage ich also nach, da es mir Sorgen bereitet, nicht zu wissen, was Liam bedrückt.

"Ich erzähle es dir, aber nicht hier." Er greift nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her in einen riesigen Raum mit hohen Decken und vielen Büchern. Mit wirklich sehr vielen Büchern.

"Wo sind wir hier?" frage ich fasziniert von der Größe des Raumes. Ob man das noch als Raum bezeichnen kann?

"In unserer Bibliothek. Hier findest du unsere ganze Familiengeschichte und noch weitere Bücher über jedes mögliche Zauberwesen." antwortet Liam und setzt sich auf einen der Ledersessel, die sich in der Mitte des Raums befinden.

"Das ist...einfach nur wow!" stammel ich und streiche über ein paar der Buchrücken.

"Außerdem ist das der einzige Ort im Reservat, an dem man ungestört reden kann, ohne dass einem jemand zuhört."

"Wie meinst du das?" frage ich verwirrt nach.

"Die Wände sind zusätzlich mit einer dicken Stahlschicht verkleidet. Hier dringt keine Stimme geschweige denn Gedanke nach außen." antwortet er und deutet auf die Wände. "Aber ich möchte mit dir nicht über die Architektur dieses Hauses sprechen. Ich möchte mit dir über uns sprechen."

"Liam, was ist los?" frage ich erneut verwirrt nach.

"Komm her." sagt er nur und deutet auf seinen Schoß. Ich reiße mich von den Büchern los und lasse mich von Liam auf seinen Schoß setzen. "Du weißt, dass in ungefähr zwei Wochen Blutmond ist. Ich will dich auch auf keinen Fall zu etwas drängen. Aber irgendwann muss ich dich markieren." flüstert er die letzten Worte gegen meinen Hals.

"So hatte ich mir das alles ganz sicher nicht vorgestellt. Ich dachte immer es passiert dann, wenn ich tief in mir drin weiß, dass es passieren soll. Doch jetzt weiß ich nicht, ob ich schon so weit bin." beichte ich Liam meine Bedenken. "Du bist der richtige und ich möchte diese Erfahrung auch mit keinem anderen teilen."

"Es bedeutet mir viel, dass du mir das sagst." Liam legt seine Hand auf meiner Wange ab und streichelt sie sanft. Dabei sucht sein Blick meinen, aber meine Augen sind nur auf sein dunkelrotes T-Shirt gerichtet.

"Oh man, ich glaube nicht, dass ich das gleich sagen werde." platzt es aus mir heraus und ich schmeiße lachend den Kopf in den Nacken.

"Was genau meinst du?" fragt Liam schmunzelnd und ein wenig verwundert über meinen plötzlichen Stimmungswechsel.

"Lass es uns morgen tun." antworte ich lächelnd. Und auf Liams verwirrten Blick antworte ich: "Morgen Abend ist mein Dad bei John und verbringt dort seinen Männerabend. Das heißt bei mir ist keiner zu Hause. Eine bessere Chance bekommen wir nicht."

"Du meinst das also ernst?" fragt Liam immer noch nicht so ganz überzeugt nach.

"Ja, ich meine das vollkommen ernst."

"Du weißt aber schon, dass ich dich mit diesem Gespräch nicht dazu drängen wollte?" Besorgt mustert er meine Augen, in der Hoffnung sie könnten ihm eine Antwort geben.

"Das ist mir durch aus bewusst." antworte ich lächelnd und lege meine Lippen auf seine. Ein Kuss, der nur noch einmal mehr beweist, was ich für Liam empfinde. Ein Kuss, der ein Versprechen für unseren morgigen Abend sein sollte. Und ein Kuss, der Liam für immer an mich binden sollte.

Luna - menschliche Gefährtin Where stories live. Discover now