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Sonntag, dass heißt das morgen wieder Schule ist. Den Nachmittag habe ich genutzt, um meine Hausaufgaben zu erledigen und für die ersten Klausuren zu lernen. Seit dem ich diese unruhigen Nächte habe, fällt es mir sehr schwer mich zu konzentrieren. Die letzten zwei Nächte war es besonders schlimm. Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl bekommen und bin es seit dem auch nicht mehr los geworden. Das Gefühl ist wirklich sehr schwer zu beschreiben. Es ist eine Art von vermissen, aber ich kann es nicht so richtig zuordnen. Eigentlich wollte ich deswegen ja zum Arzt gehen, aber die letzten Tage hatte ich wenig Zeit dafür, da die Schule nun anfängt stressig zu werden und außerdem gab es dann noch die Besuche bei Liam. Für heute habe ich mir vorgenommen zeitig schlafen zu gehen. Vielleicht bringt es sogar was.

Kurz bevor ich mein Licht aus mache überprüfe ich noch einmal, ob alle Schulaufgaben erledigt wurden und ob sich in meinem Rucksack alle Utensilien befinden, die ich für den morgigen Schultag bräuchte. Da nichts fehlt schalte ich das Licht aus und springe in mein kleines aber gemütliches Bett. Meinem Dad kann ich nicht gute Nacht sagen, da er diese Woche Nachtdienst hat. Das kommt eher selten vor, aber ab und zu trifft es ihn doch mal.

Wie jeden Abend schlafe ich sehr schnell ein, da ich von der vorherigen Nacht noch sehr müde bin und so verfalle ich in einen Traumlosen Schlaf.

Nach einer Weile wache ich allerdings wieder auf. In meinem Zimmer ist es noch dunkel, was deutet, dass es mitten in der Nacht sein muss. Mein Verdacht bestätigt sich als ich auf den Wecker schaue, der mir mit großen leuchtenden Ziffern anzeigt, dass es erst halb drei ist. Naja immerhin habe ich sechs Stunden geschlafen. Das ist meine Bestzeit seit den letzten Tagen.

Ich bin aber nicht Grundlos aufgewacht. Da war wieder dieses Gefühl beobachtet zu werden. Und nur um sicher zu gehen, dass da niemand ist, schalte ich die Nachttischlampe neben mir ein. Doch diesmal bekomme ich fast einen Herzinfarkt. Das ist doch bloß ein schlechter Traum! In Mitten meines Zimmers steht Liam! Ja, wahrhaftig Liam. Grüne Augen, schwarze Haare. Unverkennbar, es ist Liam!

Dieser begibt sich im Augenblick fluchtartig zu meinem offen stehenden Fenster und bevor ich mich von meinem Schock erholen kann, ist er auch schon aus dem Fenster gesprungen.

Schließlich erwache ich doch aus meiner Starre und laufe schnell zu dem noch immer offen stehend Fenster, doch dort ist niemand mehr zu sehen.

Das kann doch nicht wahr sein? Aber ein Traum war es keinesfalls, denn Liams Geruch befindet sich noch immer in meinem kleinen Zimmer.

Er war es wirklich.
Er war wirklich hier.
Und er ist wahrhaftig durch mein Fenster gekommen.

Der Schock sitzt noch zu tief, um jetzt an Schlaf denken zu können. Im Grunde habe ich eh genug geschlafen. Ich entscheide mich also dazu ins Badezimmer zu gehen und mir ein heißes Bad einzulassen. Das beantwortet vielleicht nicht die tausend Fragen, die mir im Moment durch den Kopf schwirren, aber es wird den Schock etwas lindern, der mir noch immer in den Knochen sitzt.

Gegen vier Uhr war meine Haut dann komplett zerschrumpelt. Immerhin habe ich mich ein bisschen von dem Schock erholt.

Frisch angezogen und mit einem Marmeladentoast in der Hand sitze ich nun vor dem Fernseher im Wohnzimmer und schaue mir eine Nachrichtenschow an. Eins habe ich in meiner High School Zeit immer wieder zu hören bekommen, nämlich dass es sehr wichtig ist Nachrichten zu schauen. Das fördert die Allgemeinbildung und erleichtert einen die Schulzeit sehr. Aber wie viel Teenager schauen schon freiwillig Nachrichten? An der Blue Wood High sind das vielleicht inklusive mir 10 Schüler.

Die Uhrzeit am Fernseher verrät mir, dass mein Dad gleich von der Feuerwache zurück kehren müsste und auch Sophia jeden Augenblick in unserer Einfahrt erscheinen müsste. Also stelle ich schon einmal die Kaffeemaschine an und hole aus meinem Zimmer meinen Rucksack.

Gerade als ich die Treppen runter gehe, öffnet sich im Flur die Haustür.

"Guten Morgen." begrüßt mich mein Dad müde und hängt seine Jacke an der Garderobe auf.

"Guten Morgen Dad." grüße ich zurück und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. "In der Küche läuft schon der Kaffee durch. Ich mache mich dann mal auf den Weg." Und genau in dem Moment ertönt Sophias Hupe aus unserer Einfahrt.

"Danke, du bist ein Schatz! Ich wünsche dir viel Spaß in der Schule." sagt mein Dad bevor ich auch schon unser Haus verlasse und bei Sophia ins Auto steige.

Die Fahrt verläuft ruhig. Außer den Stimmen im Radio sagt niemand etwas. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt an meinen Plan zu denken. Ich habe mir nämlich vorgenommen Liam zur Rede zu stellen. Was fällt ihm denn eigentlich ein mitten in der Nacht in mein Haus einzubrechen? Und mich dann auch noch beim schlafen zu beobachten?!

Auf dem Schulparkplatz angekommen schicke ich Sophia schon einmal vor und warte Währenddessen auf den grauen Jeep. Dieser kommt auch ziemlich schnell, aber zu meiner Überraschung steigt nicht Liam auf der Fahrerseite aus, sondern Aiden.

Maddy, die mich als erstes entdeckt kommt mit einem schwachen Lächeln auf mich zu.

"Liam hat mir von eurem Nächtlichen Zusammentreffen erzählt. Er erwartet dich heute Nachmittag bei uns." sagt sie direkt ohne eine freundliche Begrüßung vorneweg. Das war leider auch das einzige, was sie mir dazu sagte. Jegliche weiteren Frage blockte sie ab. Auch Scott und Aiden verhielten sich irgendwie angespannt mir gegenüber. Sophia ist allerdings nichts aufgefallen, hat sie gemeint, als ich sie darauf ansprach.

Luna - menschliche Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt